Haydns „Schöpfung“ – vom Chaos zu einer neuen Welt
Artikel als PDF-Datei (1 Seiten, 180 KB, Stand: 31.08.2023)
Haydns „Schöpfung“ ist ein Jahrhundertwerk, das nach über 200 Jahren nicht an Anziehung verloren hat. Es wurde kürzlich im Rahmen der Herrenchiemsee Festspiele 2023 von dem Kammerorchester Basel und dem Chor des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Giovanni Antonini im Spiegelsaal des Neuen Schlosses aufgeführt.
Der Text zu Haydns „Schöpfung“ (Uraufführung 1798) stammt von Gottfried von Swieten. Er hatte Ideen von John Miltons Epos „Das Verlorene Paradies“ (1667) verarbeitet, wonach sich ein Fall Satans vor Gen 1,2 ereignet haben soll und eine anschließende Wiederherstellung (Restitution) bzw. Neuschöpfung durch Gott notwendig geworden sei. Später sind solche Ideen u. a. als Restitutions- oder Lückentheorie verbreitet worden.
Haydns „Schöpfung“ beginnt mit der Vorstellung des Chaos (Ouvertüre), das vor Beginn der Neuschöpfung herrscht. Vor dem „heiligen Strahle“ flieht „der Höllengeister Schar“, „Verzweiflung, Wut und Schrecken begleiten ihren Sturz“. So ist der Weg frei für eine Neuschöpfung (!): „Und eine neue Welt entspringt auf Gottes Wort“. Und zahlreiche Elemente aus Gen 1 werden verarbeitet.
Der exegetische Gesamtbefund des biblischen Textes bietet allerdings keine Grundlage für solcherart Vorstellungen. Siehe hierzu z. B. „Genesis, Schöpfung und Evolution“ (Reinhard Junker, Hrsg.): https://www.wort-und-wissen.de/bestellung.php?ARTICLE=bu-theo-genesis_schoepf_evo&go=det
Eine Einführung zu „Die Schöpfung“ von Josef Haydn (1732-1809) bietet z. B. https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/musikwissenschaft/pdf/programmheft_innen_ohne_schnittmarken-1.pdf
Zur Abbildung: Aquarell von Balthazar Wigand (1909): Aufführung von Haydns Schöpfung 1808 im Festsaal der alten Universität Wien. Wikimedia Commons (gemeinfrei).