John Lennox: „Stephen Hawking, das Universum und Gott“
Ein lehrreicher Denk-SpaziergangSCM Brockhaus Verlag Wuppertal, 2011 herausgegeben vom Institut für Glaube und Wissenschaft Pb., 70 S
Nachfolgend eine Rezension von Harald Binder:
John Lennox ist bekannt als Autor von „Hat die Wissenschaft Gott begraben?“ Mit diesem Buch leistet er einen bedeutenden Beitrag zu moderner christlicher Apologetik. Nun hat er mit dem Büchlein „Stephen Hawking, das Universum und Gott“ auf das jüngste Werk des bekannten Physikers Stephen Hawking reagiert. Letzterer hatte bis 2009 den Lukanischen Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge inne und ist als theoretischer Physiker bereits mehrfach mit populärwissenschaftlichen Titeln als Bestseller Autor in Erscheinung getreten. In seinem jüngsten Werk „Der große Entwurf“ greift Hawking gemeinsam mit dem Co-Autor Leonard Mlodinow wieder ein sehr weit gespanntes Thema auf (wie bereits mit: „Ein kurze Geschichte der Zeit“) und äußert sich dabei nicht nur als Fachwissenschaftler, sondern lässt auch seine persönliche Weltanschauung, seine Meinung über Gott einfließen und spekuliert an den Grenzen derzeitiger physikalischer Erkenntnis.
In seiner Untersuchung geht John Lennox, Professor für Mathematik an der Universität Oxford, nicht den Argumenten der einzelnen fachlich orientierten Kapitel nach, sondern prüft vor allem in den Eingangskapiteln die Präsentation der Position der Autoren und deren Weichenstellung für die Bearbeitung des Themas, sowie ihre Schlussfolgerungen.
Eingangs konstatiert John Lennox ein gesteigertes Interesse einer breiten Öffentlichkeit an Antwortversuchen von Naturwissenschaftlern auf die Frage nach Gott. Er verweist dabei auf jüngste Buchveröffentlichungen, die z. T. in sehr hohen Auflagen produziert wurden und Bestsellerlisten angeführt haben. In fünf kurzen Kapiteln stellt Lennox die Behauptungen von Hawking/Mlodinow und deren Erwartungen im Blick auf naturwissenschaftliche Erkenntnismöglichkeit auf den Prüfstand. Er legt dabei sein Augenmerk darauf, wie das Autorenduo das Verhältnis zwischen naturwissenschaftlicher Forschung und der Frage nach Gott beschreibt. Lennox zeigt auf, wie folgenreich und verhängnisvoll es ist, wenn die Autoren gleich anfangs vollmundig feststellen, dass die Philosophie tot sei, um sich dann über weite Strecken ihres Buches in metaphysischen Reflexionen und Spekulationen zu ergehen und damit selbst ausgiebig Philosophie betreiben. Er weist auf die Folgen hin, die es hat, wenn im „großen Entwurf“ die mathematisch formulierten physikalischen Gesetzmäßigkeiten, mit denen Naturbeobachtungen erklärend beschrieben werden, als Verursachung derselben missverstanden und vermittelt werden.
Wie er das bereits ausführlich in seinem eingangs genannten apologetischen Hauptwerk entwickelt hat, stellt Lennox dar, dass Naturgesetzmäßigkeiten nicht gegen einen Schöpfer in Stellung zu bringen sind; diesen Kategorienfehler weist er Hawking/Mlodinow nach und belegt anhand von Beispielen aus der Wissenschaftsgeschichte, dass einflussreiche Vertreter der Naturwissenschaft persönlich motiviert waren, naturwissenschaftlichen Forschungen nachzugehen, weil sie an einen Schöpfer geglaubt haben. Wenn Hawking/Mlodinow davon überzeugt sind, dass die Gravitation letztlich den Kosmos verursacht und dass die von ihnen erhoffte vereinheitlichende Theorie sowie die Multiversentheorie die Existenz eines Gottes und Schöpfers überflüssig macht, so weist John Lennox auf die logischen Schwierigkeiten solcher Denkansätze hin sowie auf deren Abhängigkeit vom unterlegten Gottesbild. Abschließend bezeugt Lennox sein persönliches Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der biblischen Offenbarung und begründet dies anhand von Beispielen.
In seinem neuen Büchlein nimmt John Lennox aus aktuellem Anlass seine früher ausführlich entwickelten und dargestellten Argumente auf und führt sie in der kritischen Auseinandersetzung mit dem „großen Entwurf“ von Stephen Hawking und Leonard Mlodinow weiter. Als Leser dieses Büchleins lässt man sich auf einen Denk-Spaziergang mit einem bewährten Lehrer und christlichen Apologeten ein. Der Autor beweist seine Meisterschaft nicht zuletzt darin, dass die Lektüre dazu anleitet und motiviert, selbstständig kritisch weiter zu denken. Daher empfiehlt der Rezensent dieses Büchlein des Instituts für Glaube und Wissenschaft gerne zur gewinnbringenden Lektüre.