Henrik Ullrich & Reinhard Junker (Hrsg.)
Schöpfung und Wissenschaft
Die Studiengemeinschaft Wort und Wissen stellt sich vor
I. Einführung
Dass die Welt von Gott erschaffen wurde, wird durchgängig in der ganzen Bibel bezeugt, vom Schöpfungsbericht (1. Mose 1) bis zum letzten biblischen Buch, der Offenbarung. Das Schöpfungszeugnis ist grundlegend für die gesamte biblische Botschaft. Auch die Menschwerdung Jesu, sein stellvertretendes Leiden und Sterben für die Sünde der Menschen und seine Auferstehung stehen in einem Zusammenhang mit der Tatsache der Schöpfung.
In der heutigen Wissenschaft ist dagegen von Schöpfung als historischer Tatsache in der Regel nicht mehr die Rede. Viele Zeitgenossen halten den Schöpfungsglauben für wissenschaftlich widerlegt oder für belanglos. Im Zusammenhang mit der Evolutionslehre gilt die Entstehung des Lebens und seiner Vielfalt als weitgehend geklärt und auch das Auftreten des Menschen als in den Grundzügen verstanden. Ein Schöpfer wird aus diesem Blickwinkel scheinbar nicht mehr benötigt.
Die daraus entstehenden Anfragen an zentrale biblische Glaubensinhalte fordern zur ernsthaften, kritischen, aber auch ehrlichen Auseinandersetzung heraus. Wer sich dieser Herausforderung stellt, steht bald vor einer wichtigen Weichenstellung: Ist die Evolutionslehre in irgendeiner Form mit dem biblischen Schöpfungszeugnis vereinbar? Wenn ja, muss man verständlich machen, wie sich Gottes schöpferisches Handeln im Prozess der Evolution manifestiert. Steht aber die Evolutionslehre, auch in theistischen Varianten (Gott als Verursacher und Lenker der angenommenen Evolution), im Widerspruch zu zentralen biblischen Inhalten, ergeben sich weitaus tiefgreifendere Konsequenzen: Die Evolutionsanschauung schlechthin (nicht nur Vorstellungen über Mechanismen der Evolution) muss dann hinterfragt werden. Daraus ergibt sich die umfangreiche Aufgabe, die für Evolution vorgebrachten naturwissenschaftlichen „Beweise“ kritisch zu prüfen, zu entkräften und wenn möglich auch alternative Deutungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Die Studiengemeinschaft Wort und Wissen beschreitet den zweiten Weg. Sie lehnt die Evolutionslehre, auch in einer theistischen Version, ab, weil durch sie grundlegende biblische Inhalte in Frage gestellt werden. Ihre Mitarbeiter halten eine Evolution allen Lebens zudem keineswegs für wissenschaftlich gesichert.
Das Buch richtet sich in erster Linie an Christen oder am christlichen Glauben und an Ursprungsfragen interessierte Leser. Es soll in das Spannungsfeld zwischen dem biblischen Schöpfungszeugnis und der Evolutionslehre einführen, und zwar sowohl in theologischer als auch in wissenschaftstheoretischer und naturwissenschaftlicher Hinsicht.
Die Auseinandersetzung mit wissenschaftlich begründeten Behauptungen, die das in der Bibel bezeugte konkrete Handeln Gottes in der Welt und der Geschichte negieren, ist nicht einfach. Sie ist aber notwendig, denn sie leistet einen wichtigen Beitrag zur christlichen Verkündigung in einer Zeit, die von einem naturalistischen Denken geprägt wird, das den Schöpfer in eine subjektive Sphäre abdrängen möchte. Gottes Offenbarungshandeln ist in der Heiligen Schrift bezeugt; er wird dort als Schöpfer und Herr der Geschichte bekannt. Deshalb kann das Verständnis des Menschen und seiner Geschichte nicht von Gottes Wirken losgelöst werden. Daher möchten die Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen zeigen, dass das biblische Wirklichkeitsverständnis und die biblische Ur- und Heilsgeschichte nicht gegen historisches, anthropologisches oder naturkundliches Wissen stehen und dass viele Argumente, die sich gegen die biblische Offenbarung richten, entkräftet werden können.
In den letzten Jahren wurde das Thema „Schöpfung und Evolution“ in einem hierzulande bisher nicht gekannten Ausmaß in den Medien thematisiert. Mit einigem zeitlichen Abstand erschienen auch kirchliche Stellungnahmen. Dabei wurde auch auf die Studiengemeinschaft Wort und Wissen Bezug genommen, leider oft in verzerrter und tendenziöser Weise. Auch vor diesem Hintergrund soll diese Schrift sowohl über die Motivation als auch über die Inhalte der Arbeit von Wort und Wissen aus erster Hand informieren.