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Informationen aus der Studiengemeinschaft WORT und WISSEN


Schöpfungsforschung international

4. Internationale Konferenz für Schöpfungsforschung

Vom 3. – 8. August 1998 fand in Beaver Falls (ca. 40 km nördlich von Pittsburgh, Pennsylvania / USA) die 4. Internationale Konferenz für Schöpfungsforschung (4. International Conference on Creationism) statt. Deutsche Teilnehmer waren Dr. Thomas Fritzsche (Geologie, hauptamtlicher Mitarbeiter von Wort und Wissen) und Dr. Henrik Ullrich (ehrenamtlicher Mitarbeiter, Arbeitsschwerpunkt Embryologie). „Wort und Wissen Info“ befragte sie nach ihren Eindrücken von dieser Konferenz.

W+W Info: Herr Dr. Ullrich, Sie haben gemeinsam mit Herrn Dr. Fritzsche im Sommer die 4. Konferenz für Schöpfungsforschung besucht. Mit welchen Erwartungen sind Sie nach Pittsburgh gereist?

H. Ullrich: Anliegen des Leitungskreises der Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ ist es, neben der Arbeit innerhalb Deutschlands ebenso Verantwortung auf internationaler Ebene wahrzunehmen. Dazu sind Kenntnisse über aktuelle Entwicklungen und den Stand der Schöpfungsforschung in anderen Ländern, gute Kontakte und ein intensiver Austausch mit ihren Wissenschaftlern sowie die Präsentation der eigenen Arbeitsweise und Ergebnisse notwendig. Die von Prof. Siegfried Scherer u. a. aufgebauten Beziehungen sollten vertieft werden und konkret im Bereich der Biologie die Möglichkeiten für gemeinsame Projekte geprüft werden.

Th. Fritzsche: Die Kontaktpflege und der Kontaktaufbau waren ein wesentliches Ziel. Mir ging es ferner darum, die Atmosphäre zu „schnuppern“, Eindrücke zu sammeln: Wir wird solch eine Tagung organisiert? Wie ist die Qualität der Beiträge? Wie intensiv und qualifiziert wird darüber diskutiert? Wie ist das Selbstverständnis der amerikanischen Schöpfungsforscher? Wo sind längerfristig Perspektiven zu erkennen?

Konferenzgebäude in Beaver Falls bei Pittsburgh

W+W Info: Und haben sich ihre Erwartungen erfüllt?

H. Ullrich: Auf jeden Fall. Die sechs Tage dauernde Konferenz bot natürlich viele Chancen zu intensiven Gesprächen. Der Wunsch, auf internationaler Ebene enger zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen, kann als genereller Tenor festgehalten werden. Einige konkrete Beispiele: Vom Veranstalter ist an uns, als Studiengemeinschaft Wort und Wissen, das Anliegen zur Mitarbeit in der Reviewkomission für die nächste ICC 2002 herangetragen worden. Für den Bereich der Biologie wurde die Einrichtung eines internationalen Diskussionsforums via E-Mail angeregt, welches von Dr. Paul Nelson vorbereitet wird und in den nächsten Wochen anlaufen soll. Als drittes Beispiel kann die Realisierung der vielfach von den Teilnehmern gewünschten Übersetzung des Lehrbuches „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“(Junker, Scherer) in die englische Sprache genannt werden.

Th. Fritzsche: Ja und nein. Ermutigend waren die neuen Bekanntschaften und der von vielen Teilnehmern in privaten Gesprächen geäußerte Wunsch nach mehr qualifizierter Arbeit. Ansonsten sind verantwortliche Mitarbeiter auch in den USA dringend gesucht. In jedem Fachgebiet gibt es höchstens einige wenige kompetente Mitarbeiter, danach klafft eine deutliche Lücke. Von einer breiten Bewegung, die uns so manche amerikanische Schrift suggeriert, kann keine Rede sein. Offenbar führte das in den USA selbsternannte Ziel, die Schöpfungslehre als wissenschaftlich zu präsentieren, dazu, daß während der Tagung überhaupt kein geistliches Rahmenprogramm angeboten wurde. Wo die Vergegenwärtung von Jesus Christus als dem Zentrum unserer Arbeit fehlt, werden die Akteure zu Einzelkämpfern, Spannungen werden nicht abgebaut. Genau das war zu beobachten.

W+W Info: Welches Anliegen verfolgt der Veranstalter, die „Creation Science Fellowship Pittsburgh“ mit dieser Konferenz?

H. Ullrich: Den Veranstaltern dieser mit viel Mühe und großem individuellen Einsatz vorbereiteten Konferenz geht es generell um die Entwicklung eines tragfähigen wissenschaftlichen Rahmenmodells für die Schöpfungsforschung, in dem die Ergebnisse verschiedener Fachgebiete zur Entstehung und Geschichte der Erde und des Lebens integriert und systematisiert werden können. Damit verknüpft sich die Hoffnung, die relativ isoliert voneinander agierenden Schöpfungsforschungsgruppen weltweit mit ihren einzelnen Disziplinen, Ideen und Personen zusammenzuführen und den wissenschaftlichen Standard der Schöpfungsforschung zu verbessern.

Walter J. ReMine stellte die „Message“-Theorie vor, wonach Gott die Lebenwesen so geschaffen habe, daß anhand ihrer Merkmale eine „Botschaft“ des Schöpfers erkannt werden könne.1

W+W Info: Wieviele Teilnehmer gab es und woher kamen sie?

H. Ullrich: Ca. 350 Teilnehmer besuchten die Konferenz, vorwiegend aus den USA. Einige Vertreter kamen aus Kanada, aus Großbritannien, aus Australien, Mexiko und einigen anderen Ländern. In einer Parallelveranstaltung, dem Educators‘ Symposium, stellte man zahlreiche Entwürfe und Materialen für einen alternativen Unterricht zur Geschichte des Lebens und der Erde vor.

W+W Info: Wie wird eine gute Qualität des wissenschaftlichen Austausches auf dieser Konferenz erreicht?

H. Ullrich: Erstens werden nur in zwei Stufen begutachtete Vorträge zur Konferenz zugelassen. Zunächst mußte der jeweilige Autor eine Zusammenfassung des vorgesehenen Beitrages zum Vorentscheid einreichen, danach im positiven Fall den gesamten Artikel, über dessen Zulassung von Fachleuten des jeweiligen Gebietes endgültig entschieden wurde. Dieses strenge Begutachtersystem hat wesentlich zur gewünschten guten Qualität beigetragen. Das heißt jedoch nicht, daß alle Vorträge dem aktuellen Stand ihrer Wissenschaft entsprachen (z.B. im Bereich der Paläanthropologie). Zweitens wird während der Konferenz ein intensiver kritischer Austausch über die jeweiligen Vorträge gesucht. Entsprechend ist viel Diskussionszeit vorgesehen, die bei den häufig kontrovers geführten Aussprachen intensiv genutzt wurde.

W+W Info: Welche Kriterien sind neben der fachlichen Qualität des jeweiligen Beitrages für die Gutachter wichtig?

H. Ullrich: Es wird im Vorfeld sehr darauf geachtet, daß in den eingereichten Arbeiten Aussagen und Verständnisansätze zu den Grundproblemen biblischer Schöpfungsforschung präsentiert werden, dazu zählen die biblischen Berichte zur Schöpfungswoche, zur weltweiten Flut zur Zeit Noahs und die damit verbundenen Ereignisse (Babel, Peleg, u.a.) und Hinweise für eine junge Erde und ein junges Universum.

Kurt Wise referierte über „baraminology“ (siehe Text und Anm. 2) und die Ordnung der Lebewesen.

W+W Info: In welchem Verhältnis stehen die insgesamt zur Konferenz eingereichten Vorträge zu den letztendlich angenommenen?

H. Ullrich: Nach unseren Informationen wurden rund 120 Zusammenfassungen eingereicht, von denen 47 als ausgearbeitete und begutachtete Beiträge Eingang in die ICC-Proceedings fanden. Ein Viertel der akzeptierten Beiträge kam aus dem Bereich der Geologie; die Wissenschaftstheorie inkl. Theologie und die Biologie waren mit je 7, die Kosmologie mit 4 und die Sozialwissenschaften mit 9 Beiträgen vertreten.

W+W Info: Dr. Fritzsche, sie haben selbst ein Referat zum Thema der Kreide-Tertiär-Grenze gehalten. Wie war die Resonanz?

Th. Fritzsche: Wie bei allen anderen Beiträgen gab es eine anschließende Diskussion. Mehrere Diskussionsteilnehmer verwiesen auf das, was sie selbst schon zu diesem Thema erarbeitet hatten, ohne auf meine zentralen Punkte einzugehen. Im Laufe der nächsten Tage kamen dann zahlreiche positive Rückmeldungen, worüber ich mich gefreut habe.

W-W Info: In Deutschland hört man oft den Ausdruck: „amerikanisches Flutmodell“. Existiert unter den amerikanischen Geologen wirklich nur ein allgemein akzeptiertes Flutkonzept?

Th. Fritzsche: Nein, es gibt unterschiedliche Vorstellungen. Es ist aber zulässig, vereinfachend von einem „amerikanischen“ und einem „europäischen“ Flutmodell zu sprechen. Nach dem amerikanischen Modell werden fast alle fossilhaltigen Gesteine als Sintflutablagerungen gedeutet. Nach dem europäischen Modell, das hauptsächlich auf den Arbeiten von Dr. Joachim Scheven gründet, wird ein erheblicher Teil der Ablagerungen als Folge nachflutlicher Katastrophen verstanden.

Überlegungen zur Abkühlung großer magnetischer Gesteinskörper präsentierte John Woodmorappe.

W+W Info: Welche wissenschaftlichen Beiträge haben Sie besonders beeindruckt?

H. Ullrich: Hervorheben möchte ich neben vielen anderen D. Fouts‘ exegetische Analyse zu zentralen Begriffen des Sintflutberichtes. Zum Beispiel bedeutet „Auslöschen“ kein Verschwinden des Lebens ohne Erinnerungen in Form von Fossilien. Nach D. Fouts zeigt die Analyse des Gebrauchs des hebräischen Wortes in der Bibel, daß die Existenz von Spuren des vorsintflutlichen Lebens – auch des Menschen – dem Bedeutungsinhalt des hebräischen Wortes nicht widersprechen. Einige Vorträge beschäftigten sich mit der Vertiefung des Grundtypkonzeptes, welches in Amerika unter dem Namen „baraminology“2bekannt ist und zusätzlich zum Kriterium der Kreuzbarkeit kladistische Merkmalsanalysen zur Abgrenzung der einzelnen Grundtypen (monobaramin) einsetzt.

Th. Fritzsche: Meine Favoriten waren die Beiträge von S. Austin & A. Snelling über die Datierung der Cardenas Basalte im Grand Canyon, von A. Snelling & J. Woodmorappe (Foto) über die Abkühlung großer magmatischer Gesteinskörper und von A. Snelling über die Datierung von andesitischen Lavaströmen am Mt. Ngauruhoe (Neuseeland). Der letztgenannte Vortrag entwickelte sich zu einer kritischen Betrachtung der Kalium/Argon-Datierungen im allgemeinen. Für mich war das der bislang beste Beitrag, der in der Schöpfungsforschung zur Datierungsproblematik vorgestellt wurde.

W+W Info: Liegen die Inhalte dieser Konferenz in schriftlicher Form vor?

H. Ullrich: Zur Konferenz ist ein Tagungsband erschienen. Ein Exemplar ist in der Medienstelle der Studiengemeinschaft vorhanden. Zusammenfassungen der jeweiligen Beiträge oder eine Inhaltsübersicht kann auf Wunsch zugesandt werden.

Anmerkungen
1. Die „Message-Theorie“ wird ausführlich vorgestellt in Studium Integrale Journal Heft 1/98 , S. 45-48.
2. Dieser Begriff ist aus bara (hebr. „erschaffen“), min (hebr. „Art“) und -Logie (Lehre) zusammengesetzt („Lehre von den erschaffenen Arten“).

„Evolution“ – ein ideologischer Begriff?

Sollte der Begriff (Mikro-)Evolution in der Schöpfungslehre vemieden werden?

von Reinhard Junker und Henrik Ullrich

Im Zusammenhang mit der Neufassung und geänderten Titelformulierung unseres Lehrbuchs und Nachschlagewerks „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ wurde an uns gelegentlich die Frage gerichtet, ob der Begriff „Evolution“ nicht zu sehr ideologisch im Sinne der allgemeinen Abstammungslehre gefüllt sei, um ihn im Kontext der Schöpfungslehre überhaupt verwenden zu können. Die Verwendung dieses Begriffs, auch in der „abgemilderten“ Form von „Mikroevolution“ sei ein zu großes Zugeständnis an die damit verbundene Weltanschauung, die wir aus biblischen Gründen ablehnen.

„Evolution“ gestern und heute

Zunächst: Es stimmt, der Begriff „Evolution“ gilt schon seit langem als übergeordneter Begriff für die Vorstellung einer allgemeinen Abstammung und Entwicklung aller Lebewesen von einer gemeinsamen Urform. Dies sei ein naturgesetzlicher Prozeß (unterteilt in Makro- und Mikroevolution), der letztlich zur Entstehung des Menschen aus dem Tierreich führte. Im allgemeinen wird die Lehre über Evolution als wissenschaftlicher „Ersatz“ dem angeblich veralteten biblischen Schöpfungsbericht gegenübergestellt.

Das war aber nicht immer so. Der Begriff „Evolution“ hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Schon 100 Jahre vor der Veröffentlichung der Darwinschen Abstammungslehre (1859) wurde er mit anderen Bedeutungsinhalten verwendet. Mitte des 18. Jahrhunderts beschrieb Haller mit „Evolution“ (lat. evolvere = herauswälzen, ausrollen von bereits Vorhandenem) die Individualentwicklung eines Organismus, welche man im Rahmen der damals herrschenden Präformationslehre lediglich als einen Vorgang des Wachstums und Sichtbarwerdens des bereits komplett fertigen Wesens aus den jeweiligen Keimstoff (Eizelle, Samen) deutete. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, daß der Weg des Individuums (seine „Entwickelungsgeschichte“) vom befruchteten Ei bis zum erwachsenen Organismus durch Entwicklung, d.h. einen gesetzmäßigen Wandel des Erscheinungsbildes, dem geordneten Verschwinden und Auftreten von Merkmalen charakterisiert wird, also mehr als nur eine blose „Evolution“ (im o. g. Sinne) darstellt. Interessanterweise hielten jedoch einige Autoren an diesem Begriff fest, nun aber mit der neuen Bedeutung von Entwicklung gefüllt (Geoffroy St. Hilaire 1833). Andere, vor allem im englischsprachigen Raum (Carpenter 1851), verknüpften zusätzlich mit diesem Begriffspaar (Evolution-Entwicklung) zusätzlich ihre naturphilosophische Sicht von aufsteigenden Reihen in der belebten und unbelebten Natur, was natürlich für Verwirrung sorgen mußte.

Die Verwirrung nimmt ihren Lauf

Als Darwin 1859 das epochemachende Hauptwerk „Über die Entstehung der Arten“ veröffentlichte, war der Begriff „Evolution“ also quasi schon mehrfach vergeben. Seine Theorie wurde damals von ihm folgerichtig nicht als „Evolutionstheorie“, sondern als „Deszendenztheorie“ oder „Abstammungslehre“ bezeichnet. Primär – und das soll nocheinmal betont werden -, stand „Evolution“ im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für einen beobachtbaren, zunächst fehlinterpretierten Vorgang der Individualentwicklung, den Ernst Haeckel (1866) später Ontogenese nannte. Er bemühte sich ebenso wie Darwin um eine deutliche Abgrenzung vom vorbelasteten und in der Geschichte vieldeutig genutzten Evolutionsbegriff, weshalb er die Stammesgeschichte „Phylogenese“ und nicht wie einige seiner Zeitgenossen „Evolution“ nannte. Der Vorschlag Spencers (1862), Darwins stammesgeschichtlichen Prozeß „Evolution“ zu nennen, setzte sich dennoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch im deutschsprachigen Raum durch. Und damit war eigentlich die Verwirrung perfekt. (Für eine detallierte Betrachtung siehe Literatur unter Anm. 1.)

Warum „Verwirrung“? Irreführend ist die Bezeichnung „Evolution“ für die Abstammungslehre aus drei Gründen:

1. Im Gegensatz zur Individualentwicklung ist die postulierte Stammesgeschichte nicht beobachtbar, sondern nur hypothetisch. Genaugenommen wäre nach heutigem Wissensstand die Verwendung des Begriffs „Evolution“ in siner ursprünglichen etymologischen Bedeutung (auswälzen, ausrollen) für Vorgänge der Individualgeschichte von Lebewesen – wenn auch mit einer anderen Betonung – korrekt. Erich Blechschmidt hat z.B. in seinen Forschungen zur Entwicklung des Menschen gezeigt, daß sich die befruchtete menschliche Eizelle nicht zum Menschen, sondern immer als Mensch entwickelt. Er formulierte in diesem Sinne das „Gesetz von der Erhaltung der Individualität“. Der Mensch ist von der Befruchtung an Mensch und ändert nur seine Erscheinungsform. Das ist beobachtbare, reale Entwicklung auf der Grundlage vorhandener Informationen und der Existenz von realen Vorfahren.

2. Der stammesgeschichtliche Evolutionsbegriff suggeriert ein Geschehen, das gar nicht gemeint ist. „Evolution“ im Sinne der Abstammungslehre ist eben gerade keine „Ausprägung von Vorhandenem, kein „Herauswälzen“ (s. o.), sondern das Auftreten von völlig Neuem. So meint „Evolution des Menschen“, ausgehend von einzelligen Vorfahren nicht etwa, daß der Mensch bereits in diesem einfachen Vorläufern gleichsam vorgebildet gewesen sei und sich im Laufe der Stammesgeschichte in sich wandelnden Erscheinungsformen ausgeprägt habe. Das ist ganz und gar nicht mit „Evolution der Organismen“ gemeint. Die Verwendung des Begriffs „Evolution“ für Stammesgeschichte ist also sprachlich grob falsch. Kein Wunder also, daß Evolutionstheoretiker immer wieder auch mal klarstellen mußten, daß sie den Begriff anders meinen, als es seiner ursprünglichen Bedeutung entspricht.

3. Es gibt noch einen wichtigen dritten Grund, weshalb die aktuelle Verwendung des Begriffs „Evolution“ irreführend ist: Dieser Begriff suggeriert nämlich, daß die allgemeine Abstammung der Lebewesen Realität sei genauso wie die individuelle Entwicklung eines Organismus real ist oder eine Persönlichkeit, die „sich entwickelt“ oder ein technisches Gerät, das entwickelt wurde. Man könnte geradezu von einer – sicherlich vielfach unbewußt praktizierten – mißbräuchlichen Verwendung des Begriffs sprechen.

(Mikro-)Evolution innerhalb von Grundtypen

Vielfalt innerhalb einer „geschaffenen Art“: Nach dem Grundtypmodell hat Gott die Vielfalt der Entenartigen bereits in der geschaffenen Art vorprogrammiert. Näheres im Text.

In der Schöpfungslehre gehen wir davon aus, daß die geschaffenen Arten, die wir als Grundtypen bezeichnen, mit einer enormen Flexibilität und einer programmierten Variabilität ausgestattet wurden, so daß innerhalb von Grundtypen zahlreiche Aufspaltungen in Rassen und sog. biologischen Arten möglich waren (unter zunehmenden, in unterschiedliche Richtungen verlaufenden Spezialisierungen). Diese Vorstellung wird von der Bibel nahegelegt, denn danach stammen alle Menschenrassen von einem einzigen Menschenpaar ab und das in recht kurzer Zeit; das ist nur mit vorprogrammierter Variabilität möglich. (Für diese Vorstellung gibt es auch zunehmend biologische Argumente, auf die hier nicht eingegangen werden soll.2)

Mit welchem Begriff soll man diese Aufspaltungen und Spezialisierungen beschreiben? Der Begriff „Evolution“ in seiner ursprünglichen und etymologisch korrekten Bedeutung würde bestens passen! Er eignet sicht aus genau den Gründen, weshalb er zur Beschreibung der Stammesgeschichte nicht tauglich ist (vgl. die o.g. drei Punkte):

1. Er beschreibt eine Realität: Spezialisierungs- und Artbildungvorgänge innerhalb der Schöpfungseinheiten (Grundtypen) können beobachtet werden.

2. Mit der Verwendung dieses Begriffs in der Schöpfungslehre meinen wir das, was der Begriff sprachlich richtig bedeutet, nämlich eine Ausprägung einer Formenvielfalt innerhalb der Schöpfungseinheiten (Grundtypen), die von Anfang an durch die göttliche Schöpfung in die geschaffenen Arten hineingelegt worden war, also eine „Ausprägung von Vorhandenem“ (s. o.).

Schlußfolgerungen

In der Schöpfungslehre können wir den Begriff „Evolution“ in seiner korrekten Bedeutung gut gebrauchen. Leider aber wurde er in der Geschichte mehrfach abgewandelt und letztlich mit einer falschen Bedeutung befrachtet, welche von der überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler im 20. Jahrhundert kritik- und widerspruchslos genutzt wurde.

Aufgrund dieser Situation müssen wir bei der Verwendung des Begriffs „Evolution“ im Rahmen der Schöpfungslehre immer sicherstellen, daß wir richtig interpretiert werden. Wir müssen ausdrücklich sagen, daß wir mit ihm etwas anderes meinen als die Vertreter der Abstammungslehre.

Der Begriff selber aber ist weltanschaulich neutral. Das Problem liegt in der eingewöhnten falschen, mißbräuchlichen Verwendung, die eine Verständigung erschwert. Trotz dieser Schwierigkeit können wir in der Schöpfungslehre auf die korrekte Verwendung des Begriffs kaum verzichten. Zur Verdeutlichung war und ist es sicher hilfreich, von „Mikroevolution“ zu sprechen und sie gegen das ganz andere Konzept einer „Makroevolution'“ abzugrenzen.

 

Anmerkungen
1. Vgl. Richards RJ (1992) The meaning of Evolution, Chicagom – London; Gould SJ (1977) Ontogeny and Phylogeny. Cambridge; Ullrich H 1997 Zur Geschichte der Entdeckung und Interpretation der sogenannten Kiemenbogen… Diss. med. Dresden.
2. Vgl. Scherer S (Hg., 1993) Typen des Lebens. Berlin; Junker R & Scherer S (1998) Evolution – ein kritisches Lehrbuch, Gießen, Kapitel VII.17.3 und diverse Beiträge in Studium Integrale Journal.

 

Leserbriefe zum Thema Schöpfung / Evolution – wie macht man das?

Aus unserem Leserkreis erreichte uns die Anregung, die Leser des W+W-Info zum Verfassen von Leserbriefen zu ermutigen. In der Tagespresse erscheinen immer wieder Artikel beispielsweise über Entdeckungen von Fossilien oder über Erkenntnisse aus Laborstudien, insbesondere, wenn damit die Vorstellung der Evolutionslehre gestützt werden soll. Wir haben schon verschiedentlich darauf hingewiesen, daß solche Meldungen häufig einseitig solche Fakten herausstellen, die am ehesten die Abstammungslehre stützen (vgl. z. B. den Beitrag in Info 3/96 über den Mars-Meteoriten). Die spätere kritische Diskussion und eventuelle Dementis haben dann für die Tagespresse nicht mehr genügenden Neuigkeitswert. Oder wußten Sie schon, daß es in der Fachwissenschaft inzwischen als weitgehend geklärt gilt, daß der eben erwähnte Marsmeteorit kein Leben barg, das vom Mars stammt?

Wenn allerdings ein Laie einen Leserbrief zu einem Thema schreiben soll, in dem es u. a. um naturwissenschaftliche Fragen geht, tun sich sofort einige Schwierigkeiten auf: Was soll und kann man denn schreiben, wenn einem die Fachkenntnisse fehlen? Man kann sich ja nicht in eine Fachdiskussion einschalten. Und es hilft auch nichts, wenn die Tagespresse die wissenschaftlichen Neuigkeiten in populärer Vereinfachung präsentiert, denn eine Antwort muß zwar auch einfach und verständlich sein, zugleich aber auch fachlich fundiert.

Will man also einen Leserbrief schreiben, kann es nur darum gehen, die Meldung als Anlaß zu nehmen, in einer allgemeinen Form darauf hinzuweisen,

  • daß die (Makro-)Evolutionslehre weder eine Tatsache noch eine gut begründete Theorie ist,
  • daß neue Funde und sonstige Erkenntnisse immer nur einseitig im Sinne der Evolutionslehre interpretiert werden,
  • daß hier also eine materialistische weltanschauliche Fixierung vorliegt, die gar nicht allein wissenschaftlich begründet ist,
  • daß gewöhnlich gar nicht erst versucht wird, alternative Deutungen zu versuchen, die von Schöpfung ausgehen usw.

Sie können also durchaus auch als Laien Leserbriefe schreiben, und wir möchten Sie ausdrücklich dazu ermutigen. Die größten Chancen auf eine Veröffentlichung bestehen erfahrungsgemäß bei der Lokalzeitung. Dagegen sind die Chancen bei Blättern wie Focus, Spiegel, Stern usw. viel geringer; zudem müssen Leserbriefe dort extrem kurz sein. Beachten Sie dabei folgende Punkte:

  1. Orientieren Sie sich an den oben aufgezählten allgemeinen Stichworten!
  2. Gehen Sie nur auf Details ein, wenn Sie sich auskennen!
  3. Verdammen Sie nicht alles in Bausch und Bogen, sondern kritisieren Sie differenziert, indem Sie das auch positiv würdigen, was Sie gut finden.
  4. Weisen Sie darauf hin, daß es evolutionskritisch und schöpfungstheoretisch orientierte Fachliteratur gibt (schließlich kann Ihnen niemand verübeln, daß Sie auf fachliche Details nicht eingehen können; Sie können aber auf Literatur verweisen). Hier könnten Sie insbesondere auf die Neuauflage von „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ hinweisen.
  5. Fassen Sie sich so kurz wie möglich; das erhöht die Chancen einer Veröffentlichung und verringert die Gefahr einer Kürzung durch die Redaktion. Außerdem werden kurze Leserbriefe auch am ehesten gelesen.

Brauchen Sie noch weitere Ermutigungen? Leserbriefseiten gehören zu den am meisten beachteten. Meinungen sind interessanter als Meldungen. Und: Redaktionen und Fernsehsender rechnen jede Reaktion um einen Faktor von mehreren Hundert oder Tausend hoch, denn jede Reaktion steht für viele andere.

Übrigens…

… Leserbriefe an „Wort und Wissen-Info“ haben auch sehr gute Chancen auf eine Veröffentlichung. Schreiben Sie uns auch mal ihre Meinung, ihre Fragen, Kritik und Anregungen! Dieser Artikel zum Beispiel geht – wie anfangs erwähnt – auf eine Anregung aus dem Leserkreis zurück.

 

Ein aktuelles Beispiel

Die Meldung …

Leben im Labor erzeugt
Deutschen Wissenschaftlern gelingt Experiment

… und ein Leserbrief unseres Mitarbeiters Harald Binder

Leben im Labor erzeugt? – Mitnichten!

Seit dem berühmt gewordenen „Ursuppen“-Experiment von Stanley L. Miller 1953 gibt es eine Fülle von Versuchen, mögliche Vorgänge im Zusammenhang mit der Lebensentstehung experimentell nachzubilden. Seit 1988 beteiligt sich Günter Wächtershäuser an diesen Bemühungen. Seine Beiträgen erregen v.a. in Deutschland aufgrund entsprechend aufgemachter Titel in der Tagespresse großes Aufsehen.

Die Titelformulierung „Leben im Labor erzeugt“ entspricht jedoch nicht im geringsten den Tatsachen, denn die Ergebnisse von G. Wächtershäuser und C. Huber haben mit Leben und dessen Entstehung weniger zu tun als eine Schraube am Computergehäuse mit einem Computerprogramm. Durch den Titel wird der falsche, jedenfalls nicht dem aktuellen Kenntnisstand entsprechende Eindruck erweckt, daß wir heute im Prinzip wüßten, wie das Leben entstanden ist. Als Chemiker, der die Diskussion auf diesem Gebiet seit Jahren intensiv verfolgt, hätte ich bei Verwendung einer solch provozierenden Überschrift wenigstens ein Fragezeichen erwartet.

Wächtershäuser und Huber haben in ihrer Arbeit gezeigt, daß es im Labor unter bestimmten – nicht gerade lebensfreundlichen – Bedingungen gelingt, zwei Aminosäuren unter Verwendung von Eisen- und Nickel-Sulfid-Mineralien und Kohlenmonoxid miteinander bei höheren Temperaturen (100°C) zu verknüpfen. Was eine solche Verbindung aus zwei Aminosäuren (Dipeptid) mit dem Erzeugen von Leben zu tun hat, ist zumindest mir nicht klar geworden. Die beiden Autoren schreiben im Originaltitel denn auch – schon spektakulär genug – nur von: Hinweisen auf die Entstehung von Leben („… implications for the Origin of Life“).

Ich wünschte mir dringend eine größere Sorgfalt bei der Formulierung von Überschriften dieser Art. Dieser nachlässig gewählte, effekthascherische Titel entspricht nicht dem Informations- und Bildungsauftrag der öffentlichen Presse.

Einige der notwendigen (nicht hinreichenden) Schritte auf einem hypothetischen Weg zum Leben. Auf allen Stationen sind aus der experimentellen Forschung so viele Schwierigkeiten bekannt, daß ein Weg zum Leben ohne Schöpfung unbekannt ist. Eine aktuelle und detaillierte Diskussion der Problematik findet sich in Kapitel IV.8 von „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“, woraus die Abbildung stammt.

 

Von den Dinos zu den Vögeln?

In den letzten Wochen sind durch die Tagespresse zahlreiche Meldungen gegangen, daß Dinosaurier mit Federn gefunden worden seien und daß damit endgültig bewiesen sei, daß die Vögel von einer Dinosauriergruppe abstammen. Wir sind öfter auf diese Meldungen angesprochen worden und geben daher an dieser Stelle einige kurzgefaßte, vereinfachende Hinweise (eine detaillierte Aufarbeitung der neuen Funde und ihrer Bewertung ist für die Ausgabe 1/99 von Studium Integrale Journal vorgesehen):

  1. Die Existenz gefiederter Dinosaurier ist durch die neuen Befunde gut belegt (frühere ähnliche Funde wurden noch kontrovers beurteilt). Das bedeutet, daß der Besitz von Federn nicht mehr als ausschließlich vogeltypisch angesehen werden kann – nicht weniger, aber auch nicht mehr.
  2. Die betreffenden Dinosaurier wurden in Schichten gefunden, die jünger sind als der sog. „Urvogel“ Archaeopteryx. Dieser besaß Federn, die denen heutiger Vögel vergleichbar sind, dagegen sind die Federn der neu entdeckten Dinosaurier etwas einfacher gebaut. Als Übergangsformen zu Archaeopteryx hin kommen die neuen Funde also nicht in Betracht; dazu müßten sie älter sein als dieser. Es wird daher diskutiert, ob die Federn der neuen Funde als Rückbildungen zu betrachten sind.
  3. Die Funktion der Dino-Federn ist unklar.
  4. Einige wichtige Merkmale derjenigen Dinosaurier, die als Vorfahren der Vögel gelten, passen nicht in eine Abfolge zu den Vögeln. Im ersten Überschwang der Begeisterung über die neuen Entdeckungen scheinen diese Befunde verdrängt worden zu sein, an denen sich durch die neue Fundlage aber nichts ändert.

Es gilt also wieder einmal abzuwarten, was die detaillierte Auswertung der Funde und die kritische Diskussion in Fachkreisen bringen wird. U. a. um darüber angemessen informieren zu können, gibt es übrigens das Studium Integrale Journal.

 

Rassismus und Evolution

Mario Martus aus Ludwigshafen machte uns – angeregt durch die Ausführungen der W+W-Diskussionsbeiträge 2/97 („Evolution und Rassismus“) auf ein Beispiel aus der deutschen Schulbuchliteratur des Dritten Reiches aufmerksam, wo ein evolutionär begründeter Rassegedanke zum Ausdruck kommt.

In dem Schulbuch „Geschichte für Mittelschule“, erster Band, Klasse 2, hgg. v. P. Jennrich, R. Krause und A. Viernow, Hermann Schroedel Verlag Halle an der Saale, 1941, ist in Kap. III unter der Überschrift „Die Renntierjäger, die Vorfahren der deutschen Menschen“ zu lesen: „Nur eine Rasse, die körperlich widerstandsfähig war, konnte die Not dieses Lebens meistern. Wer schwach, krank, feige oder untüchtig war, ging zugrunde. Wer schlechte Waffen baute, wurde im Kampfe vernichtet. Die nordische Natur ließ nur die starken und tapferen Menschen leben, die Menschen mit klugem Verstande, die durch immer neue Erfindungen ihre Nahrung sicherten, gute Wohnungen bauten und warme Kleidung zu schaffen wußten. So pflanzten sich nur die Besten fort, und eine harte, tapfere Rasse wurde gezüchtet. (Um 15 000 v. Chr.)“