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Wort-und-Wissen-Info 2/2001


Liebe Freunde von Wort und Wissen,

in London entscheiden Unter- und Oberhaus, daß therapeutisches Klonen gesetzmäßig ist; der italienische Reproduktionsmediziner Antinori will mit einem internationalen Team, trotz nicht verstummender, scharfer Kritik von Fachkollegen Menschen reproduktiv klonen; in den Niederlanden wird aktive Sterbehilfe unter bestimmten Bedingungen legalisiert, in der Bundesrepublik beantragen Neuropathologen staatliche Fördermittel für die Entwicklung von Therapieverfahren mit menschlichen embryonalen Stammzellen …

Wir erleben spannende, herausfordernde Tage: da werden Visionen, Perspektiven, Hoffnungen auf zu entwickelnde Therapieverfahren aufgerechnet gegen Bedenken über den Umgang mit menschlichen Embryonen, erhoffte neue Arbeitsplätze und wirtschaftliche Entwick- lungen gegen einen Verzicht auf ethisch bedenkliche Forschungsvorhaben.

Wie können, wie sollen wir uns als Christen in dieser Situation verhalten? Haben wir als Freunde und Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen, die sich in besonderer Weise im Schnittbereich „offenbarter Wille Gottes / menschliche Erkenntnis“ berufen sehen, vielleicht sogar eine besondere Aufgabe?

Ich möchte versuchen, in wenigen Strichen meine persönliche Sicht der Dinge zu skizzieren: Durch das Schöpfungshandeln Gottes, dadurch, daß er Himmel und Erde und alles Leben geschaffen hat, ergibt sich ein universeller Anspruch Gottes auf entsprechende Anerkennung und Lob. Gott macht im Alten und Neuen Testament diesen Anspruch geltend und klagt ihn ein. Er erwartet und verlangt die Achtung seines Wortes von Menschen, denen er sich in besonderer Weise zugewendet hat (z.B. Abraham, Israel, Christen), wie auch von Heiden: so schickt Gott Jona nach Ninive um dort Gericht anzukündigen, weil „ihre Bosheit vor mich (Gott) gekommen ist“ (Jona 1,2). Auch dort, wo Gott in seinem Rettungshandeln bei Abraham persönlich ansetzt, hat er „alle Geschlechter auf Erden“ im Blickfeld (Gen 12, 3). Ohne das klare christliche Zeugnis von „Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erden“ kann keine allgemeine Gültigkeit der Gebote Gottes plausibel gemacht werden. Der Gültigkeitsbereich der Zehn Gebote erstreckt sich auf alle Menschen, weil Gott gerade auch in seiner Erwählung Israels die gesamte Menschheit im Blick hat. Niemand wird seine Gebote ohne Schaden zu nehmen ignorieren oder übertreten. Wir Christen sind der Welt gerade im Ringen um ethische Orientierung das Zeugnis von Gott, dem Schöpfer schuldig.

Weil Gott als Schöpfer das Urheberrecht auf Leben hat, stößt unser Umgang mit Lebewesen und ihre Manipulation an Grenzen; auch dort, wo wir großartige Perspektiven glauben erkennen zu können. Wenn Leben von Gott gegeben ist, dann ist es für uns Menschen nicht beliebig verfügbar und die Grenzen, in denen es angetastet werden kann, formuliert nicht der Mensch als Geschöpf – auch keine mit welcher Kompetenz auch immer ausgestattete Kommission – sondern Gott, der Schöpfer, selbst. Bei allen erhofften Fortschritten in der medizinischen Forschung wissen wir aus der Schrift, daß Krankheit und Tod nicht beliebig zu reduzieren und zurückzudrängen sind. Diese konkrete Zukunftsperspektive setzt nach dem biblischen Zeugnis das erneute schöpferische Handeln Gottes voraus (Offb. 21,1-5). Konkret heißt das, daß menschliches Leben – auch in Form von Embryonen – nicht instrumentalisierbar ist, selbst nicht zur Entwicklung neuer Therapien, mit denen anderen Menschen geholfen werden soll.

Wir werden jedoch auch mit den Geboten des Wortes Gottes nicht alle Herausforderungen, vor denen wir in diesen Tagen stehen, „richtig“ beurteilen und bestehen können. Christen werden unter Berufung auf die Schrift in konkreten Fragestellungen unterschiedlich entscheiden. Gott regelt in seinem Wort nicht jeden denkbaren ethischen Konfliktfall, der im Alltag gelöst werden muß. Dazu haben wir Christen jedoch zwei starke Hilfen:

Gott bietet uns neben grundlegenden Orientierungen aus der Heiligen Schrift die Leitung durch seinen Geist an. Wir sind von Gott eingeladen, die konkreten Herausforderungen unseres Alltags mit ihm anzusprechen und von ihm Hilfe und Führung zu erbitten; er hat sie uns verheißen!

Wir werden als Christen aber auch Fehlentscheidungen treffen, unter Umständen auch schwerwiegende und folgenreiche; wir werden uns auch als Christen nicht in allen Detailfragen einig sein. Wir wissen um das Angebot der Vergebung, Gott bietet sie uns in unserem Heiland Jesus Christus an. Dort, wo wir uns zu ethischen Fragen als Christen äußern, wird dies das ganz wichtige, spezifisch christliche Element sein müssen, das Wissen um und die Inanspruchnahme von Vergebung. Wir sollten nicht den Eindruck erwecken oder gar selbst dem Irrtum erliegen: wenn nur Christen zu entscheiden hätten, wären alle Probleme schnell, klar und richtig gelöst. Nein! Christen dürfen sich am Wort Gottes orientieren und erfahren darin eine konkrete große Hilfe, die unmittelbare Führung durch Gottes Geist, aber auch Christen sind fehlbar, wir gehören auch als Gerechtfertigte zu diesem Äon und bedürfen immer neu der Vergebung.

Ich wünsche Ihnen immer wieder neu den Mut zu einem klaren Zeugnis von Gott unserm Schöpfer, damit die Menschen in Ihrer Umgebung den Anspruch Gottes auf Beachtung seines Willens überhaupt nachvollziehen, einsehen und sich entsprechend verhalten können. Bekennen wir frei, daß ER der Geber allen Lebens ist und es nach seinem Gutdünken auch einschränken und wieder nehmen kann. Leben wir anderen glaubwürdig und einsehbar vor, daß wir nicht alles richtig machen, aber durch unsern Heiland erlöst sind und Vergebung geschenkt bekommen.

Ihr Harald Binder

 

unterwegs notiert . . .

Richard Wiskin ist seit 1975 Missionar der SMG und hält in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien und anderen europäischen Ländern Vorträge zum Thema „Bibel und Wissenschaft“. Er arbeitet dabei eng mit Wissenschaftlern der Studiengemeinschaft Wort und Wissen zusammen. Bereits bei seiner früheren Gemeinde- und Jugendarbeit in Österreich und Deutschland beschäftigte ihn die Frage: Wie können wir die Menschen heute zeitgemäß mit dem zeitlosen Evangelium konfrontieren? Hier einige neuere Impulse.

„Vor zehn Jahren hat mir Ihr Vortrag über Evolution die Türen zur Bibel geöffnet. Ganz begeistert schrieb ich in mein Tagebuch: Die Bibel könnte doch recht haben‘. Kurze Zeit später kam ich zum Glauben.“ Dieser Abschnitt des Briefes eines landeskirchlichen Mitarbeiters, den ich erhielt, hat mich natürlich sehr erfreut, zumal es repräsentativ ist für viele Zeugnisse, die ich über die Jahre erfahren habe – auch von Wissenschaftlern.

Das Wort kommt (unter Gastarbeitern) nicht leer zurück. Durch das christliche Zeugnis unter Gastarbeitern sind in den letzten Jahren in der Schweiz wie in Deutschland mehrere lebendige italienische Gemeinden entstanden. Von hier aus sind durch die engen Familienverbindungen auch in Italien an vielen Orten weitere Versammlungen vom Herrn ins Leben gerufen worden. Durch die Vermittlung eines italienischen Studenten aus der Schweiz wurde ich 1985 als Gastredner für eine italienische Familienfreizeit nahe Florenz eingeladen. Von dort aus sind in ganz Italien die Vorträge bekannt geworden und praktisch jedes Jahr waren wir irgendwo zwischen Sizilien und der Piemonte unterwegs – Tendenz steigend. Auch in den letzten Wochen fuhren wir zweimal für öffentliche Vorträge (auch in einer Schule) über den San Bernardino.

Die beiden sehr fähigen Übersetzer, Reinhard Gaertig, ein Lehrer (mit einer Italienerin verheiratet) aus dem Schwarzwald, sowie Piero Serraglio aus Zürich, sind beide berufstätig, nehmen aber mit großem Einsatz immer wieder für diese Dienste frei. Wir hoffen auch in diesem Jahr mit der Übersetzung einiger Wort und Wissen-Schriften anfangen zu können.

Die Chinesen und die Arche Noah. Erinnerungen an die Genesis – in chinesischen Schriftzeichen wiederspiegelt. Schon der Titel dieses Diavortrags erregt im Allgemeinen großes Interesse. Auch „Gläubige“ lassen sich dafür begeistern, was nicht selbstverständlich ist. Bei vielen Christen muß heute kräftig geworben werden, damit sie sich unter der Woche anschicken, die vertraute Stube samt Glotze zu verlassen.

Letztes Jahr war aber einer dynamischen – wenn auch kleinen – Gemeinde in Deutschland dieser gute Vortragstitel nicht genug. Zusammen haben wir uns etwas Originelles vom Herrn schenken lassen. Zwei Wochen vor dem eigentlichen Vortrag wurden Bekannte und Verwandte zu einem feinen Essen in einem chinesischen Restaurant eingeladen. Das ganze Lokal wurde an diesem Abend für uns reserviert (Glaubensprobe!). Und siehe da, es kamen tatsächlich Menschen, mit denen Gemeindeglieder schon lange Kontakt hatten, die sich aber bis dahin nie für eine christliche Veranstaltung einladen ließen. Meine Frau Susanna und ich waren dabei, und in der lockeren Atmosphäre konnte ich mehrmals einiges zum Vortrag sagen und kurz Zeugnis geben. Auch die chinesischen Köche kamen aus der Küche und hörten interessiert zu. Der Vortrag 14 Tage später war dann auch erfolgreich. Nicht zuletzt deshalb, weil die Gemeinde grundsätzlich nie offene Abende in den eigenen Räumlichkeiten durchführt, sondern im größten, und schönsten Saal der Stadt. Angespornt durch diesen Anlaß kam ich auf die Idee, einen Vortrag, den ich seit längerer Zeit vorbereite, auf ähnliche Weise zu veranstalten.

Was haben Galileo Galilei und Missionar Wiskin gemeinsam? Beide koch- (t)en leidenschaftlich und besorg(t)en die Zutaten dazu im eigenen Garten oder auf ihren Reisen bei ausgesuchten Markt- oder Bauernleuten – Galileo Galilei allerdings vor bald 400 und ich erst seit 15 Jahren! Zur Zeit befasse ich mich intensiv mit dem Leben, der wissenschaftlichen Arbeit und dem Glauben dieses faszinierenden Mannes.

„Ich erweise Gott meinen unendlichen Dank, weil er mich allein als ersten Beobachter bewunderungswürdiger Dinge ausersehen hat, die den bisherigen Jahrhunderten verborgen geblieben waren.“ (Galileo Galilei in einem Brief vom 30. Januar 1610)

Galileo Galilei

Da Galilei nur im Lichte der damaligen Kultur richtig verstanden werden kann, setze ich mich mit der Kunst, Architektur, Musik (sein Vater war Musiker) und Kirchenpolitik von der Renaissance bis Barock auseinander. Galileos Leben spielte sich in Pisa, Padua, Venedig, Florenz wie auch in Rom ab; auf den Vortrags- und Forschungsreisen habe ich bereits viele passende Dias an diesen Orten aufnehmen können. Der Vortrag sollte sehr schön und kulturell von hohem Niveau sein, um so Leute anzusprechen, die sonst nicht unbedingt in eine „fromme Veranstaltung“ kommen würden. Es interessieren sich schon jetzt viele dafür und sind von der Idee fasziniert, daß die Veranstaltung im Rahmen eines mehrstündigen zeitgenössischen Essens (Antipasti (r) 1. Vortragsteil (r) Pasta (r) 2. Vortragsteil usw.) mit Kerzenlicht und entsprechender Tafelmusik angeboten werden kann. Mit Susanna zusammen werden allerlei mögliche Rezepte ausprobiert – auch dies gehört zur Forschung!

Der Diavortrag Galileo Galilei und Gott – Wissenschaft, Weltbilder und Kirche im Clinch ist noch in Vorbereitung (Die Erforschung solcher Themen und die nötige Fotodokumentation benötigen mehrere Jahre Zeit), sollte aber voraussichtlich Ende 2001 bereit sein.

Josua und Arafat. Sowohl 1999 wie auch im Sommer 2000 war ich mit meinem Kollegen und Freund Peter van der Veen jeweils eine Woche in England, wo wir vorwiegend an der Universität Cambridge Originalobjekte von Jericho (nach einer revidierten Chronologie hauptsächlich aus der Zeit Josuas), sowie die Ausgrabungspläne, -fotos und -notizen der Ausgräberin von Jericho Katherin Kenyon (50er Jahre) untersuchten und fotografierten. Der sehr interessante Diavortrag zu diesem Thema: Brennpunkt Jericho – die Juden und ihre Gegner damals und heute ist fertiggestellt und bestens geeignet, Trugschlüsse der Bibelkritik sachlich und fair zu hinterfragen, wie auch aktuelle Ereignisse im Nahen Osten im Lichte der Vergangenheit zu beleuchten.

Richard Wiskin

 

Zeugen der Schöpfung – aus der Feder Ernst Haeckels

Ernst Haeckel: Kunstformen der Natur. Die einhundert Farbtafeln. Mit Beiträgen von O. Breidbach und I. Eibl-Eibesfeld. 139 Seiten, 100 Farbtafeln, Großformat, DM 39,80. Prestel-Verlag, München – New York 1998.

Ausgerechnet im W+W-Info wird ein neu aufgelegtes Buch von Ernst Haeckel (1834-1919) empfohlen, dem glühenden Anhänger Darwins und vehementesten Vorkämpfer der Evolutionslehre in Deutschland? Als Verehrer Goethes vertrat Haeckel die Weltanschauung eines pantheistischen Monismus; berüchtigt wurde sein Ausspruch, in welchem er Gott als „gasförmiges Wirbeltier“ bezeichnete. Er las begeistert Darwins Hauptwerk und bezog 1863, vier Jahre nach dessen Erscheinen, in einem Vortrag auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte pointiert Stellung für die Evolutionstheorie. Im Jahr darauf, nach dem ihn erschütternden frühen Tod seiner geliebten Frau Anna, löste er sich – ähnlich wie 1851 Darwin nach dem Tod seiner Lieblingstochter – endgültig und verbittert vom Christentum.

Gleichzeitig mit seinen „Welträtseln“, dem populären, in über 30 Sprachen übersetzten Entwurf einer monistischen Weltanschauung, erschienen zwischen 1899 und 1904 als Folge von Einzelheften seine „Kunstformen der Natur“, die ebenfalls weit über den engeren Kreis naturkundlich Interessierter verbreitet waren. Haeckel, der zeitlebens künstlerische Ambitionen hatte und zu Beginn seiner Laufbahn unsicher gewesen war, ob er Landschaftsmaler oder Zoologe werden sollte, veröffentlichte darin einhundert einmalig schön gestaltete, farbige Bildtafeln von Lebewesen, die der Lithograph A. Giltsch nach zeichnerischen Entwürfen Haeckels angefertigt hatte. Die (preisgünstige) Neuausgabe verzichtet auf den erläuternden Text Haeckels, bringt aber zwei einleitende Beiträge heutiger Naturforscher.

Dieses schöne Buch ist ein Werk zum Betrachten, zum Schauen und Staunen! Man kann sich nicht satt sehen, das Auge entdeckt immer neue Details. Besonders die Formenpracht wunderbar vielgestaltiger und filigraner einzelliger Organismen wie Radiolarien (Strahltiere), Diatomeen (Kieselalgen), Desmidiaceen (Zieralgen), Foraminiferen (Kammerlinge) oder Geißeltierchen lädt zum Verweilen ein. Einen ähnlich breiten Raum nehmen die Quallen mit ihrem unglaublichen Formenreichtum und ihren Farben ein; ihnen galt Haeckels besonderes zoologisches Interesse. Auf vergleichsweise wenigen Tafeln sieht man Pflanzen und Wirbeltiere (Fische, Frösche, Eidechsen, Schildkröten, Fledertiere, Antilopen und Kolibri-Vögel). Auf zahlreichen Farbtafeln ist dagegen der bedeutend weniger bekannte, unerhörte Formenreichtum vieler wirbelloser Tiergruppen zu bestaunen; Insekten allerdings sind stark unterrepräsentiert, denn nur auf einer Bildtafel sind Motten dargestellt. Auch der Liebhaber ausgestorbener Tiere entdeckt einen (kleinen) Teil „seiner“ Fossilien, natürlich ansprechender präsentiert als in vielen anderen Werken. Nicht zuletzt durch die meist gewählte Kunstform der Zentralkomposition, bei der um einen in der Bildmitte dargestellten Organismus systematisch verwandte Lebewesen ästhetisch ansprechend plaziert sind, versuchte Haeckel, die Harmonie im unendlichen Formenreichtum des Lebendigen darzustellen.

Beim staunenden Betrachten der Tafeln habe ich mich gefragt: Ist es überhaupt möglich, angesichts dieser Formenfülle und Farbenpracht der Lebewesen den Schöpfer zu vergessen, ihn nicht zu preisen? Kann es wirklich sein, daß der Gedanke an den Schöpfer den Autoren der einleitenden Beiträge nicht gekommen ist, selbst wenn sie überzeugte Evolutionsvertreter sind? Es ist bekannt, daß die Evolutionslehre (wie der Naturalismus überhaupt) zur Entstehung der Organismen Argumentationsstrategien bereithält, die den Schöpfer „außen vor“ lassen. Doch selbst O. Breidbach spricht – vielleicht „ungewollt“ – in einem Nebensatz seiner Einführung von „der Fülle all jener der Werkstatt eines genialen Designers entsprungen erscheinenden Symmetriereihen“ der Lebewesen (S. 10). Es bleibt wahr: „Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine göttliche Macht und Größe sehen und erfahren können. Deshalb kann sich niemand damit entschuldigen, daß er von Gott nichts gewußt hat“ (Römer 1,20 nach der Übertragung Hoffnung für alle).

Ihr Manfred Stephan

 

Ein Seminartag in Berlin

Am 3. 2. 2001 fand zum ersten Mal in der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Kreuzberg ein Seminartag von Wort und Wissen statt. Es war eine gesegnete Zeit, zu der über 80 Personen kamen.

Ich möchte kurz berichten, wie es zu diesem Seminartag kam. Vielleicht kann das den einen oder anderen anregen, auch einmal einen solchen Seminartag in seiner Gemeinde durchzuführen.

Ich heiße Andreas, bin 18 Jahre alt und ich hatte das erste Mal auf der 14. Frühjahrstagung in Dresden (1998) mit Wort und Wissen Kontakt. Seitdem wuchs bei mir der Wunsch, bei uns zuhause einen Seminartag durchzuführen, damit Freunde bzw. Personen aus meinem Umfeld oder aus dem Umfeld der Gemeinde auch mal so etwas miterleben können. Den Anstoß, die Initiative zu ergreifen, hatte ich in einer meiner Zeiten mit Gott, in der ich empfunden hatte, daß er mich auffordern will, diese Sache mit ihm in Angriff zu nehmen. Was mir in der darauffolgenden Zeit sehr geholfen hat, waren zum einen unser Teeniegruppenleiter Gabiro, der mich in diesem Vorhaben unterstützte, und die Zustimmung der Gemeindeleitung zu diesem Projekt.

Von Seiten der Studiengemeinschaft Wort und Wissen wurde die Organisation dieses Seminartages sehr leicht gemacht, denn die Terminabsprachen und das Zuschicken der Vorlagen für Einladungen liefen unkompliziert ab. Dazu kam, das von Seiten des Referenten Christian Dreber alles für die Vorträge Wichtige mitgebracht wurde. Die einzigen Anforderungen, die erfüllt werden mußten, waren die Bereitstellung des Raumes und das Einladen zum Seminartag, worin die eigentliche Herausforderung bestand. Als dann über 80 Personen, größtenteils Schüler, gekommen waren und am Ende auch die Kosten durch die Kollekte gedeckt werden konnten, war ich sehr erfreut.

Im Nachhinein kamen viele positive Rückmeldungen von Teilnehmern. Letztenendes bin ich sehr ermutigt worden, wenn es sich anbieten sollte, wieder eine solche Veranstaltung zu organisieren.

Andreas Lusky

 

Vom Stammbaum des Menschen zu „Grundtyp-Sträuchern“?

Zwei neue „Urmenschen“-Funde bewegen die Fachleute und haben zu bemerkenswerten Stellungnahmen in der Tages- und Wochenpresse geführt. Gemeint sind der sog. „Millenium-Mensch“ (Gattungsname Orrorin), der seinen Namen der Entdeckung im Jahre 2000 verdankt, und ein weiteres jüngst entdecktes Fossil mit dem neuen Gattungsnamen Kenyanthropus („Kenya-Mensch“).

In beiden Fällen ist die Bezeichnung „Mensch“ aufgrund des Körperbaus – soweit fossil bekannt – allerdings sehr gewagt und wird von den meisten evolutionstheoretischen Forschern sehr kritisch beurteilt. Hier muß man sich dessen bewußt sein, daß (fast) alles, was sich auf dem Weg zum Menschen befinden könnte, kurzerhand als „Urmensch“ bezeichnet wird – insbesondere in Museen und und populärwissenschaftlichen Fernsehsendungen.

In auffälligem Kontrast zur vermeintlichen „Sicherheit“, „daß der Mensch vom Affen abstammt“, gerät das „Wie“ in den letzten Jahren mehr und mehr ins Schwimmen. Schon in den neunziger Jahren führten neue Funde aus der Gruppe der sogenannten Australomorphen (Australopithecus und andere Gattungen) dazu, daß der relativ einfache evolutionstheoretische Stammbaum vom Tier zum Menschen immer mehr „verbuschte“. Die bekannten Fossilien ließen sich nicht recht in eine widerspruchsfreie Linie zum Menschen einordnen; bei jeder Art kommen Merkmale vor, die den jeweiligen Stammbaumdarstellungen widersprechen. Diese Situation ist ausführlich in unserem evolutionskritischen Lehrbuch dargestellt. Auch in unserer Zeitschrift Studium Integrale Journal haben wir darüber mehrfach berichtet.1

Die Vielfalt der Formen läßt sich schon seit einiger Zeit im Sinne eines variablen (geschaffenen) Grundtyps deuten. Das heißt: Der Grundtyp besitzt schöpfungsgemäß ein Repertoire an Merkmals-Ausprägungsmöglichkeiten, das sich durch Ausbreitung und Spezialisierungen in verschiedene Richtungen „sternförmig“ entfaltet (Mikroevolution). Beim Versuch, Stammbäume mit solchen Formen zu entwerfen, äußert sich das in Merkmalswidersprüchen. Das heißt: Je nach Gewichtung der verschiedenen Merkmale ergeben sich unterschiedliche Stammbaum-Rekonstruktionen, und wenn man alle gleich gewichtet, resultiert daraus eine busch- oder sternförmige Darstellung.

Die eingangs erwähnten neuen Funde machen das Gestrüpp sozusagen noch dichter, indem sie weitere neue Merkmalskombinationen präsentieren. Zudem rütteln sie aufgrund ihres Alters an konventionellen Vorstellungen zur Evolution des Menschen. Der auf 6 Millionen Jahre datierte „Millenium-Mensch“ wäre viel älter als alle bisherigen Formen aus dem Kreis der australomorphen Vorfahrenkandidaten und würde sicher nicht die Linie Australomorphe – Mensch stützen. Auch Kenyanthropus wird mit 3,5 Millionen Jahren nach üblichen Datierungen als für seine spezialisiert-australomorphen Merkmale ziemlich alt eingestuft.

Angesichts dieser Situation schreibt Henry Gee in der „ZEIT“ (13/2001): „Es wird immer deutlicher, daß die althergebrachte Vorstellung von der Menschheitsevolution nicht der Realität entspricht. Eine Schritt für Schritt nachvollziehbare Wandlung von einem Affenwesen über immer menschlichere Zwischenstufen bis hin zum modernen Menschen hat vermutlich nicht stattgefunden – zumindest nicht in geordneter Reihenfolge. Stattdessen hat es offenbar anatomische Parallelentwicklungen bei den verschiedenen Linien der Vorfahren gegeben, und das auch noch zu verschiedenen Zeiten. Die Zuordnung neuer Skelettfunde wird für die Experten immer schwieriger.“2

Und Aiello & Collard kommentieren im renommierten Wissenschaftsjournal Nature: „Wahrscheinlich ist es vorerst am besten, die Benennung von Vorfahren zu vermeiden und eine einfache Teilung vorzunehmen: nämlich eine Teilung zwischen menschenähnlichen Formen mit archaischen Aspekten (Orrorin, Ardipithecus, Australopithecus inklusive Paranthropus und Kenyanthropus) und solchen mit modernen Aspekten (Homo sapiens und die anderen Homo-Arten).“3

Diese Zweilteilung wurde von uns seit vielen Jahren (schon in früheren Auflagen unseres Lehrbuchs) vorgeschlagen: Die Australomorphen sind ein eigenständiger, sehr variabler (d. h. im Schöpfungsmodell: mit großer Variationsfähigkeit geschaffener) Grundtyp. Dieser Grundtyp ist deutlich getrennt vom ebenfalls variablen Grundtyp des Menschen (Homo).

Daß Kenyanthropus trotz seines menschlichen Namens zu den Australomorphen gehört, ist wahrscheinlich, während Orrorin auch ein Vertreter eines anderen Grundtyps innerhalb der Miozänen Menschenaffen sein könnte.

Reinhard Junker

 

Anmerkungen

1 Z. B.: S. Hartwig-Scherer: Australopithecus garhi – (k)eine Überraschung. Stud. Int. J. 6 (1999), 77-81; S. Hartwig-Scherer: Wenn sich Kopf und Beine widersprechen: Neue Konflikte in der Hominidenevolution. Stud. Int. J. 5 (1998), 89f.
2 Im Internet unter: http://www.zeit.de/2001/13/Wissen/200113_hominide.html
3 Leslie C. Aiello & Mark Collard (2001) Our newest oldest ancestor? Nature 410, 527.

„Vordarwinistische Form der Indoktrinierung“?

Bemerkenswerte Sätze finden sich in einer Besprechung des Buches „Darwin und die Anstifter“ (von Thomas P. Weber) in der bekannten Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ (Ausgabe Juni 2001, S. 107). Der Autor Jürgen Rieß beklagt darin, daß sich der Darwinismus noch nicht überall herumgesprochen habe. Als Beleg zieht er folgendes Zitat heran: „Die Welt ist voller Schrecken und voller Schönheit. Alles ist in ihr wohl geordnet, und nichts ist ohne Sinn. Daraus webt sich der Teppich des Lebens.“ „Dieses Zitat stammt“, so schreibt Rieß dazu, „nicht von den Naturtheologen des 18. Jahrhunderts, sondern aus einem Werbefilm des Bertelsmann-Verlages, mit dem auf der Expo 2000 im ‚Planet of Visions‘ für die Zukunftsgestaltung dieser Erde geworben wurde. Gegen diese vordarwinistische Form der Indoktrinierung kann nur umfassende und weit verbreitete Information helfen.“

Die Welt als sinnhaft darzustellen ist also bereits „Indokrinierung“. Warum? Für den Autor offenbar deshalb, weil eine solche Charakterisierung der evolutionären Weltsicht widerspricht (was nebenbei wohl nicht alle Evolutionstheoretiker so sehen dürften). Es wird einmal mehr deutlich, daß das evolutionäre Weltbild nicht als eine mögliche, sondern als die allein akzeptable Sichtweise propagiert wird.

Verwunderung löst auch das Rezept aus, das Rieß gegen diese „Indoktrinierung“ empfiehlt: Noch mehr Information! Scheinbar genügt es immer noch nicht, daß in den Medien, in den üblichen Schul- und Lehrbüchern usw. nichts anderes als Evolution zu hören ist. Ausnahmsweise kommt da einmal ein Satz über den „Teppich des Lebens“, in welchem nicht „die Evolution“ bemüht wird, und schon schrillen die Alarmglocken. Wer indoktriniert da eigentlich wen?

Reinhard Junker

 

War Noahs Arche schwimmstabil?

Werner Gitt: Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte. Sonderdruck aus Fundamentum 3/2000. Immanuel-Verlag, Basel. 50 Seiten, 15 Abbildungen.

Die Arche Noah gehört zweifellos zu den faszinierendsten Schiffen, die je gebaut wurden. Ist es da verwunderlich, daß Fragen zu diesem „sonderbarsten Schiff der Weltgeschichte“ gestellt werden? Zwei dieser Fragen sind die nach der Seetüchtigkeit und dem Materialbedarf. Diesen Fragen geht Werner Gitt in dieser gründlichen Studie nach. Das Ergebnis ist beeindruckend, aus der Sicht des biblischen Glaubens dennoch geradezu erwartet: Die Arche Noah, deren Maße und Aufbau im biblischen Sintfluttext wiedergegeben werden, besaß eine hohe Schwimmstabilität bei möglichst geringem Materialeinsatz. Ganz im Gegensatz dazu war die „Würfel-Arche“ der babylonischen Sintfluterzählung extrem instabil. Daher kommt Werner Gitt unter anderem zur Schlußfolgerung: „Die weit verbreitete Annahme, der biblische Sintflutbericht sei vom babylonischen Gilgamesch-Epos beeinflußt, ist – wie hier rechnerisch nachgewiesen wird – grundlegend falsch.“

Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte
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