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Wort-und-Wissen-Info 4/2022


Grußwort von Reinhard Junker

Liebe Freunde von Wort und Wissen,

dieses Jahr wurden sehr unschöne Behauptungen über die Studiengemeinschaft Wort und Wissen veröffentlicht. Das ist noch freundlich ausgedrückt. Zuerst erfolgte eine Veröffentlichung bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), einer Einrichtung der Evangelischen Kirche, und einige Monate später eine weitere in „Evangelium und Wissenschaft“, einer Zeitschrift der Karl-Heim-Gesellschaft. Die Rede ist von „zunehmender Radikalisierung“ von Wort und Wissen oder davon, dass die Argumentation angeblich „grobschlächtiger“ geworden sei. In weitere Details will ich gar nicht gehen, weil das nur ungute Emotionen fördern würde. Wichtiger ist eine geistliche Einordnung. Das Wort Gottes gibt hier eine klare Orientierung. So sagt Jesus in der Bergpredigt: „Glücklich zu preisen seid ihr, wenn man euch um meinetwillen beschimpft und verfolgt und euch zu Unrecht die schlimmsten Dinge nachsagt“ (Matthäus 5,11, NGÜ) – wohlgemerkt: zu Unrecht! Wären wir in unserer Arbeit nicht wahrheitsliebend und nicht sorgfältig, geschähe uns nur Recht. Wir sollen uns aber nicht wundern, wenn unsere Gegner sich nur dafür interessieren, wie sie uns schaden können. Der Apostel Petrus schreibt hierzu: „Liebe Geschwister, wundert euch nicht über die Anfeindungen, die wie ein Feuersturm über euch gekommen sind, als wäre das etwas Außergewöhnliches“ (1. Petrus 4,12, NeÜ). Nun, ein Feuersturm ist es (noch?) nicht, aber auch hier ist klar: So etwas ist für Christen normal.

Trotz Widrigkeiten auf der Spur bleiben.

Ich wurde an eine Begebenheit in Philippi erinnert, über die Lukas in der Apostelgeschichte berichtet. Paulus hatte eine versklavte Frau im Namen Jesu von einem Wahrsagegeist befreit. Ihre Herren verloren dadurch eine offenbar einträgliche Einnahmequelle. Was passierte dann? Sie schleppten Paulus und seinen Begleiter Silas auf den Marktplatz und beschuldigten sie vor den Stadtregenten: „Diese Juden hier bringen unsere ganze Stadt in Aufruhr! Sie wollen Sitten einführen, die wir als römische Bürger keinesfalls annehmen dürfen.“ Das war gelogen und eine Verdrehung der Tatsachen, aber wirkungsvoll, denn es gelang ihnen, die Volksmenge auf ihre Seite zu ziehen (Apg 16,19–22). Paulus und Silas konnten sich zunächst gar nicht wehren. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Im Falle von „Evangelium und Wissenschaft“ habe ich mich beim Herausgeber um ein Einsehen bemüht, dass sie Unwahres veröffentlicht haben, hatte damit aber keinerlei Erfolg. Für mich sieht es stark danach aus, dass unsere Gegner meistens keinen aufrichtigen Dialog wollen – es geht ihnen anscheinend lediglich darum, uns zu bekämpfen. Was heißt das für unsere Arbeit? Wir bleiben auf der Spur und helfen denjenigen, denen der HERR wie bei Lydia in Philippi das Herz öffnet (Apg. 16,14).

In geschwisterlicher Verbundenheit, Ihr Reinhard Junker

Zu Gregor Mendels 200. Geburtstag

Gregor Mendel gilt als Vater der Vererbungslehre (Genetik). Dieses Jahr jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal. Wenig bekannt ist, dass Mendels Ideen zur Artbildung sehr gut in ein Schöpfungskonzept passen und von aktuellen Studien bestätigt werden.

Abb. 1: Gregor Mendel, Bild aus dem Jahr 1865. (Bildquelle: Wikipedia)

Kann ein 160 Jahre altes Werk eines Naturforschers heute noch Aktualität besitzen? Vielen wird zu dieser Frage bestimmt Charles Darwin einfallen. Dessen Hauptwerk „Über die Entstehung der Arten“ wird bis heute von einer großen Mehrheit als großer Durchbruch in der Biologie gewertet. Es gibt aber ein Werk eines Zeitgenossen von Darwin, dessen Relevanz für das Verständnis des Artenwandels heute kaum jemandem bewusst ist. Die Rede ist von Gregor Mendel, der auch als Vater der Genetik bezeichnet wird. Im Jahr 2022 jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal – Anlass für viele Beiträge in der Wissenschaftsliteratur und in den Wissenschaftsnachrichten. Hier und da wird dabei auch das Verhältnis von Mendel und Darwin thematisiert.

Darwin und Mendel. Die auf Darwin zurückgehende Erklärung für die Entstehung biologischer Arten unterscheidet sich grundlegend von Mendels Ansatz. Im Gefolge Darwins werden geringfügige Veränderungen und Auslese als Hauptfaktoren angesehen. Heute werden als Quelle der Veränderungen ungerichtete Mutationen (spontane Änderungen des Erbguts) angesehen. Mutationen können sich – wenn überhaupt – erst im Laufe vieler Generationen in einer Population durchsetzen, und für nennenswerte Veränderungen der Arten werden viele aufeinanderfolgende Mutationen benötigt. Daher müssen große Zeiträume für die Bildung neuer Arten veranschlagt werden. Mendels Konzept dagegen beruht auf präexistenten (bereits vorliegenden) genetischen Programmen, die Änderungen innerhalb weniger Generationen ermöglichen, da Unterschiede zwischen den Arten nicht in langwierigen Prozessen aufgebaut werden müssen, sondern von Beginn an bereits angelegt sind (Crompton 2019). Diese Veränderungen bewegen sich dabei aber nur innerhalb abgegrenzter Formenkreise, die man als genetische Familien bezeichnen kann. Diese wiederum entsprechen ungefähr den „Grundtypen“, die im Rahmen der biblischen Schöpfungslehre auf geschaffene Arten zurückgeführt werden.

Da nun beide Ansätze sehr verschieden sind, klingt es überraschend, wenn das Online-Wissenschaftsmagazin Scinexx behauptet, Mendel habe in seinen Schriften „durchaus ähnliche Vorstellungen wie Darwin und seine Mitstreiter“ vertreten (Podbregar 2022). „Mendel beschrieb ein darwinistisches Szenario einer natürlichen Selektion und eines ‚Kampfs ums Dasein‘“, wird Daniel Fairbanks von der Utah Valley University zitiert (Fairbanks 2020). Und: „Wenn man die existierenden Belege als Ganzes betrachtet, dann ergibt sich von Gregor Mendel das Bild eines akribischen Forschers, der die Grundsätze der darwinistischen Evolution akzeptierte.“ Fairbanks (2020) stellt aber auch fest, dass Mendels Versuche die Vorstellungen von Darwin über Vererbung widerlegten und zudem bewiesen, dass die Vererbung auf der freien Kombination von unteilbaren Einheiten beruhte.

Kann man Mendel mit Darwin versöhnen? Kann man die widersprüchlichen Einschätzungen über Mendel und Darwin zusammenbringen?

Abb. 2: Gegenüberstellung der Erklärungen für den Ursprung der Artenvielfalt nach Darwin und nach Mendel. Letztere ist durch Befunde deutlich besser gestützt.

Es ist möglich, wenn man bedenkt, dass in Mendels Ansatz die Darwin’schen Mechanismen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Darwin wies nach, dass es eine phänotypische Variation der Arten gibt. Dem stimmte Mendel zu. Für Darwin war natürliche Auslese die Ursache für Veränderungen und Artbildung, er wusste aber nicht, wie die genetische Vielfalt entstand. Mendel stimmte zwar ebenfalls zu, dass es natürliche Auslese gibt, doch er sah sie nicht als Ursache für Artbildung. Der entscheidende Unterschied zwischen Darwin und Mendel betrifft die Quelle der Variation, die benötigt wird, bevor man überhaupt etwas selektieren kann. Mendel zeigte, dass die Quelle der Variation die Rekombination von bereits bestehenden phänotypischen Programmen war. Somit besteht nach Mendels Modell keine Notwendigkeit, neue Merkmale (durch Mutationen) zu schaffen, damit neue Arten entstehen können. Arten entstehen durch Kombination vorhandener Merkmale. Was Mendel bereits über diese latenten Merkmale wusste und was man mit heutigem biologischem Wissen dazu sagen kann, hat Crompton (2019) ausführlich beschrieben. Leider wurde Mendel in diesem entscheidenden Punkt von der wissenschaftlichen Gemeinschaft nicht beachtet. Stattdessen schlug man einen anderen Weg ein und sah Mutationen als Quelle der Variation an.

Ein weiterer grundlegender Unterschied zwischen Darwin und Mendel ist, dass nach Mendel die Variation, die durch die latenten Merkmale ausgeprägt werden kann, begrenzt ist und nicht ausreicht, um den Ursprung und die vermutete Höherentwicklung allen Lebens zu erklären. Erklärt werden kann nur die Variation, die in genetischen Familien beobachtet wird.

Der empirische Test. Wer hat nun aber recht, Mendel oder Darwin? Geht man von Beobachtungen aus, die in den letzten etwa 50 Jahren bei Langzeitstudien im Freiland gemacht wurden, so ist das Modell der Mendel’schen Artbildung klar im Vorteil. Denn es mehren sich die Beispiele für sehr schnelle Merkmalsänderungen und sogar Artbildungen, die nur möglich sind, wenn ein genetisches Potenzial an Veränderungsmöglichkeiten bereits vorhanden ist. „Schnell“ heißt hier: binnen Jahrzehnten oder Jahrhunderten und sogar binnen weniger Generationen. Nur auf Basis präexistenter Programme sind derart schnelle, vorteilhafte Veränderungen möglich. Ein sehr lehrreiches Beispiel sind die Eidechsen der Gattung Anolis, die auf den karibischen Inseln vorkommen. Von diesen Eidechsen gibt es hunderte Arten. Man kann sie in wenige sogenannte Ökomorphe einteilen; das sind Formen, die verschiedene Lebensräume bevorzugen und entsprechende Unterschiede im Körperbau zeigen. Durch genetische Studien konnte gezeigt werden, dass die Ökomorphen auf den Inseln vielfach unabhängig entstanden sind. Außerdem haben Experimente zur Wiederbesiedlung kleiner Inseln durch Anolis-Eidechsen gezeigt, dass die Entstehung verschiedener Ökomorphen innerhalb weniger Generationen erfolgen kann.

Insgesamt kann man diese Befunde am besten so erklären: Die Anolis­-Eidechsen weisen eine präexistente und zum Teil verborgene genetische Vielfalt auf, die unter bestimmten Lebensbedingungen ziemlich schnell abgerufen werden kann. Das entspricht dem Ansatz von Mendel und widerspricht Darwins Theorie.

Rasche und wiederholte Radiationen dieser Art wurden in den letzten Jahren vermehrt beobachtet oder indirekt nachgewiesen und zeigen, dass Mendels Ansatz dem Darwin’schen Ansatz überlegen ist. Aus der Sicht der Schöpfungslehre liegt es nahe, die präexistente Vielfalt der Ausgangsgruppen solcher Radiationen als geschaffenes Variationspotenzial zu postulieren. Die geschaffenen Arten waren demnach mit Variationsprogrammen ausgestattet, die vielfältige  Anpassungen ermöglicht haben.

Darwin ohne Mendel. Mendel hat Darwins Arbeiten gekannt, wie Randnotizen in Mendels Handschrift belegen, aber umgekehrt war das nicht der Fall. „Offenbar hat Darwin nie ein Exemplar von Mendels Fachartikel zu den Pflanzenhybriden erhalten und auch keine Sekundärliteratur dazu gelesen“, wird im o. g. Scinexx-Beitrag festgestellt. Wer weiß, wie die Wissenschaftsgeschichte verlaufen wäre, wenn Darwin Mendel studiert hätte.

Reinhard Junker 

 Literatur

1.  Crompton N (2019) Mendel‘sche Artbildung und die Entstehung der Arten. Internetartikel,

2.  Fairbanks DJ (2020) Mendel and Darwin: untangling a persistent enigma. Heredity 124, 263–273.

3.  Podbregar N (2022) Mendel und Darwin. Wie stand der Mönch zur Evolution? Internetartikel.

Nobelpreis für Svante Pääbo – ein Kommentar

Dem schwedischen Naturwissenschaftler Svante Pääbo, einem der Direktoren am Max-Planck-Institut (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, wurde der Nobelpreis für Physiologie und Medizin 2022 zugesprochen. Damit werden seine Pionierleistungen gewürdigt, in denen er gezeigt hat, dass Erbinformationen aus fossilen Überresten von Lebewesen und insbesondere auch von Menschen – zumindest in einigen Fällen – direkt untersucht werden können.

Wenn ein Lebewesen stirbt, dann werden die DNA-Moleküle, die die Erbinformation enthalten, abgebaut, d. h. die langkettigen Doppelhelix-Moleküle werden zunächst in Bruchstücke zerlegt und schließlich komplett zerstört. Damit ist die gesamte Erbinformation verloren. Hinzu kommt, dass Fossilien DNA von anderen Lebewesen enthalten, wie die von Mikroorganismen, Pilzen etc., oder bei Museumsstücken auch die DNA der Personen, die das Fossil bearbeitet oder in Händen hatten.

Pääbo hat gezeigt, dass man mit ausgeklügelten Methoden, vielen Kontrollexperimenten und einer umfangreichen Rechnerkapazität aus manchen Fossilien tatsächlich Erbinformationen gewinnen kann.

Mit ägyptischen Mumien fing es an. Während seiner Promotion über immunologische Fragen an der Universität Uppsala (Schweden) gelang es Pääbo – ohne Wissen seiner Betreuer – sich Proben von ägyptischen Mumien zu besorgen. Die erhaltenen Resultate konnte er 1984, noch vor Abschluss seiner Promotion, in dem bekannten Journal „Nature“ veröffentlichen, was große öffentliche Aufmerksamkeit auslöste. Nach heutigen Kriterien sind die damals veröffentlichten Daten nicht sehr vertrauenswürdig und gehen größtenteils auf DNA zurück, die nicht von der mumifizierten Person stammt. Während seines Forschungsaufenthalts in den USA (Postdoc bei Allan Wilson in Berkeley) lernte er neue Methoden wie z. B. PCR (Polymerase-Kettenreaktion) kennen, mit der DNA-Moleküle sehr rasch durch eine Art Kopiermechanismus vervielfältigt werden können. Pääbo konnte diese Methode nutzen, um Informationen aus dem Erbgut von Museumspräparaten wie z. B. Mammuts zu gewinnen. Den größten Teil seiner wissenschaftlichen Karriere verbrachte Svante Pääbo an Forschungseinrichtungen in Deutschland, zunächst an der LMU in München und dann an dem eingangs erwähnten MPI.

Erbgut von Neandertalern. Die Suche nach DNA-Fragmenten in Fossilien von Neandertalern wurde mit großer medialer Aufmerksamkeit verfolgt. Zunächst konnten Sequenzdaten der DNA gewonnen werden, die in Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle, enthalten ist. Da eine Zelle sehr viele Mitochondrien enthält, liegen von den darin enthaltenen DNA-Molekülen entsprechend viele Kopien in einer Gewebeprobe vor. Damit steigt auch die Chance, die gesamte Abfolge der Bausteine (Nukleotide) der mitochondrialen DNA, also ihre Sequenz, bestimmen zu können. Schließlich gelang es aber auch, die DNA der Chromosomen zu untersuchen,  die sich im Zellkern befinden und den Großteil der Erbinformation enthalten. Viele Fachleute gehen davon aus, dass das Erbgut des Neandertalers heute weitgehend bekannt ist.

Sequenzdaten und deren Interpretation. In dem Buch: „Die Neandertaler und wir – Meine Suche nach den Urzeit-Genen“ macht der Autor Svante Pääbo deutlich, dass er mit seiner Forschung die Entwicklung des Menschen erhellen und zu einem besseren Verständnis beitragen will. Der Standpunkt, von dem aus er die Sequenzdaten interpretiert, basiert auf einem nicht hinterfragten Modell der Entwicklung des Menschen von einem ursprünglich gemeinsamen Vorfahren mit den heute bekannten  Menschenaffen. Er sieht im Genom der Neandertaler ursprüngliche Gene. Zunächst wurde aufgrund der Sequenzdaten der mitochondrialen DNA vermutet, dass die Neandertaler keine Spuren im Genom des modernen Menschen hinterlassen haben, bevor sie ausgestorben sind. Mit der Genomanalyse bestätigten Pääbo und seine Mitarbeiter jedoch die Erkenntnis früherer Forschungsarbeiten der Paläanthropologie, denen zufolge das Erbgut moderner Menschen und Neandertaler weitgehend gleich ist. Die Fortpflanzungsgemeinschaft von Neandertaler und Homo sapiens war bereits durch archäologische Funde gut belegt, die Ergebnisse von Pääbo bestätigen diesen Befund durch die genetischen Daten. Die aus Proben von Neandertalern bekannten Fragmente von deren Erbgut müssen nicht als „Urzeit-Gene“, interpretiert werden, sie können auch als Genvarianten (Allele) aufgefasst werden, wie wir sie von modernen Menschen kennen. Manche dieser Genvarianten stehen auch im Zusammenhang mit Krankheiten. Dabei können die bekannten Varianten von Neandertalern sowohl negative als auch positive Effekte aufweisen.

Der Nachweis eines speziellen Gens (FOXP2) in Neandertalern wurde bezüglich deren Sprachfähigkeit diskutiert. Es ist bekannt, dass Mutationen in diesem Gen beim modernen Menschen z. T. schwere Sprachstörungen verursachen können; es gibt also einen Zusammenhang mit der  Fähigkeit, reden zu können. Sprachliche Kommunikation war bereits zuvor aufgrund archäologischer Forschungen erwartet und vor allem nach dem Fund eines Neandertaler-Zungenbeins angenommen worden. Hier liegt also wieder eine Bestätigung bereits vorliegender Erkenntnisse durch die Paläogenetik vor.

Weitere fossile Menschen. Für Aufsehen sorgten auch die Genomdaten aus einem kleinen Fingerknöchelchen, das in der Denisova-Höhle im Altai-Gebirge in Sibirien geborgen worden war. Die Sequenzdaten zeigten Abweichungen sowohl vom modernen Menschen als auch vom Neandertaler und so etablierten Pääbo und seine Kollegen den Denisova-Menschen. Dieser hat ebenso wie der Neandertaler Spuren im Genom des Homo sapiens hinterlassen, also mit ihm Fortpflanzungsgemeinschaft gehabt. Sie sind damit derselben Art zugehörig.

Fazit. Die Forschungen von Svante Pääbo haben mit der Paläogenetik einen neuen Forschungsbereich eröffnet, in dem genetische Informationen aus Fossilien der direkten Forschung zugänglich werden. Dabei sollte man berücksichtigen, dass die genetischen Daten verglichen mit der Forschung an heute lebenden Menschen von sehr viel weniger Individuen stammen, also der Variationsbereich sehr viel weniger aufgelöst werden kann. Die Daten sind im Vergleich zu den Genomen heute lebender Organismen mit größerer Vorsicht zu interpretieren, da sie weniger gut abgesichert sind.

Im Zusammenhang mit der Nobelpreisverleihung für Svante Pääbo wurde in den Medien häufig der Eindruck vermittelt, dass mit seinen Ergebnissen die Evolution des Menschen besser verstanden sei. Tatsächlich interpretiert Pääbo die Genomdaten auf der Basis evolutionärer Vorstellungen. Die Daten erzwingen diese Sichtweise aber keineswegs. Sie belegen lediglich die Zugehörigkeit fossiler Menschen zum genetischen Variationsbereich von Homo sapiens und sind sehr gut verträglich mit der Vorstellung, dass der Mensch in einem Schöpfungsakt mit einer entsprechenden Variabilität geschaffen wurde. Diese Variabilität erkennen wir sowohl in fossilen Überresten als auch in Ausprägung und Genom des modernen Menschen.

Harald Binder

Eine ausführlichere Version ist verfügbar unter: Nobelpreis für Forschungen über das Erbgut aus menschlichen Fossilien

Evolution in Schulbüchern

Alex Stebler hat neun zugelassene deutschsprachige Biologielehrmittel im Themengebiet Evolution untersucht. Seine Analyse zeigt, dass die Schüler systematisch indoktriniert werden. Rezension von Reinhard Junker

Stebler, Alex (2022) Die Glaubenssätze im modernen Biologieunterricht. Warum naturalistische Biologielehrmittel dem pädagogischen Auftrag nicht gerecht werden. Esras.net GmbH. Paperback, 132 Seiten, 12,99 Euro (A: 13,30 Euro / 19,50 SFr)

In den naturwissenschaftlichen Schulfächern sind Naturphänomene und -gesetzmäßigkeiten der Lerngegenstand. Möglichkeiten und Grenzen der naturwissenschaftlichen Forschungsmethode sollen aufgezeigt werden. Grenzüberschreitungen in den weltanschaulichen Bereich sollen deutlich gekennzeichnet werden, das gilt für Naturalismus (die Natur bringt sich selbst hervor) genauso wie für Schöpfungslehren. Man sollte erwarten, dass schulische Lehrmittel sich an diese Grundsätze halten.

Doch leider weit gefehlt! Der Autor dieses Buches zeigt auf, dass aktuelle offizielle Lehrmaterialien im deutschsprachigen Raum beim Themenkomplex „Evolution“ notwendige Unterscheidungen zwischen Methode und Weltanschauungen, zwischen Daten und Deutungen nicht oder nur unzureichend vornehmen – sie scheinen sogar systematisch verwischt zu werden.

Dies geschieht teils unterschwellig, teils offenkundig, mit dem Ergebnis, dass Schüler indoktriniert werden. Da die Schüler in der Regel wissenschaftstheoretisch nicht geschult sind, können sie sich dieser einseitigen Einflussnahme auf ihr Denken kaum bewusst werden, geschweige denn erwehren.

Das geht sogar so weit, dass in Linder-Biologie zum Widerspruch gegen den Schöpfungsglauben aufgerufen wird: Es müsse im Unterricht auf stark verankerte „Präkonzepte“ eingegangen werden (gemeint ist der Glaube an die biblischen Schöpfungsberichte), sonst sei das Verstehen der Evolutionstheorie in Frage gestellt; diesen Präkonzepten sei „auf mehreren Ebenen entgegenzutreten“ (97). Stebler zeigt anhand zahlreicher Schulbuchzitate auf, dass den Schülern ein naturalistisches Weltbild vermittelt werden soll, wonach die Natur alles und ein Schöpfer überflüssig sei.

Stebler leitet aus den Vorgaben des Schweizer Lehrplans 21 zehn Grundsätze für den Biologieunterricht ab, unter anderem: Grenzen der naturwissenschaftlichen Methode müssen respektiert werden; die naturwissenschaftliche Methode darf nicht verabsolutiert werden, paradigmatische Vorgaben müssen offengelegt, Kontroversen dürfen nicht verschwiegen und grundsätzliche Kritik am Evolutionsmodell darf nicht unterdrückt werden; es muss deutlich gemacht werden, dass wissenschaftlich begründete Aussagen vorläufig und hypothetisch seien. Daran misst Stebler neun offizielle deutschsprachige Biologielehrmittel der letzten zwanzig Jahre, die er detailliert analysiert hat.

Seine Analyse zeigt recht deutlich, dass diese pädagogisch-didaktischen Grundsätze im Evolutionsunterricht z. T. „arg missachtet“ werden. Naturwissenschaftliche Inhalte werden mit Glaubensinhalten vermischt und weltanschauliche Festlegungen als naturwissenschaftliche Tatsachen ausgegeben. Dies zeigt der Autor an zahllosen Beispielen auf. Aber nicht nur in Bezug auf methodische und weltanschauliche Fragen meldet der Autor Kritik an, auch der Lehrstoff selbst werde „einseitig und teils nur oberflächlich dargeboten, wichtige Fakten werden unterschlagen oder kleingeredet, andere überbetont und idealisiert“ (8).

Die Fakten werden ausgesprochen einseitig präsentiert und weitreichende Behauptungen über Evolution oft gar nicht begründet.

Seine Kritik hat der Autor in 13 „Glaubenssätzen“ sortiert. Der Begriff „Glaubenssatz“ scheint mir nicht in allen Punkten ganz passend; er soll offenbar zum Ausdruck bringen, dass die betreffenden Aussagen keine Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung sind, sondern weltanschauliche Überzeugungen oder einseitige Darstellungen, die nur geglaubt werden können, aber wissenschaftlich nicht gut oder gar nicht begründet sind. Es geht bei den 13 Punkten zum einen um Aspekte einer unsachgemäßen Vermischung von Wissenschaft und Weltanschauung und zum anderen um eine einseitige Präsentation der Faktenlage.

Stebler zeigt anhand zahlreicher Zitate aus den untersuchten Schulbüchern, dass die von ihm herausgearbeiteten 13 Glaubenssätze nicht nur sporadisch, sondern verbreitet ihren Niederschlag in den Schulbuchtexten finden. Das Ganze hat System. Besonders negativ fällt hier Linder Biologie auf. Dieses Lehrbuch für die gymnasiale Oberstufe ist wohl der Spitzenreiter, was die Anzahl unbegründeter Aussagen über Evolution betrifft. So wird darin z. B. behauptet, Höherentwicklung trete zwangsläufig auf, oder die Codierungsvorgänge in den lebenden Zellen seien ohne ordnende Eingriffe von außen entstanden.

Solche Aussagen sind kein Ergebnis von Naturwissenschaft; doch genau das wird suggeriert, und die Schüler werden dadurch irregeführt. Durch einen nicht selten dogmatischen Sprachstil verstoßen die untersuchten Biologielehrmittel nicht nur gegen ihren pädagogischen Auftrag, sondern auch gegen die im Gesetz verankerte Glaubensfreiheit.

Es ist ein großes Verdienst des Autors, dass er diese Einseitigkeiten und teils nur unterschwellig vermittelten weltanschaulichen Inhalte aktueller Schulbücher offengelegt und mit zahlreichen Beispielen dokumentiert hat. Die Fülle der zusammengetragenen Belege zeigt, dass es sich um eine systematische Vorgehensweise handelt, die bei allen untersuchten Lehrmitteln festzustellen ist.

Die Lektüre der Analyse von Stebler kann den Blick für die oft subtile Beeinflussung schärfen, denn sie kommt nicht nur in Schulbüchern, sondern oft auch in den Medien vor. Daher ist das Buch nicht nur im Hinblick auf die Schulbuchthematik wertvoll.

Fotowettbewerb für den neuen W+W-Kalender 2024

Mit großer Dankbarkeit blicken wir auf den diesjährigen Fotowettbewerb zurück und freuen uns, Ihnen, den Freunden von Wort und Wissen, das Ergebnis in Form des W+W-Kalenders 2023 vorstellen zu dürfen.

Nach der positiven Resonanz wollen wir auch für das Jahr 2024 wieder einen Fotowettbewerb ausschreiben. Wir freuen uns über interessante Fotos, die auf die Arbeitsbereiche von W+W Bezug nehmen: Archäologie/Geschichte, Biologie, Geowissenschaften, Kultur und Geschichte, Philosophie, Physik/Kosmologie und Wirtschaft.

Zur Teilnahme am Wettbewerb für den W+W-Kalender 2024 schicken Sie Ihre Fotos bitte mit vollständiger Angabe Ihrer Postanschrift an die folgende E-Mail-Adresse: fotowettbewerb@wort-und-wissen.de. Pro Teilnehmer können maximal drei Bilder eingeschickt werden. Die Voraussetzungen sind, dass Sie selbst Urheber und somit Fotograf der Fotos sind und dass die Bilder im Querformat aufgenommen wurden. Bitte vermerken Sie des Weiteren in der E-Mail, was auf den jeweiligen Fotos dargestellt ist, z. B. Name, Bezeichnung oder Ortsangaben. Der Teilnahmeschluss ist der 1. März 2023; der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Jury wählt aus allen Einsendungen zwölf Bilder für den W+W-Kalender 2024 aus. Neben ästhetischen und qualitativen Kriterien spielen auch die Originalität sowie die Verknüpfung zu den W+W-Fachbereichen eine zentrale Rolle. Sollte Ihr Foto für den kommenden Kalender ausgewählt werden, erhalten Sie drei Kalender kostenlos und für jedes im Kalender verwendete Foto einen Büchergutschein über 20 EUR, einlösbar im Webshop von Wort und Wissen. Wir freuen uns über eine rege Teilnahme und sind gespannt auf neue Einblicke in Gottes wunderbare Schöpfung.

„Ein ewiger Gott ist der HERR, der Schöpfer der Enden der Erde. Er ermüdet nicht und ermattet nicht, unergründlich ist seine Einsicht.“ (Jesaja 40,28b)

Es geht schon wieder auf das Jahresende zu …

… und als Schatzmeister schaue ich sowohl dankbar als auch erwartungsvoll auf das aktuelle Zahlenwerk.

Dankbar, weil wieder Fachtagungen, Regionaltagungen und Gemeindevorträge stattfinden können. Das Anliegen von Wort und Wissen und das Medienangebot erreicht Christen, Wissenschaftler und Interessierte. Dankbar sind wir für wieder steigende Teilnehmerzahlen und die damit verbundenen Tagungs- und Medienumsätze.

Die Finanzierung der neun angestellten Mitarbeiter wäre aber ohne die zahlreichen Spender nicht möglich. Wir sind Gott dankbar, dass wir trotz aller wirtschaftlichen Verwerfungen in diesem Jahr schon ca. 430.000 € Einnahmen verbuchen konnten.

Für ein ausgeglichenes Ergebnis (geplant sind Ausgaben in Höhe von 631.000 €) fehlen Stand Anfang November noch ziemlich genau 200.000 €. Und das beschreibt den erwartungsvollen Aspekt des Blickes auf die Zahlen. Wir vertrauen darauf, dass Gott treu ist und uns mit allem versorgt, was wir benötigen.

30% der Jahreseinnahmen in den zwei Monaten November und Dezember? Ja, das ist die Realität der letzten Jahre. Aber wir haben gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der wir uns befinden (Phil 4,11), und sind immer wieder dankbar für Ihre Unterstützung.

Als Dankeschön möchten wir unseren Unterstützern auch dieses Jahr einen schönen W+W-Schöpfungskalender zukommen lassen, der aus einem  Fotowettbewerb unter unseren Freunden entstanden ist.

Ihr Schatzmeister Stephan Schmitz

STUDIUM INTEGRALE JOURNAL

Das evolutionskritische Magazin

Themen Heft 2 / 2022

  • B. Scholl: Widersprüchliche Zahnevolution. Ausgestorbene Reptilien und Säugetiere widersetzen sich Stammbaumrekonstruktionen
  • N. Crompton: Die Radiation der Silberschwert-Gruppe. 1. Indizien für präexistente genetische Programme
  • P. Borger: Über den Entwurf des Lebens: Genetische Redundanz
  • H. Binder: Spinnen – Hören mit akustischer Antenne
  • R. Junker: Verwandlungskünstler: Die Raupen des Birkenspanners
  • R. Junker: Ein Update zur „Kambrischen Explosion“
  • M. Kotulla: Waren die Tage vorzeiten kürzer?
  • B. Schmidtgall: Staubkörner als Lebensfabriken – Ursprung des Lebens doch außerhalb der Erde?
  • M. Brandt: Homo erectus mit modern menschlichem Hörvermögen
  • H. Ullrich: Perfekte Augen
  • P. Trüb: Überraschende erste Beobachtungen des James-Webb-Teleskops

Streiflichter: Orang-Utans scheitern an der Herstellung und Nutzung eigener Steinwerkzeuge • Fledermäuse imitieren das Summen gereizter Hornissen und Bienen • Gehör bei Schmetterlingen neun Mal unabhängig entstanden • Evolution „täuschte“ Wissenschaftler über 100 Jahre lang • „Homo“ luzonensis 2.0? • Viele Saurier waren „gleichwarm“ – die völlig unsystematische Verteilung der Endothermie • Hotspot für Mutationen macht Wiedererwerb einer Geißel möglich • Kollektives Verhalten ordovizischer Trilobiten • Schnelle Anpassung von Darwinfinken

Jahresabo (2 Ausgaben; je 56–64 S.): 16,– € (außerhalb D: 19,–) / SFr 23,5– (Studenten/Schüler: 11,– €; außerh. D: 13,– / SFr 15,–); Einzelheft: 9,– €; älteres Kennenlernexem-plar € 4,– € / SFr 6,– (jeweils inkl. Versandkosten; Bestellung mit beiliegendem Coupon)

Neues auf unseren Seiten

Youtube

  • Video-Folgen 4-1 und 4-2 zum neuen Buch von Reinhard Junker „Schöpfung oder Evolution? Ein klarer Fall!?“ mit guten Argumenten für programmierte Artaufspaltung! Das Video ist verfügbar unter: Schöpfung oder Evolution Ein klarer Fall!?
  • Die neue Videoreihe BioBen ermöglicht eine gezielte Prüfungsvorbereitung im Fach Evolutionsbiologie und ein kritisches Reflektieren der Darwin’schen Lehre: BioBen: Erklärvideos zur Evolution
  • Vortrag, gehalten bei der Regionaltagung in der Schweiz von Dr. Peter Borger: „Erstaunliches Immunsystem

wort-und-wissen.org

genesisnet.info

Pädagogentagung

Wissenschaft & Schöpfung: Rationales Denken, Reden und Lehren als Christ

17.–20. Februar 2023

Ort: Haus Oase des Diakonissen-Mutterhauses Lachen; 67435 Neustadt, Flugplatzstr. 91–99

Referenten und Themen u. a.:

  • Dr. Reinhard Junker: Ein roter Faden durch „Schöpfung und Evolution“. Basisargumente und Tipps für den Unterricht (drei Vorträge)
  • Dr. med. Henrik Ullrich: Glaube und Denken – ein Widerspruch im Licht der modernen Naturwissenschaft?
  • Dr. med. Stefan Koppi: Das Auge – Designfehler oder geniale Konstruktion?
  • Benjamin Scholl: Rational-kritisches Denken: Die Vermittlung von rationalem Denken in Schule & Gemeinde

Anmeldung / Infos:

Online unter Tagung für Pädagogen und Interessierte

oder per E-Mail: sg@wort-und-wissen.de

Fachtagung Biologie

Für Biologen, Chemiker und Interessierte

24.–26. März 2023

Tagungssprache: Englisch

Ort: Freizeitheim Friolzheim, Mühlweg 8, 71292 Friolzheim, Deutschland

Referenten und Themen:

  • Prof. Dr. Nigel Crompton: Quantum Biology
  • Prof. Dr. Frank Karlsen (Norwegen): God created within 6 24 hour days – A presentation of scientific arguments
  • Prof. Dr. Ola Hössjer (Schweden): Mathematical aspects of fine-tuning and information in biology
  • Dr. ChinHo Shin (Südkorea): Why did God create the brain?
  • Dr. Lydia Eberhard: Ontogenetic development of the tooth enamel – a challenge for evolutionary theory.
  • Dr. Boris Schmidtgall: The Great Oxygenation Event – the greatest revolution in biology?
  • Predigt: Prof. Dr. Nigel Crompton

Anmeldung / Infos:

Online unter Fachtagung Biologie – international

oder per E-Mail: sg@wort-und-wissen.de

Kosten: 120 Euro; Doktoranden 80 Euro, Studenten: 60 Euro; EZ-Zuschlag 25 Euro