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Norbert Pailer: „Das Schweigen der Sterne“

Staunen über die Geheimnisse des Kosmos
SCM Hänssler, Hardcover mit Schutzumschlag, Format 17 x 23,5, 160 Seiten, farbig

Nachfolgend eine Rezension von Peter Trüb:

In seinem neuen, wunderschön illustrierten Buch gewährt Dr. Norbert Pailer einen Einblick in das Leben und Denken eines christlichen Astrophysikers. Um möglichst viele Leser zu erreichen, wählt er eine einfache, gut verständliche Sprache, so dass das Buch auch ohne Vorkenntnisse in Astronomie gelesen werden kann. Das Buch ist so vielfältig wie der Autor, der sich nicht nur mit himmlischen Dingen wie dem Aufbau des Sonnensystems oder dem christlichen Glauben beschäftigt, sondern sich in seiner Freizeit auch irdischen Themen wie dem Bau eines Teleskops oder eines Mikroskops widmet. So kommen in dieser Neuerscheinung nicht nur das Weltall mit seinen Sternen, Planeten und Kometen zur Sprache, sondern auch das Verhältnis von Glauben und Wissenschaft, die Schönheit von Schwefelkristallen und die Frage, was uns die Feinabstimmung der Naturgesetze zu sagen hat. All diese Aspekte führen Norbert Pailer zu einem dankbaren und demütigen Staunen darüber, wie wunderbar der Schöpfer dieses Universum erschaffen hat.

Nimmt man das Buch zum ersten Mal in die Hand, fällt der Blick gleich auf die schöne Bebilderung. Viele der Aufnahmen hat der Autor mit seinem selbst gebauten Teleskop gemacht. Wieviel Geduld und Ausharren in kalten Nächten ein gutes Bild erfordert, erfährt der Leser in den abwechslungsreich geschilderten Erfahrungsberichten des Autors.

Durch die präsentierten praktischen Orientierungshilfen am Nachthimmel mag der eine oder andere Leser ermutigt werden, sich selbst wieder einmal der Sternenbeobachtung hinzuwenden. Wie ich selbst bestätigen kann, lässt sich die eigene Erfahrung der Schönheit des Sternenhimmels auch durch das Lesen des besten Astronomie-Buches nicht ersetzen. Den Saturn mit seinen Ringen durch ein Teleskop zu sehen, ist ein eindrückliches Erlebnis! Allerdings stehen die Aufnahmen Pailers im Buch Seite an Seite mit Illustrationen, die nicht in kalten Nächten, sondern zu Hause im gemütlichen Arbeitszimmer mit Photoshop & Co zusammengestellt wurden. Weil entsprechende Angaben fehlen, ist für den nicht mit der Astrophotographie vertrauten Leser leider nicht zu unterscheiden, wo realistische Naturaufnahmen aufhören und wo die Fantasie ihrer digitalen Bearbeiter beginnt.

Zu den besten Passagen des Buches gehören diejenigen, in denen der Autor über prägende Momente in seinem Leben als Astrophysiker berichtet. Beispielsweise kann Pailer von astronomischen Beobachtungen zusammen mit Clyde Tombaugh am Lowell-Observatorium berichten, an dem Tombaugh 1930 den damaligen Planeten Pluto entdeckt hatte. Genauso eindrücklich ist Pailers Beschreibung von dem Moment, als er am Max-Planck-Institut in Heidelberg Mondstaub in den Händen halten konnte, der im Rahmen der Apollo-Mission zu Erde gebracht worden war. Einige Projekte im Forscherleben des Autors standen im Zusammenhang mit der Erforschung von Kometen. So arbeitete er beispielsweise an Satelliten, die mit dem Space-Shuttle zur Erde zurückgeholt wurden. Kurz vor der Rente erlebte er im Kontrollzentrum vor Ort mit, wie zum ersten Mal eine Raumsonde auf einem Kometen landete. Dadurch erhält der Leser Informationen aus erster Hand, was das Lesen des Buchs sehr spannend macht.

Bei Themen, bei denen Pailer nicht aus erster Hand berichten kann, bleibt das Buch teilweise leider oberflächlich. Bei der Besprechung der Urknalltheorie werden dann auch mal unterschiedliche Begriffe wie Quantenfluktuation und Singularität gleichgesetzt oder es steht an einer Stelle, dass das Universum räumlich endlich sei, an anderer Stelle, dass es unendlich groß sei. Leider trifft dies auch auf Abschnitte zu, bei denen es um das Verhältnis von Glauben und Wissenschaft geht, einem zentralen Thema des Buches. Pailer schreibt, dass der Schöpfungsbericht in Genesis 1 es sprachlich nahelege, dass in den Versen 14–17 die Sterne nicht erschaffen, sondern bloß sichtbar wurden. Biblische Wörterbücher sind sich jedoch einig, dass das hebräische Wort asah in der Bibel nie eine solche Bedeutung trägt. Wissenschaftsgeschichtliche Themen wie der Prozess der Kirche gegen Galileo Galilei werden ausgesprochen klischeehaft behandelt.

Der Leser erfährt, dass Galileo das heliozentrische Weltbild unwiderlegbar bestätigt hätte und die Position der Kirche damit völlig unhaltbar gewesen sei. Tatsache ist, dass das Modell von Kopernikus damals die Planetenbahnen weniger genau beschrieb als die Modelle von Ptolemäus oder Tycho Brahe. Auch einem Buch, das gut verständlich sein soll, würde in solchen Fragen mehr Tiefe gut anstehen. In seiner aktuellen Form trägt Pailer leider dazu bei, falsche Vorstellungen über das Thema Glauben und Denken weiter zu zementieren.

Auf das Titelthema des Buches, das Schweigen der Sterne, stößt der Leser an mehreren Stellen im Buch. Der Begriff wird am besten durch den im Nachwort zitierten Psalm 19 verständlich. Dort spricht David davon, dass die Himmel die Ehre Gottes rühmen: unhörbar, aber unüberhörbar. Der Autor will mit dem Begriff also keineswegs ausdrücken, dass die Sterne uns nichts zu sagen hätten. Im Gegenteil, sein neues 160-seitiges Buch ist ja gerade ein Bericht darüber, was uns das Licht der Sterne über den Aufbau des Universums verrät.

Gerade durch die Größe des Universums und die Schönheit des Nachthimmels möchte Pailer den Leser auf den Glauben an Gott hinweisen. In den Worten des Autors können wir „Gott im Universum auf die Spur kommen, aber nur im Glauben kommen wir bei ihm an“ (S. 143). Wer mehr über den Schöpfer erfahren möchte, wird am Ende des Epilogs auf Jesus, sein Wort, auf seine Liebe und seine Erlösung der Schöpfung hingewiesen. Das Buch ist deshalb für jeden geeignet, der nicht nur bereit ist, die naturwissenschaftlichen Fakten, sondern auch die dahinter liegenden Fragen nach dem Sinn unserer Existenz zu sich reden zu lassen.