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Wort-und-Wissen-Info 1/2021


Grußwort von Boris Schmidtgall

Liebe Freunde von Wort und Wissen,

kaum jemandem, der sich für den Themenkomplex Evolution und/oder Schöpfung interessiert, dürfte der Ausspruch des Genetikers Theodosius Dobzhansky (1900-1975) entgangen sein: „Nichts in der Biologie ergibt einen Sinn außer im Licht der Evolution.“1 Während diese Aussage nach einer zwingenden Schlussfolgerung aus allen wissenschaftlichen Beobachtungen klingt, hört sich ein Zitat des einflussreichen Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955) anders an: „Die Evolution sollte nichts als eine Theorie, ein System, eine Hypothese sein? Keineswegs! Sie ist viel mehr! Sie ist die allgemeine Bedingung, der künftig alle Theorien, alle Hypothesen, alle Systeme entsprechen und gerecht werden müssen, sofern sie denkbar und richtig sein wollen. Ein Licht, das alle Tatsachen erleuchtet, eine Kurve, der alle Linien folgen müssen, das ist Evolution.“2 Hier handelt es sich offenkundig um eine Festlegung auf Evolution, die bei der Bewertung aller wissenschaftlichen Befunde alternativlos gesetzt ist. Gemeinsam ist den beiden Aussagen, dass die evolutionäre Weltsicht als unbezweifelbar richtig dargestellt wird. An ähnlichen Zitaten von anderen Wissenschaftlern und Philosophen mangelt es nicht. Doch was geschieht, wenn neue, sehr gewichtige Befunde im Licht bisheriger Evolutionstheorien absolut keinen Sinn ergeben und der willkürlich gesetzten evolutionstheoretischen Kurve einfach nicht folgen? Ist es denkbar, dass es erneut zu einem grundlegenden Umdenken wie in der „Kopernikanischen Wende“ kommt?

Befunde der Genetik ergeben keinen Sinn im Licht der Evolution.

Im Rauschen medialer Großereignisse ist im vergangenen Jahr untergegangen, dass zwei wissenschaftliche Projekte von immenser Größe im Bereich der Genetik abgeschlossen worden sind. Es handelt sich dabei um die jeweils dritte Phase von ENCODE (Encyclopedia of DNA Elements) und GTEx (Genotype-Tissue Expression).3,4 Im erstgenannten Projekt, dessen erste Phase bereits im Jahr 2003 begann, geht es um die Suche nach funktionalen Elementen im Genom (Erbgut) von Menschen und Mäusen. Im zweitgenannten Projekt geht es hingegen darum, den Zusammenhang zwischen genetischen Varianten und dem äußeren Erscheinungsbild (Phänotyp) von Menschen zu erforschen. Beide Projekte beinhalten die Zielsetzung, große genetische Datenbanken zu schaffen, die vor allem dazu dienen sollen, den Zusammenhang zwischen Genvarianten und Krankheitsbildern erschließen zu können. Ungeachtet der Zurückhaltung der Forscher in weltanschaulichen Fragen lösten die Resultate dieser pragmatisch ausgerichteten Projekte Kontroversen um das Verständnis und die Erklärung des Evolutionsprozesses aus. Denn schon der summarische Befund aus der zweiten Phase von ENCODE, dass das menschliche Genom zu mindestens 80 % funktional ist, widerspricht klar allen bisherigen Evolutionsmodellen. Harsche Kritik ließ nicht lange auf sich warten und stammte vor allem von inbrünstigen Evolutionsbiologen. Der an der Spitze der Kritiker stehende Houstoner Biologe Dan Graur sagte bei einem Vortrag: „Wenn ENCODE wahr ist, ist Evolution falsch. ENCODE muss vernichtet werden!“5,6
Doch weder ENCODE noch GTEx wurden eingestampft. Stattdessen bestätigen die neuen Ergebnisse umso mehr, dass das Genom der Lebewesen und die damit zusammenhängende Proteinbiosynthese sehr stark nach einer genialen Schöpfung aussehen. Ständig berichten die Forscher von neu entdecken funktionalen Elementen, komplexen Schaltungen und der überraschend starken Verwobenheit und Multifunktionalität des gesamten Genoms. Vieles spricht also dafür, dass noch deutlich mehr als 80 % des menschlichen Genoms eine nachweisbare Funktion aufweisen. Von Spuren einer Jahrmillionen andauernden richtungslosen Evolution wie etwa eindeutig nutzlosen genetischen Regionen ist dagegen nirgends in den Publikationen etwas zu lesen. Es wird zunehmend deutlich: Die Befunde der Genetik ergeben keinen Sinn im Licht der Evolution – sehr wohl aber im Licht der biblischen Schöpfungslehre. Möglicherweise wird es noch lange dauern, bis eine Vielzahl an Wissenschaftlern die naheliegenden weltanschaulichen Konsequenzen dieser Befunde akzeptiert. Doch auch die kopernikanische Wende ereignete sich erst etwa hundert Jahre nach dem Wirken des namhaften Astronomen. Uns als Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen ermutigt es jedenfalls, dass die Handschrift unseres großen Gottes durch „Big Science“ wie ENCODE und GTEx zunehmend mehr ans Licht gebracht wird. Und wir freuen uns, Ihnen von den Wundern Gottes, die ohne Zahl sind (Ps 40,6), fortwährend berichten zu können.

Herzlich, Ihr Boris Schmidtgall

Literatur
1 Dobzhansky T (1973) Nothing in Biology makes Sense except in the light of evolution, The American biology teacher 35, 125-127.
2 Teilhard de Chardin P (1959) Der Mensch im Kosmos, München, 223.
3 Hon CC & Carnici P (2020) Encode expanded. Nature 583, 685-686.
4 Pennisi E (2020) Massive project reveals complexity of gene regulation. Science 369, 1286-1287.
5 Vortrag bei der Society for Molecular Biology and Evolution mit dem Titel „How to assemble a Human Genome?”, Zitate hier verfügbar.
6 Luskin C (2015), Fear of intelligent design prevents some biologists from accepting ENCODE’s results

Schöpfung oder Evolution – ein klarer Fall?

Das Nachfolgebuch zu „Leben-woher?“ von Reinhard Junker – ein kompakter Einstieg in die Debatte um den Ursprung des Lebens und der Artenvielfalt.
Reinhard Junker (2021) Schöpfung oder Evolution. Ein klarer Fall!? CV Dillenburg. Hardcover, Format 15 x 22,6, 192 Seiten, 230 Farbabb. 12,90 €/19,50 SFr.

Eine große Mehrheit der heutigen Wissenschaftler hält die Frage nach dem Ursprung des Lebens und der Ursache der Artenvielfalt für einen klaren Fall: Die Lebewesen sind das Resultat gewöhnlicher natürlicher Vorgänge – in der Summe als „Evolution“ bezeichnet. Die Entstehung erster Zellen durch chemische Reaktionen wird als unbestritten hingestellt und die Entwicklung aller Lebewesen aus Mikroorganismen durch natürliche Vorgänge über unvorstellbar lange Zeiträume gilt als Selbstverständlichkeit. Wer das bezweifelt, erntet Spott, Verachtung und manchmal auch schwerwiegende Auseinandersetzungen. Doch ist die allgemeine Evolution der Lebewesen wirklich so sicher wie das Naturgesetz der Gravitation, wie es einmal Charles Darwin geschrieben hat und viele bis heute glauben? Eine sachliche Auseinandersetzung ist sicherlich wünschenswert, doch trifft man bei dem Versuch, sich mit diesen Fragen zu befassen, auf eine unübersichtliche Vielfalt an Befunden, Hypothesen und Argumenten aus vielen verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft. Auch gibt es zu dem Thema „Schöpfung oder Evolution?“ reichlich Literatur, die aufgrund der Brisanz der Fragestellung zu einseitigen Darstellungen oder gar zur Polemik neigt.
Erfreulicherweise liegt seit kurzem ein neues Buch der Studiengemeinschaft Wort und Wissen vor, das einen allgemeinverständlichen und sachlichen Zugang zu dieser Fragestellung ermöglicht. Es handelt sich dabei um ein weitgehend neu bearbeitetes Werk, das als Nachfolger des Buches „Leben – woher?“ gelten kann. Mit Unterstützung einiger Mitarbeiter hat der Autor des Buchs, Reinhard Junker, hier seine langjährige Erfahrung in der Ausein-andersetzung mit der Schöpfungs- und Evolutionsforschung eingebracht und wie gewohnt großen Wert auf eine verständliche Abhandlung gelegt. Fachliche Kernbegriffe und zentrale Konzepte sind durch anschauliche Beispiele und ansprechend gestaltete Bilder erläutert (diesmal in Farbe).
Im Unterschied zu vielen anderen Büchern zu diesem Themenkomplex wird das Buch nicht mit der Frage „Was ist Evolution?“ eröffnet. Stattdessen werden zu Beginn die grundlegenden Ansätze zur Beantwortung von Ursprungsfragen nüchtern gegenübergestellt (Theismus1 und Naturalismus2). Zudem wird der Fokus auf das entscheidende Element der Diskussion gerichtet: Es wird anhand eines Vergleichs aufgezeigt, wie wissenschaftliche Forschung dazu dienen kann, Indizien für Schöpfung oder für Evolution zu erhalten – und welche Grenzen diese Methode hat.
Im folgenden Kapitel wird auf eine sehr wichtige und in der gegenwärtigen wissenschaftlichen Literatur kaum thematisierte Frage eingegangen: Wie erkennt man Hinweise auf Schöpfung? Durch eine klare Aufstellung von Kriterien zur Unterscheidung von Gegenständen, die entweder geschaffen oder natürlich entstanden sind, schärft das Buch den Blick des Lesers für die mannigfaltigen Hinweise auf Gottes schöpferisches Wirken in der Natur. Ergänzt wird dieser theoretische Teil durch eine Auswahl besonders schöner Beispiele für eindeutig erkennbare Schöpfungsindizien. Ob filigrane Technik (Zahnräder an den Beinen von Zikadenlarven oder Bestäubungseinrichtungen von Blüten), beeindruckende Schönheit, die mehr als nur einen rein biologischen Zweck erfüllt (Paradiesvögel), oder die faszinierende Plastizität von Lebewesen, die überraschend effiziente Reaktionen auf verschiedene Stressformen ermöglicht – alle diese Dinge sperren sich gegen eine Erklärung durch die Evolutionstheorie und sind weit besser aus der Perspektive der Schöpfungslehre zu verstehen.
In den weiteren Kapiteln wird eine Reihe von zentralen Fragestellungen der argumentativen Auseinandersetzung um Schöpfung und Evolution auf eingängige, aber nicht oberflächliche Weise behandelt. Es wird aufgezeigt, weshalb der bis heute von Befürwortern der Evolutionslehre oft angeführte Mechanismus aus Mutation und Selektion weit davon entfernt ist, eine plausible Erklärung für die postulierte Höherentwicklung der Lebewesen zu sein. Darauf aufbauend wird ausgeführt, dass Mutation und Selektion für die Entstehung der Artenvielfalt wahrscheinlich nicht die treibende Kraft sind. Vielmehr handelt es sich bei beobachteten Artbildungsprozessen um das Ausschöpfen einer angelegten, aber begrenzten Variabilität der Lebewesen. Weitere wichtige Themen wie die Verteilung von Ähnlichkeiten bei den Lebewesen, vermeintlich funktionslose Organe, die Entwicklung von Lebewesen im Verlauf der Embryonalphase, Fossilien und die Altersdatierung sowie die Frage nach der Möglichkeit der Entstehung der ersten Lebewesen überhaupt sind ebenfalls didaktisch gekonnt und ansprechend aufbereitet.
Abschließend verdeutlicht der Autor im letzten Kapitel die Relevanz der Schöpfungslehre für den christlichen Glauben. Es zeigt sich, dass die Historizität des Schöpfungsberichts als der Anfang der Heilsgeschichte untrennbar mit der biblischen Lehre über das Heil in Jesus Christus verbunden ist. Die Evolutionslehre ist daher nicht harmonisierbar mit der biblischen Botschaft.
Für jeden, der sich zu der weltumspannenden Debatte um Schöpfung oder Evolution einen leichten Zugang verschaffen will, ohne den Überblick zu verlieren, ist dieses Buch sehr empfehlenswert.

Boris Schmidtgall

Anmerkungen
1 Theismus ist die Auffassung, dass es einen transzendenten Gott gibt, der in diese Welt eingreifen kann.
2 Naturalismus ist die Weltanschauung, derzufolge es keinen transzendenten Gott gibt.

Das Buch kann hier bestellt werden.

Covid-19 und Impfstoffe – auf der Suche nach Orientierung

Verschiedene Varianten des sehr infektiösen SARS-CoV-2 Virus, die von ihnen ausgelösten Atemwegserkrankungen mit stark variierenden Verlaufsformen, vor allem aber deren seit Monaten dominante und allgegenwärtige Präsenz vor allem in den Medien, stellen viele von uns, aber auch unsere ganze Gesellschaft vor große Herausforderungen.
Die jüngsten Infektionswellen konfrontieren uns mit der Erfahrung, dass unser Wissen begrenzt ist und dass wir trotz aller medizinischen Möglichkeiten verletzlich und sterblich sind. Diese allgemeine Kenntnis haben wir angesichts von unserem vergleichsweise sicheren, von großen individuellen Freiheiten gekennzeichneten Alltag in den Hintergrund drängen lassen. Viele von uns sind in Anbetracht der vielen Zahlen, deren unterschiedlicher Interpretation durch verschiedene Institutionen und Fachleute sowie der immer wieder zutage tretenden Unsicherheiten verwirrt.
Manche merken, dass wir in der Vergangenheit Informationen zur Sterblichkeit und wie sie durch unterschiedliche Einflussfaktoren, wie z.B. Alter, Lebensführung, Infektionssituation …, beeinflusst wird, nicht wirklich wahrgenommen und darüber nachgedacht haben.
Um in dieser Situation eine Orientierungshilfe anzubieten und als Reaktion auf verschiedene Anfragen haben Peter Borger und ich einen kurzen Text als Diskussionsbeitrag verfasst (https://www.wort-und-wissen.org/wp-content/uploads/Impfstoffe-und-Immunitaet.pdf).
Im Text wird zunächst die Wirkungsweise des menschlichen Immunsystems skizziert und beschrieben, wie es auf Infektionen reagiert und den menschlichen Organismus schützt.
Unser Körper ist mit einem sehr lern- und leistungsfähigen Abwehrsystem gegen Krankheitserreger ausgestattet.
In der Geschichte der Menschheit und der Wissenschaft spielen Impfstoffe eine bedeutende Rolle: Impfstoffe können bei Überforderung oder Überlastung des Immunsystems lebensrettend sein; ein Blick in die Geschichte der Medizin zeigt, dass viele Nobelpreisträger über Infektionen verursachende Mikroorganismen geforscht haben und in diesem Zusammenhang auch bei der Entdeckung und Entwicklung von Impfstoffen beteiligt waren (z. B. Emil Behring, Robert Koch, Paul Ehrlich).
Auch die weltweite Herausforderung durch SARS-CoV-2-Viren hat global intensive Anstrengungen zur Suche nach Impfstoffen ausgelöst. Am schnellsten wurden sogenannte mRNA-Impfstoffe bis zur klinischen Prüfung entwickelt (derzeit sind in Europa zwei davon zugelassen und werden verimpft; weitere, darunter auch klassische Impfstoffe, sind in der klinischen Prüfung).
Seit über 25 Jahren wird an mRNA-Impfstoffen geforscht, vor allem im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Krebserkrankungen. Diese wurden aber bisher nicht in größerem Umfang bei Menschen eingesetzt. Die Erfahrungen mit dieser neuen Impfstoffklasse sind infolgedessen begrenzt und es ist durchaus damit zu rechnen, dass im Verlauf der großangelegten Impfkampagnen bisher unbekannte Komplikationen zutage treten werden. Auch bei etablierten Impfungen kann es zu unerwarteten Reaktionen kommen, die entsprechend beobachtet und ausgewertet werden. So stellt die „Ständige Impfkommission“ immer wieder Impfempfehlungen zusammen, in denen die entsprechenden Erfahrungen eingeflossen sind, und veröffentlicht diese.
Die Zulassung der mRNA-Impfstoffe erfolgte in auffallend kurzer Zeit. Dies ist zu einen Teil auf optimierte administrative Prozesse unter dem Druck der Öffentlichkeit zurückzuführen. Es wurden alle etablierten Klinischen Stufen durchlaufen. Dennoch sind in der kurzen Zeit (ca. 9 Monate) nicht so viele Erfahrungen zu sammeln, wie wenn dieser Prozess über mehrere Jahre läuft. Es können sich durchaus noch – wie bei anderen Impfstoffen auch – negative Nebeneffekte bemerkbar machen, die dann entsprechende Berücksichtigung finden müssen.
Die vorliegenden Unsicherheiten und deren mehr oder weniger kompetente Verbreitung in den Medien lösen bei vielen von uns Unbehagen und Sorgen aus. Wie können sich Nachfolger Jesu in dieser Situation orientieren und verhalten? Zunächst einmal wichtig ist die Feststellung, dass Christen die derzeitige Situation, deren öffentliche Einschätzung sowie die politischen Maßnahmen unterschiedlich wahrnehmen, gewichten und bewerten. Dies erscheint insofern zulässig, als wir in der Bibel keine konkreten und spezifischen Informationen und Vorgaben für das Verhalten in solch einer speziellen Situation haben. Dennoch zeigt Gott in seinem Wort Grundlinien auf, von denen hier abschließend einige kurz aufgezeigt werden sollen:
Krankheit und Tod sind Kennzeichen dieser Welt als einer Schöpfung Gottes, in der die Menschen sich von ihrem Schöpfer wissentlich und willentlich unabhängig erklärt haben. In 1. Mose 3 ist dieser Zusammenhang aufgezeigt und Paulus schreibt in Römer 8, 21 ff darüber. Die Vernichtung von Krankheit und Tod ist nicht durch medizinische und technische Entwicklungen zu erwarten, sondern durch Gottes erneutes schöpferisches Handeln. Die Gewährleistung einer nicht aus den Fugen geratenden Welt sehen Bibelleser in den Verheißungen, die Gott Noah und seiner Familie nach der Sintflut gegeben und bis heute treu erfüllt hat.
Wir wollen gemeinsam darauf achten und uns gegenseitig darin stärken, dass wir unsere Hoffnung auf Gott und seine Zusagen setzen und unser Reden und Handeln daran orientieren. Wir können auch gerade darin den Auftrag Zeugen zu sein an unseren Mitmenschen erfüllen, indem wir unser Verhalten erkennbar an Gott und seinem Wort ausrichten.

Harald Binder

Glaube, Wissenschaft und die Bibel

Das Buch von Tapio Puolimatka über Denkvoraussetzungen und ihre Wirkung ist ein großer Wurf und eine lohnende Lektüre für jeden, der die Irrtümer der zeitgenössischen Hochschultheologie verstehen will.
Tapio Puolimatka (2018) Glaube, Wissenschaft und die Bibel. Ruhland-Verlag. Hardcover, Format 13 x 21, 725 Seiten, 28,80 €.
In einem vielzitierten Bibelvers aus dem Kolosserbrief heißt es: „Habt acht, dass euch niemand einfängt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß“ (Kol 2,8). Viele bibeltreue Christen wenden diesen Vers an, um vor der historisch-kritischen Theologie zu warnen, welche an vielen Universitäten als methodische Herangehensweise zur Bibelauslegung mit einem Absolutheitsanspruch vertreten wird. Problematisch ist jedoch, dass bibeltreue Christen eher selten über eine gründliche Kenntnis der immensen Schwächen der historisch-kritischen Methode verfügen und nur wenige darin geübt sind, als wissenschaftlich bezeichnete, kritische Behauptungen über die Bibel mit guten Gegenargumenten abzuwehren.

Nun liegt seit kurzem mit „Glaube, Wissenschaft und die Bibel“ ein apologetisches Buch vor, das hier in umfangreicher Form Abhilfe verschafft. Der Autor, Tapio Puolimatka, ist Professor für Erziehungswissenschaften an der finnischen Universität Jyväskylä und befasste sich in seiner Laufbahn vertieft mit Philosophie, Religionswissenschaft und Philologie. Sein Anliegen in diesem Buch war es, aufzuzeigen, dass die Wahl eines Ausgangspunkts für die Untersuchung der Bibel von größter Bedeutung für das Resultat ist. Diese Wahl erfolgt aber keineswegs aus „wissenschaftlichen“ Gründen, sondern ist das Ergebnis einer persönlichen Entscheidung. Darauf aufbauend kritisiert der Autor die historisch-kritische Theologie, deren Befürworter stets unausgesprochen eine naturalistische1 Weltanschauung voraussetzen, und zeigt viele Gründe auf, weshalb diese Sichtweise ihrem Forschungsobjekt, den Inhalten der Bibel, nicht gerecht wird. Darüber hinaus zeigt er die Überlegenheit des supranaturalistischen Ansatzes zur Bibelauslegung auf.
Der Autor eröffnet das Buch mit einer aufschlussreichen Betrachtung darüber, wie Menschen Zugang zu Erkenntnis finden oder sie verfehlen. Besonderes Gewicht wird hierbei auf ein entscheidendes Erkenntnishindernis gelegt: die Tendenz der Menschen zum Selbstbetrug, dessen Hauptursache es ist, nicht wissen zu wollen, dass der Mensch in Gottes Bild erschaffen ist. Gemäß Puolimatka verschaffen weder Intelligenz noch Gelehrsamkeit Abhilfe gegen dieses Hindernis. Er veranschaulicht anhand des Lebenszeugnisses eines Philosophen, dass Intelligenz sogar förderlich sein kann für umso größeren Selbstbetrug, da intelligente Menschen nicht nur besser darin sind, andere zu täuschen, sondern auch sich selbst. Dass auch Gelehrsamkeit den Menschen an der Wirklichkeit vorbeiführen kann, wird neben anderen Beispielen anhand der absurden Auffassung des bekannten Theologen Rudolf Bultmann verdeutlicht, die Evangelien würden kein Bild von Jesus Christus vermitteln. Während die wissenschaftliche Ausbildung einem Menschen nicht das Rüstzeug gibt, um Selbstbetrug aufzudecken, ist dies durch die biblische Offenbarung möglich. Dadurch kann der Mensch die für Wahrheitsfindung unverzichtbare Befähigung zur Selbsterkenntnis und Selbstkritik erlangen.
Als weiteres wesentliches Hindernis werden Machtstrukturen im Wissenschaftsbetrieb ausgemacht. Die Abhängigkeit junger Forscher von Fördermitteln und einer guten Vernetzung erfordert die Fähigkeit, sich anzupassen. Treffend beschreibt Puolimatka die Situation, die vielen jungen Forschern bekannt sein dürfte: „Forscher entwickeln einen Instinkt dafür, welche Auffassungen unpopulär sind, und sie lernen sich vor diesen in Acht zu nehmen. Vielversprechende Karrierechancen können zerstört werden, wenn man Theorien infrage stellt, die Fürsten in den Wissenschaften befürworten“ (S. 65). Insgesamt wird eindrücklich aufgezeigt, wie Befürworter der historisch-kritischen Theologie unter Gebrauch der Machtstrukturen in der Wissenschaft einen geschlossenen Diskursraum schaffen und alternative Herangehensweisen ausschließen.
In dem Buch wird auch auf die historische Entwicklung der Mentalität der Europäer eingegangen, beginnend mit der Zeit der frühen Christen über die sogenannte Aufklärung bis zur heutigen Zeit. Es wird aufgezeigt, wie das biblische Gedankengut die Menschen anleitete, der eigenen Wahrnehmung zu trauen, zwischen der Schöpfung und dem Schöpfer zu unterscheiden und den unantastbaren Wert von Menschenleben anzuerkennen. Wird das Wort Gottes als Ausgangspunkt der Erkenntnis gewählt, befreit dies die Menschen vom Mystizismus und vor überoptimistischen Vorstellungen vom menschlichen Wesen. Auf genau dieser Grundlage konnte die moderne segensreiche Wissenschaftskultur entstehen. Dem gegenüber werden die Tendenzen der Epoche der sogenannten Aufklärung gestellt: Bestreiten der Wirklichkeit von Gottes Offenbarung, Bezweifeln der Fähigkeit des Menschen, das Wesen der Dinge zu erkennen, bei gleichzeitiger Überbetonung des menschlichen Verstandes, und die Förderung des deterministischen Denkens in der Philosophie. Aus diesen Dingen resultierte nach Puolimatka letztlich die Trennung von Glauben und Wissen und „ […] eine Tradition, nach der es unmöglich ist, von Gott wahrheitsgemäß zu sprechen“ (S. 284).
Abschließend wird aufgezeigt, dass alle Versuche der naturalistischen Bibelinterpretation in Sackgassen enden. Sei es die formhistorische Forschung, Redaktionskritik, soziologische Kritik oder auch Literaturkritik – sofern sie von einem naturalistischen Weltbild als Grundlage ausgehen, vermitteln sie keinen entscheidenden Erkenntnisgewinn. Die einzig sinnvolle Herangehensweise, die sowohl dem Inhalt der Bibel als auch den historischen Tatsachen gerecht wird, ist die supranaturalistische Interpretation biblischer Texte. Dies wird von einer Vielzahl an nachweislich erfüllten Prophetien sowie wiederholt gemachten archäologischen Funden auf eindrucksvolle Weise bekräftigt.
Es ist erkennbar, dass es dem Autor ein Anliegen war, das Buch in einer eher einfach gehaltenen, zugänglichen Sprache zu verfassen, sodass es allgemeinverständlich ist. Das Buch liest sich flüssig, da allzu lange, verschachtelte Sätze vermieden werden. Manche Sachverhalte werden erneut aufgegriffen beziehungsweise wiederholt, was aber für den Gedächtniseffekt durchaus nützlich ist. Der Autor gebraucht viele anschauliche Beispiele und treffende Zitate, um die theoretischen Sachverhalte zu illustrieren. Wichtige Fachbegriffe wie z. B. „basale Überzeugung“2 oder „Bezwinger“3 werden erläuternd eingeführt, sodass man nicht den roten Faden verliert. Das einzige Manko des Buchs sind die relativ vielen Rechtschreibfehler.
Insgesamt ein sehr empfehlenswertes, lehrreiches Buch, das man sicherlich wiederholt lesen kann, auch wenn es wegen des großen Umfangs einiges an Ausdauer erfordert.

Boris Schmidtgall

Anmerkungen
1 Die „naturalistische Weltanschauung“ bedeutet die Auffassung, dass alle Dinge und Ereignisse in dieser Welt ausschließlich natürliche Ursachen haben. Die Existenz eines transzendenten Gottes, der in diese Welt hineinwirkt, ist damit ausgeschlossen.
2 Eine basale Überzeugung ist eine Auffassung, die nicht weiter begründet werden kann.
3 Ein Bezwinger ist ein Argument, das eine basale Überzeugung umstürzen soll.

Neue Beiträge auf unseren Internetseiten

Artikel auf genesisnet.info

Vorträge auf Youtube

 

Neuerscheinung

Schöpfung ohne Schöpfer?

Reinhard Junker & Markus Widenmeyer (Hrsg.) Schöpfung ohne Schöpfer? SCM Hänssler, Holzgerlingen 2021. Hardcover, Format 16,5 x 24, 328 Seiten, 19,95 € (A: 20,60) / 29,80 SFr.

Obwohl eine große Mehrheit der Wissenschaftler die Schöpfungslehre ablehnt, mehren sich überzeugende Indizien für Design in der Natur. Daher gibt es weiterhin viele Bemühungen, das Design-Argument zu entkräften. Dieses Buch ist eine Sammlung von Einzelbeiträgen verschiedener Autoren zur Verteidigung des Design-Arguments in der Biologie.

Das Buch kann hier bestellt werden.

 

 

 

 

 

Geologische Datierungsmethoden

Zweite Ergänzungslieferung der Online-Loseblattsammlung „Gültigkeit und Grenzen geologischer Zeitbestimmung“
Radiokarbonmethode, Warvenchronologie, Dendrochronologie, Eiskernchronologie, Uran-Blei-Methode u. v. m. – die Loseblattsammlung beschäftigt sich mit der häufig vernachlässigten Fragestellung, ob und gegebenenfalls wie wir wissen können, dass die geologischen Datierungsmethoden valide Alterswerte produzieren. Die Sammlung enthält in Übersichten und Kurzbeiträgen Beispiele, Analysen und konkrete Bewertungen – mit zum Teil überraschenden Ergebnissen.
Ziel der geologischen Zeitbestimmung ist, vergangene (geologische) Ereignisse mit einem Datum vor heute zu versehen, z. B.: Wann brach der Laacher-See-Vulkan aus? Oder: Wie alt sind die Kohlen-führenden Ablagerungen im westfälischen Kohlenrevier? Schließlich ist die offizielle, internationale (chrono)stratigraphische Tabelle mit radiometrischen Alterswerten geeicht.
Die kürzlich abgeschlossene 2. Ergänzungslieferung umfasst eine komplette Überarbeitung und Ergänzung aller Beiträge der 1. Ergänzungslieferung (2014), inklusive der Berücksichtigung von Kritiken, sowie 15 neue Blätter. Zum Teil greift die Sammlung auf umfangreichere Studien zu, insbesondere aus der Reihe „W+W Special Paper“.
Links zu den pdf-Dokumenten:

Michael Kotulla

Vielen Dank …

Wenn der Herr nicht das Haus baut, dann arbeiten umsonst, die daran bauen (Ps 127,1).

Was sind Finanzpläne und Budgetentwürfe in einem Jahr, das durch Corona bestimmt wird, wert? Ein Schatzmeister kann seine in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen nutzen und die nahe Zukunft planen. Aber wenn dann viele geplante Veranstaltungen, Tagungen und Vorträge ausfallen müssen und der damit verbundene Literaturverkauf einbricht, ist alle Planung Makulatur. Bis zur (verschobenen) Mitgliederversammlung im September haben wir die Planung für das laufende Jahr kontinuierlich zurücknehmen müssen.
Die Aussagen von Psalm 127 haben wir dann aber sehr direkt erfahren. Gott selbst war mit im Werk! Aus Präsenztagungen wurden Online-Tagungen und viele Mitarbeiter und Referenten haben dazu beigetragen, dass die üblichen Tagungsbeiträge durch Spenden für die Onlinekonferenzen mehr als überkompensiert wurden. Natürlich schmerzte das Fehlen persönlicher Begegnungen, doch hat sich erfreulicherweise die Zahl der Teilnehmer an den Veranstaltungen – und damit die Reichweite – mehr als verdoppelt. Das war nicht unser Menschenwerk. Gott selbst hat gebaut.
Wir sind dankbar, dass wir die Stelle von Frank Meyer nach seinem altersbedingten Ausscheiden mit Johannes Weiss neu besetzen konnten. Schließlich hatte Gott auch die Finanzen bereitgestellt, mit denen wir den Mitarbeiterstab ab Januar 2021 um den Physiker Dr. Peter Trüb verstärken konnten.
Wir sagen ein herzliches Dankeschön an alle Spender, die uns mit sehr großen oder kleineren Beträgen unterstützt haben. Wir danken Ihnen, dass Sie uns in diesem Krisenjahr die Treue gehalten haben. Trotz der finanziellen Einbrüche in der Tagungs- und Literaturarbeit konnten wir das Jahr mit einem kleinen Überschuss in Höhe von ca. 26.000 € abschließen.
Aber auch das Jahr 2021 wird spannend: Welche Tagungen können stattfinden? Wer wird die Stelle des Geschäftsführers von Reinhard Junker übernehmen, der Ende November das Pensionsalter erreicht? Welche Optionen für eine zentrale und offene Geschäftsstelle können realisiert werden? Für weitere Projekte, insbesondere in der Forschung und der Öffentlichkeitsarbeit oder durch professionelle Onlineangebote sind wir weiter auf ihre Unterstützung angewiesen. Im Rahmen der Jahrestagung werden wir über weitere Schritte berichten.
Die Zuwendungsbescheinigungen für 2020 wurden Ende Januar verschickt. Sollten Sie wider Erwarten diese nicht erhalten haben, wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle.

Dr. Stephan Schmitz (Schatzmeister)

STUDIUM INTEGRALE JOURNAL

Das evolutionskritische Magazin

Themen Heft 2 / 2020

  • R. Junker: Vogelmerkmale bei Dinosauriern. Vorläuferstadien oder Konvergenzen?
  • N. Crompton: Mendel’sche Artbildung und die Entstehung der Arten. 3. Fortpflanzungsisolation und adaptive Radia­tionen
  • P. Borger: De novo – Gene aus dem Nichts? Interpretationsfehler oder komplexes Genom?
  • H.-B. Braun: El Cóndor Pasa
  • R. Junker: Hummeln lösen Blütenbildung aus
  • H. Binder: Bernsteininklusen – Einblicke in frühe Pflanzen-Bestäuber-Beziehungen
  • M. Kotulla: Eiszeit: Gletscher- und Eisschmelze in wenigen Jahrhunderten?
  • P. Korevaar: Plutos schwindende Atmosphäre
  • H. Binder: Mann und Frau – auch im Gehirn unterschiedlich
  • B. Schmidtgall: Leben aus der Tiefe der Erde: Fortschritt in der Lebensursprungsfrage?
  • D. Vedder: Citratnutzung bei Escherichia coli: Kein evolutionäres Sprungbrett

Streiflichter: Proteom-basierter Stammbaum mit interessanten Resultaten • Schildkrötenameisen: Abruf vorhandener Optionen statt Evolution? • „Schnabeltier der Krabbenwelt“ • Springende Genialität • Homologien: keine Beweise für Evolution • Gemeine Napfschnecke – Spezialistin für flexibles Kleben • Frauen mit „Neandertaler-Genvarianten“ haben weniger Fehlgeburten • Ceres’ verborgener Wasserozean • Neues über Lebensentstehung? Oder Überinterpretation einfacher chemischer Systeme? • Proteine in Meteoriten – heiße Spur außerirdischer Lebewesen?

Jahresabo (2 Ausgaben; je 56–64 S.): 15,– € (außerhalb D: 17,– / SFr 23,–); Studenten/Schüler: 10,– € (außerh. D: 12,– / SFr 15,–); Einzelheft: 8,50 €; älteres Kennenlernexemplar € 4,– € / SFr 6,– (jeweils inkl. Versandkosten; Bestellung mit beiliegendem Coupon)

Jahrestagung

11. Juni – 13. Juni 2021
Christliches Erholungsheim Rehe/
Westerwald, Heimstraße 49, 56479 Rehe

Themen und Referenten

  • Prof. Dr. Andy McIntosh: Chemische Kampfstoffe – der Bombardierkäfer
  • Prof. Dr. Stefan Gustavsson: Warum die Evangelien historisch glaubwürdig sind
  • Dr. Torsten Attendorn: Zwischen Anthro-
    pozän und Zauneidechse – was ist die goldene Mitte der Umweltverantwortung
    Wahlseminare
  • Dr. Peter Korevaar: Neues aus dem Sonnensystem
  • Winfried Borlinghaus: Makro-Fotographie
  • Dr. Stefan Gustavsson: Apologetik in einem säkularen Umfeld (auf Englisch)

Gottesdienst

Predigt: Prof. Dr. Helge Stadelmann: Gott spricht stereo – lassen wir uns ansprechen?

Weiteres

  • Aktuelles aus der Arbeit von Wort und Wissen
  • Ihre Fragen zu Wissenschaft und Bibel – W+W Mitarbeiter antworten
  • Talk am Kamin mit Prof. Dr. Henrik Ullrich

Anmeldung
(oder mit besonderem Formular; bei der W+W-Geschäftsstelle erhältlich; siehe Impressum)
Anmeldeschluss: 29. 5. 2021

Termine 1. Halbjahr 2021