Warum ist die Arbeit bei Wort und Wissen wichtig?
Diskussionsbeitrag des Leitungskreises der Studiengemeinschaft Wort und Wissen
Die STUDIENGEMEINSCHAFT WORT UND WISSEN (W+W) möchte Christen und Nichtchristen Denkhilfen anbieten, um wissenschaftliche Erkenntnisse unter Berücksichtigung des Wortes Gottes, der Bibel, zu verstehen und zu interpretieren. Dabei beschäftigt sich W+W vor allem kritisch mit Ursprungsfragen, d.h. mit der Entstehung und Entwicklung des Kosmos, der Erde und des Lebens und mit der Geschichte des Menschen. Darüber hinaus bildet auch die Biblische Archäologie einen Arbeitszweig, und auch Themen aus dem Bereich Wissenschaftstheorie und Wirtschaftswissenschaften sind Gegenstand der W+W-Arbeit. Da Ursprungsfragen unserer Ansicht nach eng mit dem Verständnis der biblischen Ur- und Heilsgeschichte verknüpft sind, ist W+W herausgefordert, sich auch mit Fragen der Auslegung biblischer Texte auseinanderzusetzen. Im Folgenden soll die Beschäftigung auf all diesen Gebieten unter dem Begriff „Schöpfungsforschung“ zusammengefasst werden.
Im Zuge der Beschäftigung mit diesen inhaltlichen Schwerpunkten hat W+W schon viele wertvolle Publikationen in verschiedenen Fachgebieten veröffentlicht. Diese wurden zu einem großen Teil durch ehrenamtliche Mitarbeiter erarbeitet, die dies zusätzlich zu ihrer beruflichen Belastung leisteten. Dabei sind die Opfer, die durch dieses Engagement in finanzieller, familiärer oder manchmal auch gesundheitlicher Hinsicht in Kauf genommen werden, nicht unerheblich. Die Problematik besteht vor allem in der Tatsache, dass es nur wenige Menschen gibt, die sich in dieser Weise aktiv beteiligen. Dadurch verteilt sich die Arbeit bislang auf wenige Schultern. Der Mitarbeitermangel führt letztlich auch dazu, dass viele interessante Projekte nicht bearbeitet werden können, weil die zur Verfügung stehenden Mitarbeiter bereits vollständig ausgelastet sind.
Ein Grund, weshalb sich viele Menschen und auch Gemeinden zurückhalten, sich auf dem Feld wissenschaftlicher Auseinandersetzungen mehr einzubringen, dürfte vor allem in der Natur der Aufgabe liegen. Die eigentliche Forschungsarbeit muss von Fachleuten verrichtet werden und das mit beträchtlichem Arbeitsaufwand. Damit verglichen ist der Ertrag dieser Arbeit für die christliche Verkündigung und Evangelisation oft nicht unmittelbar ersichtlich. Einfach und überspitzt gefragt: Weshalb soll mit christlicher Motivation monate- bis jahrelange Arbeit in wissenschaftliche Detailfragen investiert werden, wenn eine solche Arbeit gar keinen Bezug zu christlicher Verkündigung und Evangelisation zu haben scheint? Ist das nicht einfach nur ein Hobby für speziell Interessierte? Im Folgenden soll aufgezeigt werden, warum die Arbeit bei W+W gerade auch für die christlichen Gemeinden und die biblische Verkündigung wichtig ist.
Inhalt
- Schöpfungsforschung als Teil der Apologetik
- Kurzzeitkreationismus als Glaubenshindernis?
- Gemeinde Jesu und Schöpfungsforschung
- Anmerkung
- Literatur
Schöpfungsforschung als Teil der Apologetik
Apologetik bedeutet die Verteidigung des Glaubens gegen kritische Einwände und hat eine lange Tradition in der christlichen Geschichte (siehe z.B. GEISLER 1999). Die Bibel selber ermuntert an verschiedenen Stellen zur apologetischen Tätigkeit. Die klassische Bibelstelle in diesem Zusammenhang ist 1. Petrus 3,15b: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung [griechisch: , apologia] vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“. In Phil. 1,7 redet Paulus davon, dass er das Evangelium „verteidige und bekräftige“ und in Vers 16 sogar, dass er aufgrund der „Verteidigung des Evangeliums“ gefangen sei. In Judas 3 werden wir im Zusammenhang von Irrlehrern ermahnt, „für den Glauben zu kämpfen, der ein für allemal den Heiligen überliefert ist“. Zudem sollen wir uns der Zweifler erbarmen (Judas 22).1
In der heutigen Zeit werden Angriffe auf den christlichen Glauben häufig im Namen der Wissenschaft ausgeübt. Solche Angriffe basieren häufig auf einem naturalistischen Weltbild (d. h.: Die Natur ist alles, was existiert), wobei die Evolutionslehre2 einen zentralen Platz einnimmt. So wird heute mit dem Hinweis auf die Erklärungskraft der Evolutionslehre vermehrt der historische Wahrheitsgehalt der Bibel – und speziell der ersten 11 Kapitel – in Frage gestellt. In den Medien wird Evolution als wissenschaftliche Tatsache präsentiert. Wer etwas anderes vertritt, wird dabei zunehmend als wissenschafts- oder gar demokratiefeindlich dargestellt.3 In persönlichen Gesprächen zeigt sich häufig eine große Unsicherheit unter Christen. Manche mögen sich achselzuckend fragen, wieso das Ganze überhaupt für den christlichen Glauben bedeutsam sei und halten eine „theistische Evolution“ (d.h. Evolution durch direktes oder indirektes Eingreifen Gottes) für akzeptabel. Andere fühlen sich vielleicht hilflos gegenüber der Übermacht der einseitigen Berichterstattung von Seiten der Medien. Nicht wenige halten sich aus der Sache heraus und lassen sich nicht irritieren, können dann aber denjenigen auch nicht helfen, denen diese Thematik „unter den Nägeln“ brennt.
Angesichts dieser gesellschaftlichen Situation ist die Beschäftigung mit Ursprungsfragen heute ein Kerngebiet, in welcher Apologetik betrieben werden muss. Es genügt nicht, Apologetik lediglich auf philosophischen und theologischen Gebieten zu betreiben. Im Folgenden werden einige Punkte aufgelistet, die die Bedeutung der Schöpfungsforschung für das Reich Gottes deutlich machen:
- Prä- und Post-Evangelisation: Schöpfungsforschung lässt sich zwar nicht direkt evangelistisch einsetzen, doch erfüllt sie die Funktion als „Vorbereitungs-“ und „Unterstützungswerkzeug“ zu einer Evangelisation und danach. Gerade Neubekehrte haben viele Fragen an den christlichen Glauben und brauchen in dieser Hinsicht auch fundierte Hilfe. Schöpfungsforschung bringt die Bibel in konkreten Bezug zur materiellen Welt und hilft suchenden und fragenden Menschen, Glaubenshindernisse aus dem Weg zu räumen. Auf diese Weise werden Menschen für eine Evangelisation vorbereitet. In Röm. 1,20 schreibt Paulus, dass man Gottes „unsichtbares Wesen“ beim Betrachten der Schöpfung erkennen könne. „Schöpfung“ war darum auch im heidnischen Athen ein entscheidender Anknüpfungspunkt für die Verkündigung des Paulus (Apg. 17,24) und ist es auch heute in besonderer Weise. Es sollte uns daher nicht überraschen, dass der Glaube an einen souverän handelnden Schöpfer in den Medien stark unter Beschuss geraten ist.
- Glaubensstärkung: Die Schöpfungsforschung kann gläubigen Menschen dienen, in ihrem Glauben an „Gott, den allmächtigen Schöpfer von Himmel und Erde“ gestärkt zu werden. Dies ist besonders wichtig in unserer postmodernen und multikulturellen Gesellschaft, in welcher scheinbar jede Wahrheit nur noch relativ gilt und man Glaube zur Privatsache erklärt. Schöpfungsforschung trägt auch auf anschauliche Weise dazu bei, dass das Staunen und das Lob über die Schöpfung wieder zunehmen, womit dem Schöpfer Ehre zuteil wird (wie das in vielen Psalmen zum Ausdruck kommt).
- Gesellschaftliche Geltung: Der christliche Glaube hat neben einer geistlichen Grundlage auch eine rationale, allgemein nachvollziehbare Dimension. Wie soll man z.B. in ethischen Fragen christlich argumentieren, wenn man nicht klar machen kann, warum die Bibel Geltungsanspruch hat? Ethische Fragen hängen eng mit dem „Wesen“ des Menschen und dessen Herkunft zusammen (wie ist der Mensch entstanden?); darüber gibt die Bibel klare Auskunft. Wird die biblische Basis in Frage gestellt, fallen damit auch die Maßstäbe, an denen ethische Normen ausgerichtet werden. Argumentiert man hier nur über biblische Werte, werden das wohl zunehmend mehr Menschen als für sie unverbindlich betrachten.
Glauben und Denken gehören zusammen. Nach biblischem Verständnis4 ist es nicht möglich, das eine vom anderen abzukoppeln. Das klingt sogar im höchsten Gebot an, wo es heißt, wir sollen Gott mit unserem ganzen Verstand5 lieben (Mat. 22,37, Mk. 12,30). Das Denken soll nicht über-, aber auch nicht unterbetont werden. Die Bibel hat klar kommunizierbare Inhalte, die nicht einfach von ihrem historischen Kontext gelöst werden können6. Natürlich kann man eine Evangelisation auch ohne die Ergebnisse der Schöpfungsforschung durchführen, um nochmals auf die Fragen in der Einleitung zurückzukommen. Was ist aber, wenn wir vor einer jungen Generation stehen, die aufgrund der einseitigen Berichterstattung in den Medien und aufgrund von Bildungsinhalten in den Schulen und Museen das Vertrauen in die Heilige Schrift verloren hat? Man muss sich nur ein wenig in Internetforen umsehen, um sich zu überzeugen, wie sehr gerade junge Menschen mit Argumenten und Vorurteilen gegen den christlichen Glauben „vollgestopft“ sind. Was ist weiterhin, wenn man selbst innerhalb der Gemeinden eine christliche Ethik kaum mehr aufrechterhalten kann, weil der biblische Text nicht mehr als allgemeingültiger und verbindlicher Maßstab anerkannt wird, da ihm die historische Wahrheit aberkannt wurde?
Der strategische Gesichtspunkt der Schöpfungsforschung lässt sich anhand des folgenden Vergleichs veranschaulichen: Es ist ähnlich, wie wenn ein Missionar in einer ihm fremden Kultur das Evangelium verbreiten und dort Menschen für den Glauben gewinnen möchte. Er benötigt dazu eine jahrelange Ausbildung, um die Sprache und kulturellen Gewohnheiten so gut kennen zu lernen, dass er sich überhaupt verständlich machen kann. Auch hier könnte man die Frage stellen, welchen unmittelbaren Nutzen der Spracherwerb für die Evangelisation haben soll. In einer längerfristigen Perspektive ist dies klar; ohne den Erwerb der Sprache kann er die Menschen in dieser Kultur gar nicht erreichen. So ist es auch mit der Schöpfungsforschung und der Auseinandersetzung mit Weltbildern, die letztlich gegen die Bibel gerichtet sind.
Kurzzeitkreationismus als Glaubenshindernis?
Gelegentlich hört man den Einwand, dass die Lehre einer jungen Erde viele Intellektuelle eher vom Glauben abhalte, als dem Glauben näher zu bringen. In diesem Sinne sei Schöpfungsforschung eher kontraproduktiv und es sei darum besser, Ungläubige nicht damit zu konfrontieren. Es sei zugestanden, dass die Lehre einer jungen Erde für den Einzelnen wirklich einen Stolperstein darstellen kann. Die anerkannten Theorien über die Datierung von Gesteinen sind derzeit nicht leicht anfechtbar. Zudem sind in der Astronomie lange Zeiträume bereits dadurch nahe gelegt, da das Licht von sehr weit entfernten Sternen offenbar Milliarden von Jahren erfordert, um die Erde zu erreichen. Auf diese Probleme können momentan keine befriedigenden wissenschaftlichen Antworten in einem Kurzzeitrahmen gegeben werden. Sollte man deshalb gänzlich auf die Auseinandersetzung mit dieser Materie verzichten und sich lediglich auf Kritik an einer naturalistischen Evolutionslehre beschränken? Wir meinen nein.
Wer die Aussageabsicht der Bibel ernst nimmt, wird automatisch an die Problematik zwischen biblischer Urgeschichte und langen Zeiträumen herangeführt. Es würde daher letztlich gar nicht viel bringen, diese Problematik einfach zu übergehen. Damit würden nur zusätzliche Unsicherheiten geschaffen. W+W vertritt eine Kurzzeitposition, da diese der Aussageintention der biblischen Texte zur Schöpfung und Urgeschichte Rechnung trägt.7 Wenn sich zeigen sollte, dass die Schrift diese Sicht nicht fordert, sind wir freilich bereit, unsere diesbezüglichen Vorstellungen zu überdenken; wir wollen in den verbindlichen Grundlagen unserer Arbeit jedoch nicht über das biblische Wort hinausgehen. Wer unsere diesbezügliche Position nicht teilt, ist dennoch gerne zur fachlichen Mitarbeit eingeladen. Wir richten uns an Menschen, die in diesem Spannungsfeld aufrichtige Fragen stellen und Orientierung suchen. Ist das Schriftverständnis von W+W der Bibel angemessen, dann ist es erforderlich, in diesem Bereich zu forschen, da wir nun mal nicht ändern können, dass die Bibel von einer jungen Erde spricht.
Gemeinde Jesu und Schöpfungsforschung
Die Notwendigkeit wissenschaftlicher Arbeit ist der christlichen Gemeinde nicht leicht zu vermitteln. Die Überlegungen in diesem Diskussionsbeitrag sollen dazu beitragen, den Sinn dieser Arbeit und ihre Bedeutung besser zu verstehen. Wir machen die Erfahrung, dass Gemeinden durchaus offen und dankbar sind, wenn man ihnen anbietet, einen Vortrag zu halten oder einen Text für die Gemeinde zu schreiben. Die Rückmeldungen sind fast immer positiv und die Hilfeleistung an den Gläubigen wird geschätzt. Dennoch sehen nur wenige Gemeinden die Notwendigkeit, selber konkret zur Schöpfungsforschung beizutragen, indem sie Gemeindemitglieder mit entsprechender Begabung ermutigen, als Mitarbeiter in die Thematik einzusteigen. Kurz gesagt: Das Ergebnis ist vielen willkommen, die zu investierende Arbeit nicht. Das funktioniert natürlich so nicht.
Die aufwändige Detailarbeit kann nicht umgangen werden. Andernfalls würden die Ergebnisse der Schöpfungsforschung qualitativ ungenügend. Sie könnten einer Überprüfung nicht standhalten und würden zurecht angefochten werden. Damit böte man den Kritikern unnötige Angriffsflächen und machte sich insgesamt unglaubwürdig. Ohne sorgfältige wissenschaftliche Arbeit fehlt zudem die Basis für einen Unterricht, der alternative biblisch begründete Inhalte präsentiert.8 Das gilt für staatliche Schulen gleichermaßen wie für die christlichen Bekenntnisschulen. Die Christen unter den Lehrern brauchen fachliche Rückendeckung und müssen sich sicher sein können, dass ihr Material fachlicher Kritik standhält. W+W hat sich deshalb dazu entschlossen, die Detailarbeit nicht durch Oberflächlichkeit zu ersetzen. Das führt zwar dazu, dass wir insgesamt weniger machen können, das aber dafür gründlich und zuverlässig. Das Resultat ist eine Handvoll ausgezeichneter Bücher sowie Schriften und Artikel, die nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet wurden und hohe fachliche Qualität beanspruchen können.
Es sollte in diesem Diskussionsbeitrag deutlich gemacht werden, dass Schöpfungsforschung Dienst am Reich Gottes ist. Die Gemeinden sollten sich daher die Frage stellen, ob sie fachlich ausgebildete Gemeindemitglieder mit entsprechenden Begabungen als ehrenamtliche Mitarbeiter in diesen Dienst berufen können. Das bedeutet aber auch, dass solche Mitarbeiter von anderen gemeindlichen Diensten soweit freigestellt werden, dass ihre zeitliche Kapazität diesen zeitintensiven Dienst zulässt. Es gibt zudem viele junge Christen, die sich für Schöpfungsforschung interessieren. Wenn diese unterstützt werden, dann haben wir die Chance, in einigen Jahren Wissenschaftler zu gewinnen, die sich ihrerseits für die historische Zuverlässigkeit der Bibel und damit auch für das Evangelium einsetzen können.
Es wäre schön, wenn zwischen W+W und den evangelikalen Gemeinden eine Art „Symbiose“ zustande käme: W+W versorgt die Gemeinden mit qualitativ gutem Material und mit Orientierungshilfen, und die Gemeinden unterstützen W+W in Form von Gebet, Finanzen und Mitarbeitern. Durch diese gegenseitige Unterstützung kann W+W den Gemeinden die nötige apologetische Rückendeckung geben, um in intellektuell turbulenten Zeiten wie dieser den Glauben an die Zuverlässigkeit des ganzen Wortes Gottes zu bewahren.
Falls Sie an Informationen interessiert sind, welche Dienste W+W anbietet, wie Sie W+W unterstützen können und wer für eine Mitarbeit geeignet ist, dann besuchen Sie doch unsere Homepage www.wort-und-wissen.de und speziell die Rubrik „Mitarbeit“.
Der Leitungskreis der Studiengemeinschaft
Wort und Wissen
Anmerkungen
- Es könnte hier entgegengehalten werden, dass in diesen Bibelstellen lediglich von der Verteidigung der christlichen Heilsbotschaft (Evangelium) die Rede ist. Es soll hier jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Schöpfung, der Sündenfall und die ganze biblische Urgeschichte nicht von der biblischen Heilslehre abgekoppelt werden können. Sowohl Jesus als auch die Apostel nehmen direkten Bezug zur biblischen Urgeschichte. Für eine einfache Schrift zu diesem Thema sei „Jesus, Darwin und die Schöpfung“ und für eine detaillierte Auseinandersetzung „Leben durch Sterben?“ (beide von Reinhard JUNKER) empfohlen. Zudem scheint Judas 22 in sehr allgemeiner Weise auszusagen, dass wir Menschen mit Zweifeln helfen sollen.
- Unter Evolutionslehre soll hier die allgemeine Ansicht verstanden werden, dass alle Tier- und Pflanzenarten und der Mensch sich im Laufe der Erdgeschichte in direkter Abstammung durch schrittweise Veränderungen aus Vorformen naturgesetzlich bedingt entwickelt haben.
- So zum Beispiel in krasser Form in einer Empfehlung des Europarats vom Oktober 2007, in der den EU-Mitgliedsstaaten geraten wird, einen Eingang des Kreationismus in Schulen zu verhindern. Eine entsprechende Resolution war im Juni 2007 zunächst von der Tagesordnung genommen worden (siehe dazu „Europarat und Kreationismus“), wurde dann aber in wenig abgeschwächter Form im Oktober mit ca. 2/3 der Stimmen verabschiedet.
- Mit „biblischem Verständnis“ ist eine Hermeneutik gemeint, die die biblische Überlieferung textgetreu zu verstehen versucht. Eine Einführung in dieses Schriftverständnis gibt beispielsweise Helge STADELMANN in seinem Buch „Evangelikales Schriftverständnis. Die Bibel verstehen – Der Bibel vertrauen“.
- Das griechische Wort ‚’ (dianoia), das hier mit Verstand wiedergegeben wurde, wird in der Lutherbibel mit ‚Gemüt’ übersetzt, wobei für Luther das Gemüt auch den Verstand umfasste. Der Bedeutungsraum von ‚’ beinhaltet jedoch eher Begriffe wie ‚Denken’, ‚Verstand’ und ‚Gesinnung’ (BEHM & WÜRTHWEIN 1990). GNILKA (1988) schreibt dazu in seinem Kommentar: „ enthält das Element des Rationalen. Gott ist nicht nur Objekt des Liebens, Strebens, Wollens und Fühlens, sondern auch des Intellekts. Er soll aus diesem Raum nicht ausgesperrt sein.“ ersetzt in Mat. 22,38 den Ausdruck ‚Kraft’ aus 5.Mose 6,5 und erscheint in Mk. 12,30 zusätzlich zu ihm.
- STADELMANN (2005, S. 157) schreibt hierzu: „Man möchte die religiösen Wahrheiten der Bibel theologisch beibehalten, zugleich aber die historische Wirklichkeit des in der Bibel bezeugten Geschichtshandelns Gottes aus weltanschaulichen Gründen preisgeben.“ Man sehe zu diesem Punkt auch die Literatur in Fußnoten 1 und 7.
- Für eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik lese man die Diskussionsbeiträge „Lehrt die Bibel eine junge Schöpfung?“ (R. JUNKER), „Wie lang waren die Schöpfungstage?“ (W. HILBRANDS), „Die biblische Urgeschichte – wirkliche Geschichte“ (M. STEPHAN) und „Die Bindung der Erdgeschichte an den Sündenfall des Menschen“ (M. STEPHAN).
- W+W hat zur Frage, inwiefern Evolutionskritik und Schöpfungslehren an den Schulen gelehrt werden sollen, differenziert Stellung bezogen (siehe „Evolution und Schöpfung in der Schule“).
Literatur
- GEISLER N (1999)
- Baker Encyclopedia of Christian Apologetics. Baker Academic.
- GNILKA J (1988)
- Das Matthäusevangelium. II. Teil. Kommentar zu Kap. 14,1-28,20 und Einleitungsfragen. Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament. Freiburg: Herder.
- JUNKER R (1994)
- Leben durch Sterben. Neuhausen-Stuttgart.
- JUNKER R (2004)
- Jesus, Darwin und die Schöpfung. Holzgerlingen.
- BEHM J & WÜRTHWEIN E (1990)
- „noéô“, Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament IV, Hg. G. KITTEL, Studienausgabe (ND von 1942), Stuttgart: Kohlhammer, S. 947-1016.
- STADELMANN H (2005)
- Evangelikales Schriftverständnis. Die Bibel verstehen – Der Bibel vertrauen. Hammerbrücke.