Biblische Argumente gegen die Vorstellung, Evolution und Schöpfung seien miteinander vereinbar
Viele Christen meinen, das Leben sei durch Evolution (Höherentwicklung über Millionen von Jahren vom Einzeller bis hin zum Menschen) entstanden, und diese Vorstellung sei mit den Aussagen der Bibel vereinbar. Dabei ändern sie die Evolutionslehre in dem einen Punkt ab, daß sie sagen, nicht der Zufall sei die treibende Kraft der Evolution, sondern Gott habe den Weg der Evolution gewählt, um das Leben zu erschaffen (theistische Evolution).
Aus naturwissenschaftlicher Sicht kann die Evolutionstheorie keinesfalls als Tatsache gewertet werden, so daß ohnehin keine zwingende Notwendigkeit besteht, nach Vereinbarungsmöglichkeiten zwischen biblischem Glauben und der Evolutionslehre zu suchen . Da andererseits die Evolutionstheorie mehr denn je als „wissenschaftliche Tatsache“ verbreitet wird, ist die Frage doch aktuell. Tatsächlich zeigt die Bibel im Alten ebenso wie im Neuen Testament, daß die Vorstellung einer Höherentwicklung nicht richtig ist:
1. Nach dem Schöpfungsbericht der Bibel (1 Mose 1-2,4a) werden die Pflanzen und die unterschiedlichen Tiergruppen unabhängig voneinander geschaffen und jeweils von Gott selbst als „gut“ bezeichnet. Somit bedurften sie keiner Höherentwicklung.
2. In 1 Mose 1 heißt es 10 mal, daß Gott die Pflanzen und Tiere nach ihrer Art schuf. Das widerspricht der Vorstellung einer Höherentwicklung über den Artrahmen hinaus, wie der Bibeltext ihn vorgibt. Gott hat jede Art als solche geschaffen und die Grenzen der Variationsbreite innerhalb jeder Art festgelegt. Nach der Evolutionstheorie aber müßten unzählige Male die Artgrenzen überschritten worden sein. Die biblische Artauffassung ist allerdings weiter gefaßt als der heutige biologische Artbegriff und entspricht etwa einer Gattung oder Familie.*
3. In den Harmonisierungsversuchen zwischen Bibel und Evolutionsmodell werden gerne die Schöpfungstage geologischen Zeitaltern gleichgesetzt. Dabei argumentiert man, bei Gott seien ja 1000 Jahre wie ein Tag (Ps 90,4; zitiert in 2 Petr 3,8). Gegen eine solche Auffassung spricht aber vieles: so heißt es 6 mal ausdrücklich „und es wurde Abend und wurde Morgen“. In solchem Zusammenhang läßt das hebräische Wort für „Tag“ nur die Bedeutung eines Kalendertages zu. Auch bezieht sich das Sabbat-Gebot (2 Mose 20,11) ausdrücklich auf die 6 Tage und den einen Ruhetag (nicht Ruhe-Zeitalter). Im übrigen steht die Aussage, daß bei Gott 1000 Jahre wie ein Tag sind, nicht im Zusammenhang mit Aussagen zur Schöpfung. Sie kann daher nicht zur Interpretation der Schöpfungstage herangezogen werden. In diesem Zusammenhang wird auch öfter darauf hingewiesen, daß die Reihenfolge der Erschaffung im Schöpfungsbericht ähnlich sei wie die Reihenfolge nach der Evolutionslehre. Doch bringt dieser Harmonisierungsversuch Probleme, die im Falle der 7 Tage entfallen: z. B. die Erschaffung der Sonne nach den Pflanzen oder das Auftreten der Vögel vor den Landtieren.
Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist (2 Mose 20,11b).
4. Gemäß Hebr 11,3 ist das jetzt Sichtbare nicht aus dem entstanden, was man mit den Sinnen wahrnehmen kann, vielmehr wurden alle Dinge „aus dem Nichts ins Dasein gerufen.“ Genau übersetzt heißt es: „nicht aus dem Erscheinenden“, d. h. nicht aus dem Sichtbaren, aus schon Vorhandenem. D. h. die Lebewesen haben sich nicht aus Vorstufen entwickelt.
5. In Gottes Schöpfung gab es keinen Tod. Dieser kam erst durch den Sündenfall Adams in die Welt (1 Mose 2,17, Röm 5,12), wobei auch die Tiere von der „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ betroffen wurden (Röm 8,19-21). Da die Evolutionstheorie wegen des Überlebens der „bestangepaßten Arten“ den Tod ungezählter Individuen und Arten verlangt, damit eine Höherentwicklung überhaupt stattfinden kann, ist es unmöglich, daß Gott auf diesem Wege, d. h. auf dem Umweg über den Tod, Tiere und Menschen geschaffen hat. Darüber hinaus ist in biblischer Sicht der Tod ein Feind Gottes, der besiegt werden wird (1 Kor 15,26) und kann daher unmöglich ein Schöpfungsmittel zum Hervorbringen von Leben sein. Biblisch gesehen ist der Tod ein Eindringling in die Schöpfung, der durch die Sünde des Menschen in die Welt kam (s. o.), also ein Zeichen des Gefallenseins der Schöpfung.
6. Nach der Evolutionstheorie hat sich das heutige Leben durch den Kampf ums Dasein entwickelt. Kampf kann aber niemals Prinzip göttlicher Schöpfung sein. Vielmehr hat Gott „die Erde, die Menschen und die Tiere durch seine große Kraft“ geschaffen (Jer 27,5) und hat Mensch und Tieren ausdrücklich nur pflanzliche Nahrung angewiesen (1 Mose 1,30), jedenfalls zunächst. Heute zu beobachtende Kämpfe zwischen Tieren oder zwischen Menschen sind ebenfalls Kennzeichen einer von Gott abgefallenen Schöpfung.
7. Bei konsequenter Anwendung der Evolutionstheorie müßte eine Höherentwicklung auch noch nach dem Auftreten des ersten Menschen angedauert haben und wäre auch heute noch zu erwarten bis an das Ende der Zeiten. Dies steht aber im Widerspruch zu den biblischen Berichten (z. B. über die Endzeit), wonach die als vollkommen (!) geschaffene Menschheit (1 Mose 1,31; 2,1) sich aufgrund der Sünde abwärts entwickelt, und Gott schließlich „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ schaffen wird (Offb 21,1). Die Geschichte Israels zeigt einen „Aufwärtstrend“ nur dort, wo eine Hinwendung zu Gott erfolgte. Wenn die Menschheit sich höherentwickelt, wozu mußte Jesus sterben? Die Erlösung zum Guten hin erfolgt nicht durch Entwicklung, sondern durch das Eingreifen Gottes.
8. Nach 1 Mose 3,20 ist Eva als erste Frau die Mutter aller Lebenden. Das schließt aus, daß es schon vor Adam und Eva Menschen gab.*
9. Das Neue Testament bezieht sich auf den Schöpfungsbericht wie auf eine Tatsache. So schildert z. B. Paulus in Röm 5,12-21 den heilsgeschichtlichen (und damit für uns lebensnotwendigen) Zusammenhang zwischen der Sünde des einen Menschen (Adam) und dem Gehorsam des einen Menschen (Jesus). Es gibt keinen guten Grund, den einen Teil dieser Aussage faktisch, den andern aber nur bildlich zu sehen.
10. Auch Jesus selbst bezieht sich in Mt 19,5 ganz selbstverständlich auf den Wortlaut des Schöpfungsberichtes in 1 Mose 1 und 2.
11. Die Sintflut als weltweite Katastrophe wird von der Evolutionslehre ausdrücklich abgelehnt, die Bibel stellt sie aber eindeutig als solche dar. 1 Mose 6,13: „Da sagte Gott zu Noah: das Ende aller lebenden Geschöpfe ist bei mir beschlossen.“ Stattdessen spricht die Evolutionstheorie davon, daß in der Vergangenheit alle Prozesse meist gleichförmig, ähnlich wie heute und nur mit lokalen oder regionalen Katastrophen abgelaufen seien (Uniformitarismus oder Aktualitätsprinzip). Vgl. aber 2 Petr 3,3-7: „In den letzten Tagen werden Spötter auftreten und sagen, es bleibt doch alles, wie es von Anfang an war. . . . Dabei lassen sie außer acht, daß der Himmel und die Erde durch das Wort Gottes entstanden sind, und daß die damalige Welt durch die Flut im Wasser zugrunde gegangen ist . . . „
12. Auch Jesus spricht in Mt 24,37-39 von der Sintflut als von einer historischen Tatsache.
Literatur
- R. Junker: Evolution ohne Grenzen? – Fakten zur Entstehung der Arten. Hänssler-Verlag, Neuhausen 1993.
- R. Junker: Stammt der Mensch von Adam ab? Hänssler-Verlag, Neuhausen 1998.
- W. Gitt: Schuf Gott durch Evolution? Hänssler-Verlag Neuhausen-Stuttgart, 3. Aufl. 1993.
- R. Junker & S. Scherer: Evolution – ein kritisches Lehrbuch. Weyel-Verlag Gießen, 1998.