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Reinhard Haupt, Werner Lachmann, Stephan Schmitz: „Gewinnen durch Gewissen?“

Christliche Prägungen und wirtschaftliche Nachhaltigkeit
Hänssler-Verlag, Holzgerlingen, 2004., Tb., 176 S., 10 Abb.


Nachfolgend eine Rezension von Michael Fritz:

Es ist inzwischen gute Tradition, daß die Tagung der Wort und Wissen-Fachgruppe Wirtschaft in einer Publikation dokumentiert wird. Als Produkt der Fachtagung Ende 2002 liegt nun ein interessantes und thematisch vielseitiges Buch vor, das im Hänssler-Verlag erschienen ist.

Gewinnen durch Gewissen? Die Assoziation mit kurzfristigen Gewinnchancen durch ethisch gutes Verhalten wäre falsch. Vielmehr zeigen die Autoren aus verschiedenen Perspektiven, daß christliche Prägungen das Verhalten von Menschen so beeinflussen, daß insbesondere volkswirtschaftlich nachhaltiger Nutzen geschaffen wird. Zu beachten ist dabei, daß die Motivation für ethisch gutes Verhalten nicht etwa aus der Nutzenerwartung, sondern aus dem christlichen Verantwortungsbewußtsein gegenüber Gott und dem Nächsten resultiert.

Friedrich Hanssmann zeigt in seinem betriebswirtschaftlichen Beitrag „Humanisierung des Managements“ sehr konkrete Ansatzpunkte für ein christlich orientiertes Management-Verhalten auf. Er spricht dabei nicht nur typische Konfliktsituationen aus Sicht des Managements an, sondern gibt auch Instrumente – z. B. die sog. Trade-Off-Analyse – an die Hand, die eine ethisch ausgewogene Entscheidungsfindung unterstützen.

Helmut de Craigher und Heinz Trauboth belegen in ihren Beiträgen „Die Max-Weber-These im 21. Jahrundert: Die Arbeit meiner Hände hat Gott angesehen“ und „Zukunftsinnovationen oder Lifestylekult? Christliche Technikgeschichte als Orientierung für heute“ sehr anschaulich in der Historie, wie sich christlich geprägtes Verhalten langfristig auch volkswirtschaftlich positiv auswirkt. Gleichzeitig machen sie deutlich, daß dort, wo eine Volkswirtschaft ihre christlichen Wurzeln vergißt und christliche Prägungen verlorengehen, die Gefahr der Perver-sion der Gesellschaft durch eine übertriebene Orientierung am kurzfristigen Nutzen des Einzelnen besteht.

Matthias Vollbracht macht in seinem Beitrag „Von Nieten und Helden: das Medienbild von Managern und Unternehmern“ deutlich, daß die Kurzfristigkeit im Denken sehr stark durch die Medien gefördert wird. Hier gilt es wachsam zu sein und als Christ selbst Vorbild für langfristiges, nicht an der Tagesmeinung zur eigenen Person bzw. zum aktuellen Erfolg oder Mißerfolg orientiertes Denken zu sein.

Der Beitrag von Stephan Schmitz „Erfolgsfaktor Religion: Wirtschaftlich stabil durch christliches Profil? Zusammenfassung einer Podiumsdiskussion“ beleuchtet u. a. die christliche Verantwortung für das System der Sozialen Marktwirtschaft. Christliche Prägungen sind nicht nur wesentliche Merkmale der Sozialen Marktwirtschaft, Christen haben auch die Aufgabe, der Sozialen Marktwirtschaft immer wieder ihren Stempel aufzudrücken, d. h. den Wettbewerb zu fördern, Eigenverantwortlichkeit zu stärken, Vertrauen aufzubauen und für soziale Abfederung von Härten zu sorgen.

Insgesamt wandelt die Lektüre des Buches das Fragezeichen hinter „Gewinnen durch Gewissen“ in ein Ausrufezeichen um, vorausgesetzt, ein Unternehmen oder auch eine ganze Gesellschaft bringen den langen Atem mit, ein nachhaltig stabiles Wirtschaften als Maßstab des Erfolgs zu akzeptieren.

 

Reinhard Haupt, Stephan Schmitz, Werner Lachmann Gewinnen durch Gewissen? 3,00 *

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