Wort-und-Wissen-Info 4/2019
Inhalt
Grußwort von Boris Schmidtgall
Liebe Freunde von Wort und Wissen!
nach vielen Negativ-Schlagzeilen zwischen 2005 und 2009, dem Darwin-Jahr, ist es in den Medien lange Zeit ziemlich still gewesen um Wort und Wissen. Doch nun widmete uns die renommierte Neue Zürcher Zeitung (NZZ) ihre Aufmerksamkeit in einem umfangreichen Artikel. Der Hintergrund: Der Journalist Simon Hehli begleitete – wohl auf Anraten eines W+W-Freundes und nach Rücksprache mit den Exkursionsleitern Reinhard Junker und Martin Ernst – die Exkursion am Stockhorn vor der diesjährigen Schweizer Regionaltagung. Anschließend veröffentlichte Hehli darüber einen Artikel in der NZZ, welcher mit falschen Unterstellungen und subtilem Spott gegenüber bibeltreuen Christen nicht spart. Schon der Titel der Online-Version, „Ihre Welt ist erst 10.000 Jahre alt – auf Exkursion mit Leuten, die die Bibel wörtlich nehmen“, gibt einen sehr unsachlichen Ton vor. Der darauf folgende Text behält diesen Duktus bei – abgesehen von einigen nüchternen Passagen. Kaum ein Klischee wird ausgelassen, um bibeltreue Christen in ein schlechtes Licht zu rücken. Die Teilnehmer der Exkursion werden als „Menschen, die auf einem anderen Planeten leben, einem viel jüngeren“, vorgestellt. Damit wird ein borniertes Festhalten an völlig irrationalen Auffassungen suggeriert. Passend dazu wird auch der negativ belegte Kampfbegriff „Fundamentalisten“ in dem Artikel platziert, um damit Befürworter der Junge-Erde-Schöpfung zu diffamieren.
Wissenschaft lebt von der debatte, nicht von Ausgrenzung.
Und die Mitarbeiter von Wort und Wissen, die es als „kleine Minderheit“ wagen, die etablierten Auffassungen in der Wissenschaft infrage zu stellen, werden mit Leugnern des „menschengemachten Klimawandels“ und mit Flache-Erde-Kreationisten assoziiert. Es werden zwar einige Argumente der Wort und Wissen-Mitarbeiter korrekt widergegeben, doch nur, um diese anschließend mit bloßen Behauptungen zu „widerlegen“. Was aber fast völlig fehlt, sind sachliche Gegenargumente. Dies gipfelt in der pauschalen und irrigen Aussage, die Junge Erde-Lehre stünde „im Widerspruch mit praktisch allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen der letzten 200 Jahre“. Darüber hinaus beruft sich der Autor auf den „Konsens in der Wissenschaft“ oder gar den lärmenden Richard Dawkins, um unsere Positionen als unhaltbar hinzustellen. Immerhin gesteht Hehli uns zu, dass wir bloß „sanfte Fundamentalisten“ sind und keine „militanten Extremisten“, da wir nicht erwarten, mit unseren Aktivitäten die Bildungslandschaft umgestalten zu können. Vergessen scheint die Tatsache, dass wirkliche Wissenschaft von der aufrichtigen Diskussion lebt und nicht von bloßen Behauptungen oder der Ausgrenzung von Minderheitenauffassungen als „unwissenschaftlich“. Wir lassen uns davon aber nicht verunsichern, da wir unser Engagement als Auftrag Gottes verstehen, Wissenschaft zu seiner Ehre zu betreiben und nicht um der Ehre der Menschen willen.
Es grüßt Sie herzlich
Boris Schmidtgall
40 Jahre Studiengemeinschaft Wort und Wissen
1. Die Gründerjahre
Ende des Jahres 2019 dürfen wir auf 40 Jahre gesegnete Arbeit der Studiengemeinschaft Wort und Wissen zurückblicken – für uns vor allem ein Anlass, Gott zu danken, dass er das Glaubenswerk W+W erhalten hat. Aber es ist auch ein Anlass, auf die Anfänge zurückzublicken und einige Streiflichter auf die Geschichte der Studiengemeinschaft zu werfen. Ein Rückblick von Reinhard Junker.
Die Studiengemeinschaft Wort und Wissen wurde Ende Dezember 1979 in Freudenstadt (Schwarzwald) gegründet. Unter den Gründungsmitgliedern waren beispielsweise der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dr. Theodor Ellinger als Vorsitzender, der Tierphysiologe Prof. Dr. Heiko Hörnicke, der Physiker Prof. Dr. Hermann Schneider und der Ingenieur und Theologe Dr. Dr. Horst W. Beck. Auch der bekannte Verleger Friedrich Hänssler gehörte zu den Gründungsmitgliedern.
Zielsetzung des neuen Vereins war ursprünglich die wissenschaftliche Begleitung einer neuen Buchreihe des Hänssler-Verlags, die Fragen im Spannungsfeld von Glauben und Denken behandeln sollte.
Band 1 der später so genannten „blauen Reihe“ mit dem Titel „Biologie und Weltanschauung“ (Abb. 1) von Horst W. Beck erschien schon 1979 und thematisiert Grundsatzfragen, die auch heute noch aktuell sind. Von Anfang an ging es aber grundsätzlicher darum, Akademikern zu helfen, vermeintliche Glaubenshindernisse im Bereich des Denkens und der Wissenschaft abzubauen. In Anlehnung an das Pauluswort aus dem 9. Kapitel des 1. Korintherbriefs kann man sagen, dass die Gründungsväter von Wort und Wissen den Akademikern ein Akademiker werden wollten, d. h. sie wollten ihnen auf ihrem ureigensten Wissensgebiet helfen, die biblische Überlieferung und die darauf gründende christliche Weltsicht mit dem Wissen der Wissenschaften zu verbinden, statt Gegensätze darin zu sehen.
Bald wurde klar, dass dieses Anliegen viel Knochenarbeit bedeutet. Diese sollte aber nicht zu einem Selbstzweck werden, sondern ein Dienst am Nächsten sein. Prof. Ellinger (Abb. 2) prägte später in diesem Zusammenhang den treffenden Begriff „Denkdiakonie“. Das bedeutet, ehrliche kritische oder drängende Fragen ernstzunehmen und mit dem Skeptiker und Zweifelnden einen Weg mitzugehen, auf dem man selber nicht alle Fragen befriedigend beantworten kann. Denkdiakonie heißt nicht, auf alle kritischen Fragen eine Antwort zu haben, sondern sich dem Fragenden so gut man kann zuzuwenden, manchmal auch seelsorgerlich.
Die Studiengemeinschaft entstand nicht im luftleeren Raum. Ihrer Gründung gingen mehrere Jahrzehnte voraus, in denen einzelne Buchautoren und Referenten ein ähnliches Anliegen vertreten hatten. Allerdings waren sie untereinander in keiner organisierten Weise verbunden. Besonders hervorzuheben ist dabei eine Persönlichkeit mit profundem Wissen, brillanter Redekunst und dem Auftreten eines genuinen Gentleman: Prof. Dr. Arthur Ernest Wilder Smith (1915–1995). In der deutschen pietistischen und evangelikalen Szene übte er nachhaltigen Einfluss aus und für viele W+W-Freunde waren seine Schriften wichtige Anstöße zu einem Umdenken in der Evolutionsfrage.
Zu den Anfängen der Studiengemeinschaft gehört ganz wesentlich der Aufbau und Betrieb eines Schöpfungs- und Sintflut-Museums mit zahlreichen Exponaten, die der Biologielehrer Dr. Joachim Scheven gesammelt hatte. Dr. Scheven wurde für diese Aufgabe freigestellt und als erster vollzeitlicher Mitarbeiter von Wort und Wissen berufen. Das Museum wurde in einem ehemaligen freikirchlichen Gemeinderaum in Hohenlimburg aufgebaut und war viele Jahre in Betrieb. Im Jahr 1990 bildete sich für dieses einmalige Museum ein eigener Trägerverein und die Museumsarbeit wurde aus der Studiengemeinschaft ausgegliedert.
Außer der Buchreihe und dem Fossilienmuseum war ein weiterer wesentlicher Arbeitsbereich schon in der Anfangszeit die Tagungsarbeit. Erste Wochenendtagungen fanden in einem ehemaligen Gasthaus in Baiersbronn statt. Die Tagungen konnten bald in einem eigenen Haus durchgeführt werden, dem Studienkolleg Wort und Wissen im Baiersbronner Ortsteil Röt (Abb. 3). Zu verdanken war dies dem Gründungsmitglied Horst Beck. Er ergriff eine einmalige Gelegenheit beim Schopf und erwarb im Jahr 1982 ein ehemaliges Kinderheim als „Bauplatz mit Ruine“ zum Grundstückspreis. Mit viel Eigenarbeit gelang es, das Haus als Tagungsstätte herzurichten. Im Herbst 1983 konnte sie ihren Tagungsbetrieb aufnehmen. Das Haus bot 35 Gästen Unterkunft, Verpflegung und einen Tagungsraum, der oft überfüllt war.
Schon sehr bald nach Eröffnung des Studienkollegs wurde im Oktober 1985 Reinhard Junker als vollzeitlicher Mitarbeiter angestellt, zunächst im Rahmen einer Arbeits-Beschaffungsmaßnahme (ABM). Seine Hauptaufgabe war die Erstellung eines evolutionskritischen Lehrbuchs – nicht alleine, sondern vor allem zusammen mit dem Mitherausgeber Prof. Dr. Siegfried Scherer und mit sieben weiteren Mitautoren, deren Beiträge es zu redigieren und aufeinander abzustimmen galt. Praktische Mithilfe dabei leistete auch Martin Schweikert, der etwas mehr als ein Jahr lang in den Jahren 1985/1986 im Studienkolleg Röt angestellt war. Nicht nur im Nachhinein ist es erstaunlich, dass das damals 224-seitige großformatige Buch bereits im Dezember 1986 beim Weyel-Verlag Gießen unter dem etwas sperrigen Titel „Entstehung und Geschichte der Lebewesen“ erscheinen konnte (Abb. 4). Kaum jemand war in der Lage, den Titel korrekt wiederzugeben, aber dennoch war das Buch ein voller Erfolg und schon 1988 folgte eine zweite, erweiterte Auflage. Dass das Buch teils farbig war, war damals noch etwas Besonderes.
In die Anfangsjahre fällt auch die Durchführung eines Einführungssemesters für angehende Studenten. Bereits im Wintersemester 1982/83 wurde nach dem Vorbild der Evangelische Hogeschool in Amersfoort / Niederlande das jährliche Hochschul-Einführungssemester (HES) auf Gut Holmecke im nördlichen Sauerland begonnen. Etwa zehn Jahre lang konnte das HES mit anfangs gut zehn und später bis ca. 25 Abiturientinnen und Abiturienten für die Dauer des gesamten Wintersemesters – also von Mitte Oktober bis Mitte Februar – durchgeführt werden. Die meisten ehrenamtlich tätigen HES-Dozenten hielten sich einige Tage dort auf und referierten über ihr Fachgebiet und dessen Bezüge zum christlichen Glauben wie auch insbesondere über kontroverse Wissenschaftsfragen im eigenen fachlichen Umfeld – eine Art Studium Generale der besonderen Art und zugleich eine Art Lebensschule zu Fragen des persönlichen Lebenswandels.
Schließlich seien aus der Anfangszeit öffentliche Auftritte im akademischen Rahmen erwähnt. Dazu zählte eine Podiumsdiskussion über Schöpfung und Evolution im Wintersemester 1983 an der Universität Göttingen, an der neben den W+W-Leuten Horst Beck und Werner Gitt u. a. auch der Nobelpreisträger Prof. Dr. Manfred Eigen als Debattengegner vor gut 1000 Besuchern (wir erinnerten daran im „W+W-Info“ 2/2019) auftraten. Horst Beck und Heiko Hörnicke organisierten Vortragsreihen zu Fragen um Schöpfung und Evolution an den Universitäten Karlsruhe und Hohenheim, die wöchentlich während eines ganzen Semesters abgehalten wurden.
In der Anfangszeit von Wort und Wissen wurde also vieles neu angepackt und es gab ermutigende Entwicklungen. Wie es nach der Pionierphase weiterging, berichten wir in der nächsten Ausgabe des W+W-Info.
Künstlerisch gestaltete Früchte
Das aus Nordamerika stammende Kurzfrüchtige Weidenröschen (Epilobium brachycarpum) hat erst seit den 1990er-Jahren einige Gebiete in Europa erobert und liebt brachliegende Schotterflächen. Ich fand diese mir bislang unbekannte Art bei der Geologischen Exkursion der W+W-Fachgruppe Geowissenschaften, die Mitte September in der Eifel durchgeführt wurde. Während sich die Geologen einer Bimswand bei Nickenich zuwandten, fiel mir eine buschig-sparrig stark verzweigte Pflanze auf, die ich bis dahin nicht kannte. Die länglichen Früchte mit den vier aufspreizenden Fruchtwänden und den darin befindlichen behaarten Samen waren aber so typisch, dass klar war: Es kann sich nur um ein Weidenröschen handeln. Zu Hause half eine Recherche im Internet: Kurzfrüchtiges Weidenröschen – stimmt: Für Weidenröschen ist die Frucht trotz ihrer Länge wirklich kurz. Die behaarten Samen sind nicht nur zweckmäßig für eine Verbreitung durch den Wind gestaltet, sondern ausgesprochen kunstvoll angeordnet. Der Schöpfer hat Sinn für Schönheit.
Der Name „Weidenröschen“ kommt wohl daher, dass die Blätter des bei uns verbreiteten Schmalblättrigen Weidenröschens (Epilobium angustifolium) den schmalen Blättern einiger Weidenarten ähneln. Es gibt aber noch eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Weiden: Auch in ihren Kapselfrüchten befinden sich behaarte Samen – eines von vielen Beispielen eines ähnlichen Bauplans bei sonst nicht ähnlichen Formen. Biologen sprechen von „Konvergenz“.
Aus der Sicht der Schöpfung ist eine solche Situation als „Mehrfachverwendung eines Bauplanmoduls“ gut zu verstehen; es steht Absicht dahinter. Bauteile so zu gestalten, dass sie in verschiedenen Konstellationen verwendbar sind, erfordert gute Planung. Für einen zukunftsblinden natürlichen Evolutionsprozess ist das verbreitete Auftreten von Konvergenzen dagegen unverständlich. Wie konnte ohne jeden Plan, ohne jede Zielvorgabe und ohne irgendeine Steuerung immer wieder eine sehr ähnliche Konstruktion gebildet werden?
Reinhard Junker
Neuerscheinung: „Digitalisierung: Datenhype mit Werteverlust?“
Ethische Perspektiven für eine Schlüsseltechnologie
Reinhard Haupt & Stephan Schmitz (Hrsg.) Digitalisierung: Datenhype mit Werteverlust? Ethische Perspektiven für eine Schlüsseltechnologie.
In Beruf und Alltag sehen wir uns umwälzenden Herausforderungen der Digitalisierung gegenüber. Sind wir der Wucht gewachsen, mit der sich Berufsbilder und Beschäftigungsmöglichkeiten stürmisch verändern? Wie gehen die Internetgiganten mit der Informationslawine um, die über unser Verhalten und Denken gespeichert wird? Die Digitalisierung hat nie gekannte Erfolgszahlen und Börsenwerte der Digitalkonzerne hervorgebracht. Hat sie auch ein Wertevakuum entstehen lassen?
Das Doppelgesicht der Digitalisierung rechtfertigt bedeutsame Erwartungen und gleichzeitig gewichtige Bedenken. Zu diesen Fragen kommen Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft zu Wort. Zeitlose biblische Überzeugungen regen zu zeitgemäßen Antworten auf die Herausforderung der digitalen Revolution an.
Neuer vollzeitlicher Mitarbeiter Peter Borger stellt sich vor
Der Molekularbiologe Peter Borger stellt sich vor
Mein Name ist Pieter Borger, man nennt mich Peter. Ich bin gebürtiger Niederländer, lebe aber seit 2004 in Deutschland. Seit Langem habe ich es auf dem Herzen, mein umfangreiches Wissen über die Molekularbiologie und Genetik für das Reich Gottes einzusetzen. Ich möchte kurz erläutern, wie es dazu gekommen ist.
Seit meiner Jugend interessiere ich mich für Wissenschaft, insbesondere für Biologie. Als Jugendlicher war ich oft in der Natur unterwegs, sammelte Fossilien und war Mitglied von mehreren Naturschutzvereinen. Folgerichtig studierte ich Biologie in Groningen (Niederlande). Mein besonderes Interesse galt der Biochemie und der Molekulargenetik. Nach erfolgreichem Abschluss im Jahr 1993 wurde mir eine Stelle als Doktorand im Universitätsspital Groningen angeboten. Meine Aufgabe war es, aufzuklären, wie die Zytokine-Gene des Immunsystems ein- und abgeschaltet werden.
Ab dem Jahr 1998 arbeitete ich als promovierter Biologe für mehrere Forschungsinstitute an den Universitäten von Groningen, Sydney, Basel und Zürich. Die eng verknüpften genetischen Algorithmen und Reaktionen, die ich untersuchte, zeigten mir, dass sie einem übergeordneten Ziel folgen und zusammenwirken müssen, um den Zellbetrieb aufrechterhalten zu können und so das Leben zu ermöglichen. Die ausgeklügelte Komplexität dieser Algorithmen ist immens und nichts ist dem Zufall überlassen. Erstaunlicherweise haben sie alle ihren Ursprung in den codierten Informationen des DNA-Moleküls. Diese Erkenntnis brachte mich dazu, die gängige Auffassung von unserer Herkunft, die Darwin’sche Evolutionslehre, wie man sie im akademischen Raum und an Schulen unterrichtet, zu hinterfragen. Unvermeidlich wurde ich zu dem Schluss geführt, dass der Ursprung des Lebens viel besser durch einen Schöpfer erklärt werden kann als durch einen naturalistischen Ansatz. Wenn es einen solch großartigen Schöpfer gibt, bedeutet dies, dass wir als geschaffene Wesen Ihm gegenüber Rechenschaft ablegen müssen. Daher folgerte ich, dass eine der drei großen theistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) Recht haben muss, weil sie die Existenz eines Schöpfers lehren. Aus meinen weiteren Studien schloss ich, dass der christliche Glaube glaubwürdig ist, besonders da die Historizität der Bibel archäologisch belegt wurde.
Im Jahr 2003 wurde ich Christ, getauft in Hillsong Church, Sydney, Australien. Als ich 2005 die Studiengemeinschaft Wort und Wissen kennenlernte, wurde ich ein treuer Besucher der Biologie-Fachtagung und konnte mich fast jedes Jahr mit einem Vortrag beteiligen. Bald darauf begann ich Artikel zu veröffentlichen, die sich mit den Problemen der aktuellen Biologie befassen und wie sie gelöst werden können, indem man davon ausgeht, dass Information immateriell ist und genetische Anpassung und Artbildung im Genom programmiert sind. Darüber hinaus thematisierte ich die Frage, welche Wirkung von transponierbaren und sich wiederholenden DNA-Sequenzen ausgeht. Zudem verfasste ich mehrere Arbeiten, die eine alternative Erklärung für endogene Retroviren bieten sowie für speziesübergreifende Mutationen. Diese alternativen Erklärungen samt der molekulargenetischen Widerlegung des Darwinismus wurden 2009 in dem Buch „Darwin Revisited“ in den Niederlanden veröffentlicht. Die englische Version dieses Buches ist bei Amazon erhältlich. Von den bibeltreuen Christen geschätzt und den Darwinisten hart kritisiert, war es ein umstrittenes Buch im Darwin-Jahr. Seither wurde ich regelmäßig eingeladen, in den Niederlanden, in den USA und in Deutschland meine Ideen vorzustellen. Durch meine Veröffentlichungen und Aktivitäten erhalte ich zunehmend auch Gelegenheiten, mich an Debatten und Aktivitäten zur Verteidigung des christlichen Glaubens zu beteiligen, insbesondere wenn es um das Themengebiet Schöpfung und Evolution geht (mehrere davon kann man bei YouTube anschauen).
Ich teile die Überzeugung der Studiengemeinschaft, dass wissenschaftliche Arbeit, die auf der Tugend der Liebe zur Wahrheit basiert, eine bessere Perspektive hat, auch wenn sie nicht unbedingt Mehrheiten gewinnt. Aus diesem Grund freue ich mich, der Studiengemeinschaft mit vollem Enthusiasmus, Wissen und Fähigkeiten zur Verfügung zu stehen, um das Verständnis der Biologie in einem biblischen Kontext zu fördern und den Schöpfer aller Dinge zu ehren.
Leben im Lego-Land
Je mehr man sich mit Naturwissenschaft beschäftigt, desto weiter entfernt man sich von Gott. So lautet ein weit verbreitetes Vorurteil. Das Gegenteil ist der Fall. Das äußerst lesenswerte Buch „Das geplante Universum“ ist zwar anspruchsvoll, entschleiert aber eine naturwissenschaftliche Sicht auf die Welt, die einen nur noch mehr über Gott staunen lässt. Eine Rezension von Jörn Schumacher.
Markus Widenmeyer (Hrsg.) Das geplante Universum. SCM Hänssler, 2019, 156 Seiten, Hardcover 21 x 15
Stellen Sie sich vor, Sie erleiden Schiffbruch und können sich auf eine einsame Insel retten. Die Insel erweist sich als gut bewohnbar, und Sie finden sogar ein Haus, das genau Ihren Wunschvorstellungen entspricht; im Inneren hängen Bilder genau nach Ihrem Geschmack, auf dem Tisch steht ein Teller mit Ihrer Lieblingsspeise und im Hintergrund läuft Ihre Lieblingsmusik. Auf einer Tafel steht zu alledem neben Ihrem Namen das Wort „Willkommen“. Würden Sie nicht annehmen, dass jemand Sie hier erwartet und alles für Sie so eingerichtet hat? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass alles ein Zufall ist?
Mit dieser Analogie beginnt der Chemiker Markus Widenmeyer sein Buch „Das geplante Universum“. Widenmeyer, der neben Chemie auch Philosophie studierte, stellt in dem Buch mit drei anderen Autoren die interessante Frage: Wurden wir in diesem Universum erwartet? Ist vielleicht alles, was ist, so geplant, damit wir darin leben können? Wie mit der Insel verhält es sich mit der Erde, ja, mit dem ganzen Universum, so die Aussage des Buches. „Die physikalischen Eigenschaften des Universums, also die Naturgesetze, Naturkonstanten und Randbedingungen, sind in komplexer Weise und häufig sehr präzise für das Vorhandensein körperlichen Lebens maßgeschneidert“, schreiben die Autoren. Insgesamt vier Naturwissenschaftler arbeiteten an dem Buch mit, neben Widenmeyer zwei Physiker und ein Chemiker.
Welt durch Zufall aus dem Nichts?
Das Wort „biozentrisch“ beschreibt den Zustand unseres Universums demnach wohl am besten. Hinter allem steht die Frage: „Steht hinter dem Universum ein Masterplan?“ Die Autoren verstehen sich als Theisten, sind also der Überzeugung, dass sich die Welt am besten als das Werk eines kreativen, intelligenten Schöpfers verstehen lässt, auch und vor allem naturwissenschaftlich.
Diese These untermauern sie anhand einer gedanklichen Reise von der Physik und den allerkleinsten Teilen und den Kräften untereinander über die Biologie und die Mechanik des Lebens bis hin zur philosophischen Frage, was wohl wahrscheinlicher ist: ein Universum, das aus Zufall von selbst aus dem Nichts entstand, oder eines, das von einem Schöpfer erdacht wurde. Die Stärke des Buches liegt darin, dass hier vier Experten ihres jeweiligen Fachgebietes zu Wort kommen.
Gott wollte offenbar Bewunderer
Die Statistik zeigt, dass für Systeme allgemein gilt: je komplexer, desto unwahrscheinlicher. Und das Universum ist immens komplex. Widenmeyer und seine Kollegen, die allesamt für die Studiengemeinschaft Wort und Wissen arbeiten, erläutern: „Die Struktur des Universums ist hervorragend mittels Zeichen bzw. sprachlicher Elemente darstellbar, nämlich mittels ein paar weniger, relativ einfacher mathematischer Regeln. Man kann sagen, die Struktur des Universums ist auf Symbolisierbarkeit (d.h. sprachliche, formelhafte Ausdrucksfähigkeit) hin ausgerichtet.“ Es scheint also fast so, als sollten sich am Ende Lebewesen in diesem Universum befinden, die mit ihrem Verstand eben diese Komplexität erforschen und erkennen können. So als habe es dem übernatürlichen Wesen nicht gereicht, eine schöne Welt zu schaffen, sondern es musste sie auch mit jemandem teilen, der die Welt ebenfalls schön findet.
Die Herausforderung für einen Naturalisten, der bei der Erklärung der Welt unbedingt Gott aus dem Spiel lassen will, liegt hingegen darin, die geordnete Vielheit der materiellen Welt anders zu erklären. Diese Erklärung der Welt muss also in der Welt selbst stecken; ihre Entstehung muss in ihr selbst angelegt sein. Klingt das nicht ein wenig nach Baron Münchhausen, der sich selbst an seinen Haaren aus dem Sumpf zog?
Um etwas von der Faszination der Gedanken mitzubekommen, muss man den Autoren auf ihrem kleinen Crashkurs in Teilchenphysik folgen. Doch es lohnt sich! Vier Kräfte – Gravitation, Elektromagnetismus sowie starke und schwache Kernkraft – formen die Grundbausteine, aus denen unsere Welt erbaut ist. Wenn wir eine Lego-Stadt sehen, erbaut mit viel Liebe zum Detail, denken wir sofort daran, dass sie von jemandem gebaut worden sein muss. Die Ordnung in den Bausteinen kann kein Zufall sein. Ein großer Haufen von Lego-Bausteinen hingegen erschiene uns eher ungeordnet. Genau dieses Prinzip wenden Theisten auf das Universum an: Wenn es so viel Ordnung im Kosmos gibt, kann diese von sich aus durch Zufall entstanden sein?
„Es war sehr gut“
Je tiefer man in die Welt der Teilchen blickt, umso verblüffender erscheint die Menge an Feinabstimmungen. Der Leser erfährt: Von den 80 stabilen Elementen in der Natur sind 22 unmittelbar für das Leben relevant. „Alle stabilen und auch einige radioaktive Elemente werden von der Menschheit technisch genutzt“, schreiben sie, und weiter: „Setzt man voraus, dass eine Menschheit, die die Erde ‚bebauen und bewahren‘ soll, ein Ziel des Schöpfers ist, dann sind damit, etwas technisch ausgedrückt, alle Elemente für den Aufbau und die Funktion der Zielobjekte nötig oder nützlich.“ Der Bibelspruch aus dem Schöpfungsbericht „Und siehe da, es war sehr gut“ bekommt plötzlich aus naturwissenschaftlicher Perspektive eine ganz neue Bedeutung. Gott würde Lego lieben.
Im Schlussteil versuchen die Autoren skeptische Fragen zu beantworten, etwa ob diese ganze Ordnung nicht auch ohne einen Gott erklärt werden könnte, was sie von der Theorie der Multiversen halten (also der Annahme, es könnte nicht ein Universum geben, sondern viele) und warum sie ein theistisches Weltbild mit jüdisch-christlicher Prägung am plausibelsten halten.
Das Sujet ist wahrlich nicht das einfachste, aber die Autoren schreiben sehr gut verständlich, und sie finden das richtige Augenmaß für die Detailtiefe. Wer sich auf die Gedankenreise einlässt, wird belohnt, denn sie ist extrem interessant und es entspringt aus ihr ein komplett neuer Blick auf die Welt. Was vordergründig „nur“ ein Buch über Naturwissenschaft ist, entpuppt sich als Zeugnis für die Herrlichkeit Gottes und kann so für den einen oder anderen geradezu eine Glaubensstärkung sein.
Die Rezension von Jörn Schumacher ist zuerst publiziert worden bei: Christliches Medienmagazin pro | www.pro-medienmagazin.de. „pro“ erscheint sechsmal jährlich kostenfrei, Bestellung unter pro.medienmagazin.de oder unter der Tel.-Nr. 06441/5667700.
Informationen zu den Finanzen
Zurzeit vergeht kaum eine Woche ohne eine Veranstaltung von Wort und Wissen – es herrscht Hochsaison. Auch für den Schatzmeister eines christlichen Werks ist der Herbst eine spannende Zeit. Erweist sich die nach menschlichem Ermessen erstellte finanzielle Jahresplanung als realistisch? Doch wir durften bisher immer wieder dankbar Gottes Treue erleben, denn Gott hat uns versprochen:
„Ich lasse dich nicht im Stich, nie wende ich mich von dir ab.“ (Heb. 13,5b)
Für 2019 benötigt die Studiengemeinschaft knapp 600.000 € Einnahmen. Per Ende Oktober betrug der Spendenstand und die Einnahmen der Medienstelle 375.000 €. Dafür sind wir allen Spendern sehr dankbar. Es warten jedoch weitere Herausforderungen: Dr. Peter Borger hat zum 1. Oktober 2019 seinen Dienst bei Wort und Wissen aufgenommen (siehe seine Vorstellung auf S. 5), erstmalig findet die Fachtagung für Kultur und Geschichte statt und neue, z. T. aufwändige Publikationen müssen bezahlt werden.
Ein ausgeglichener Haushalt zum Jahresende wäre für uns eine Bestätigung durch Gott, weiter mutige Schritte in 2020 zu planen.
Ihr Schatzmeister
Stephan Schmitz